München Manhattan #1
und so gutaussehend.
Und was ist das? Die Kinder bei ihrem ersten Schlittschuhausflug beim Rockefeller Center. Was war das für ein schöner Tag gewesen. Ein deutscher Tourist hatte sie alle fotografiert. Thomas, sie und die Kinder. Das waren schöne Zeiten.
Konzentrier dich, Sophie. Lass die Gefühle nicht so nah an dich ran. Denk daran, was du hier suchst. Du suchst Fotos für Jossies Referat! Sonst nichts!
Hier. Ein Foto von Freddy und Jossie vor dem weltberühmten Weihnachtsbaum. So niedlich. Und hier noch eins von den beiden bei ihrem ersten Baseball-Training. Auch mit Thomas.
Soll sie Jossie dieses Foto auch geben? Nein, lieber nicht. Hier noch eins von den Zwillingen bei ihrem Kindergartenausflug in den Zoo im Central Park. Ein paar Schnappschüsse von einem Urlaub auf Hawaii. Jossie – fünf Jahre alt – mit seinem neuen Basketball im Park. Und hier noch Freddy in seinem Zimmer in Stuyvesant Park.
Genug. Das reicht. Sophie atmet schwer. Mehr geht heute einfach nicht. Sie möchte schon die Kiste wieder verschließen und schiebt einen ganzen Stapel noch nicht angeschauter Fotos wieder hinein. Dabei flutscht ihr ein ganzer Packen aus der Hand. Und dann ist alles wieder da. Als wäre es gestern gewesen.
Hier sind die Fotos von dem wunderschönen, unvergesslichen Wochenende in Vermont. Mit ihrer großen Liebe.
Ursprünglich hatte es gar nicht ein romantisches Wochenende werden sollen. Sie sollten eigentlich zu sechst sein. Sechs Freunde, die alle leidenschaftlich gerne Skifahren. Aber die anderen waren erst zwei Stunden später losgefahren und waren so in die Anfänge des Schneesturms geraten. Sie mussten wieder umdrehen und nach New York zurückfahren.
Und plötzlich waren es nur sie und er. Und dieses zauberhafte kleine Bed-and-Breakfast in Stowe, Vermont. Ein altes umgebautes Farmhouse mit rotgetäfelten Wänden. Die antiken Holzfenster waren weiß lackiert gewesen und die Haustür sah aus, als sei sie hundert Jahre alt. Und diese entzückende Porch mit der Schaukel. Zum Verlieben. Die gemütlichen Sitzecken in der Living Area mit dem prasselnden Kaminfeuer.
Und was am ersten Abend als Absacker mit einem Glas Rotwein in den Ohren sesseln des Living Rooms vor dem Kamin begonnen hatte, endete in einer heißen Nacht.
Sie war schon lange in ihn verliebt gewesen. Obwohl sie eigentlich schon seit zwei Jahren in einer festen Beziehung mit einem anderen Mann lebte. Er hingegen war in der Lebensphase gewesen, wo er alles mitnahm was ging.
Sie waren nach der ersten Nacht eigentlich gar nicht mehr aus dem Bett herausgekommen. Sie hatte das Gefühl gehabt, als seien sie seelenverwandt gewesen. Für diese zwei Tage war Sophie genau dort gewesen, wo sie immer sein wollte.
Und dann war es auf einmal Montagmittag. Der Schneefall hatte sich gelegt und der Schneeräumdienst hatte die Straßen wieder geräumt. Und von einem Moment auf den anderen war alles anders gewesen.
Sophie schüttelt den Kopf als könnte sie so ihre verletzten Gefühle von damals ändern. Damals hatte sie sich geschworen, sie würde nie wieder so verletzlich werden. Es war einfach zu schlimm gewesen.
Und jetzt? Jetzt steht sie wieder da. Genauso verletzlich wie damals. Jetzt hat sie Gavin. Durch ihn ist ihre Seele wieder geheilt. Sie hat wieder Vertrauen gefasst.
Gavin ist den Kindern jetzt seit fünf Jahren ein guter Vater. Und wenn sie ganz ehrlich ist, können sich ihre Gefühle von damals nicht mit dem messen, was sie für Gavin empfindet. Damals, mit Mitte zwanzig, war sie noch zu jung und unerfahren gewesen. Damals hatte sie ihre Verliebtheit für Liebe gehalten.
Wenn ich nicht mit nach Amerika fahre, wird Gavin nicht aufhören nach dem Grund zu fragen. Und das muss ich unbedingt vermeiden.
Denn was wird er tun, wenn ich mich weiterhin weigere, es ihm zu erklären? Irgendwann wird er mich verlassen.
Nein, das kann ich nicht zulassen. Ich darf ihn nicht verlieren. Dann muss ich eben mit. Dann fahre ich eben nach New York.
Und wenn ich wieder da bin, dann werde ich versuchen, den Kindern zu erklären, dass sie sich nie mit ihrem Vater treffen werden. Wenn ich New York schaffe, dann schaffe ich das auch!
***
ALLES EINE FRAGE DER EINSTELLUNG
MAMARONECK VILLAGE. MONTAG 11 UHR
Robert hat auf ihre Mail immer noch nicht geantwortet. Vielleicht war es das. Kann eine Ehe so enden? Einfach so? Susannas Gedanken werden von den Kindern unterbrochen.
„Mama!! Du hörst mir nie zu!“ Die kleine Anna zerrt am Mantel ihrer
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