München Manhattan #1
versprochen, ihn sofort ins Kinderzimmer zu schicken, sobald er nach Hause gekommen wäre. Damit hatten sie sich zufriedengegeben und waren darüber eingeschlafen.
Susanna hört wie die Haustür aufgeschlossen wird. Sie hat das Wohnzimmer in ein Kerzenmeer verwandelt. Das flackernde Licht lässt die Möbel nur schemenhaft erahnen. Im Hintergrund läuft leise Musik.
„Come here, Loverboy … Oh Loverboy “. Es ist der Soundtrack von Dirty Dancing. Das Lied, zu dem sie sich das erste Mal geküsst haben.
Robert bleibt wie angewurzelt an der Tür stehen. Susanna zu sehen – damit hat er offenbar nicht gerechnet. Und sie so zu sehen erst recht nicht. Das sieht sie ihm an.
Wo sie doch immer behauptet, sie würde nur ungern Schuhe mit Absätzen tragen, obwohl er ihr schon immer gesagt hat, dass er das ganz besonders sexy findet. Und jetzt steht sie hier.
In Highheels , die aufregender nicht sein könnten. Die ihre schönen Beine voll zur Geltung kommen lassen. Ihre Haare sind offen, ein paar Strähnen fallen ihr verführerisch ins Gesicht. Sie trägt den cremefarbenen Dries van Noten Mantel, über den sie sich so gestritten haben. Aber er steht ihr einfach ausgezeichnet. Sie fühlt sich sexy und lächelt ihn an. Wie lange ist das her, seitdem sie ihn das letzte Mal so angesehen hat?
Robert lässt seine Tasche fallen und macht einen Schritt auf sie zu. Aber Susanna streckt ihre Hand aus und bedeutet ihm, dass er stehenbleiben soll.
Sie dreht die Musik ein wenig lauter und lässt den Mantel einfach von ihren Schultern herab auf den Boden gleiten. Und da steht sie jetzt. Mit ihren Glitzer- Highheels und sonst nichts.
Mit einem Schritt ist Robert bei ihr, und sie sinkt ihm unendlich glücklich in die Arme.
2 STUNDEN SPÄTER
Robert und Susanna sitzen eingekuschelt in Decken und eng umschlungen auf dem Sofa. Sie haben die Flasche Champagner geöffnet, die sie immer für eine besondere Gelegenheit aufheben wollten. Wortlos prosten sie sich zu.
Nach einer Weile bemerkt Robert: „Ein Problem haben wir ja jetzt aus dem Weg geräumt …“
Beide lachen. Wie gut es tut, so unbeschwert mit ihm zu lachen. Und doch werden sie beide auch schnell wieder ernst.
„Susanna …!“
„Robert …!“
Nach einer kleinen Pause haben beide im selben Moment angefangen zu sprechen.
„Sag du.“
„Nein, du zuerst.“
Und Susanna fängt an. „Das mit meiner Reise nach New York. Ich glaube, ich wollte nicht nur vor unseren Problemen weglaufen, sondern auch vor mir selbst. Ich war in der letzten Zeit so unzufrieden. Unzufrieden in meiner Rolle als Hausfrau. Mir fehlt mein alter Job und doch möchte ich nicht von den Kindern getrennt sein. An manchen Tagen habe ich mich in meiner Rolle überfordert gefühlt und dann auch wieder total unterfordert. Und das alles in einer finanziellen Abhängigkeit dir gegenüber. Wo ich doch früher mein eigenes Geld verdient habe.“
Robert sieht sie erstaunt an. „Aber warum hast du denn nicht mit mir darüber gesprochen?“
„Hättest du das wirklich hören wollen? Wir hatten es doch so vereinbart. Ich gebe meinen Job für die nächsten Jahre auf und kümmere mich um die Kinder. Du machst Karriere.“
Robert zieht sie noch näher an sich. „Ja, sicher, aber ich wollte doch nie, dass du unglücklich dabei bist. Ich habe gedacht, dass du dich in deinem Leben wohlfühlst. Gut, hier und da einen schlechten Tag haben wir ja alle mal. Aber mir ist es immer so vorgekommen, dass du in deiner Rolle als Mutter vollkommen aufgehst. Du warst doch nur noch für die Kinder da, etwas anderes hat dich doch gar nicht interessiert.“
„Aber das stimmt doch gar nicht.“
„Doch Susanna. Denk mal nach. Wenn wir zusammen essen gegangen sind, ging es immer nur um die Kinder. Du hast dich nie für meinen Job interessiert. Wenn überhaupt, hast du einen Vergleich zu deinem Bruder angestellt. Und das hat mir dann zu schaffen gemacht.
„Aber ich wollte dich doch nie mit ihm vergleichen!“
„Hast du aber. Du findest das Leben was er führt cool. Dieses Leben konnte ich dir aber nicht bieten. Werde jetzt bitte nicht sauer, aber ich glaube, dass du manchmal in einer Romanwelt lebst, in der sie alle furchtbar reich sind. Das ist aber nicht das wirkliche Leben. Das was wir hier haben kostet schon viel Geld, und die meisten können sich das gar nicht leisten. Ich hatte in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, dass ich dir nicht genüge. Und daraufhin habe ich ja auch diesen Blödsinn
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