München Manhattan #1
sondern hat mich arrogant hinter seinem Schreibtisch sitzend schon laut angefahren, bevor ich die Tür überhaupt schließen konnte. Er wusste alles.
Der große Steve Kavanaugh hatte ihm auf der Party von der Affäre mit Peter erzählt und auch davon, dass ich in das geschäftliche Fiasko verwickelt war. Dass am Ende nicht Peter verantwortlich war dafür, dass wir den Kunden verloren haben, sondern ich.
Männer sind doch alle gleich und halten am Ende immer zusammen!
Bobs Wut und seine Verachtung werde ich nie vergessen können. Wie ich es wagen könnte, der Firma wegen einer Bettgeschichte derart zu schaden. Wie unprofessionell es von mir gewesen war, persönliche Motive mit Geschäftlichem zu verstricken, und meine Vertrauensposition auszunutzen.
Dass ich ohne Vorwarnung da stand und mich von meinem Mentor, von der einzigen Person, der ich noch was bedeute, fertig machen lassen musste – das wird mir Peter büßen.
Er hat seinen Job wieder und seine Frau. Das soll gerecht sein? Und ich? Jetzt ist die Geschichte umgedreht und er steht als Opfer da? Wer hat hier eigentlich wen benutzt?
Und seine Frau. Oh, wie ich diese Person hasse! Und Steve gleich mit. Um den kümmere ich mich auch noch. Aber das muss warten. Im Moment gibt es Wichtigeres. Denn das Ende dieser Geschichte schreibe ich und sonst niemand.
Charlotte ist vor der Wohnungstür angekommen.
30 MINUTEN SPÄTER.
Kristin steigt gehetzt aus dem Yellow Cab , das vor ihrer Haustür gehalten hat. Wie konnte sie nur vergessen, dass heute Nachmittag der Termin mit den Einkäufern von Sothebys ansteht. Und sie hat eine Jeans an! Zwar eine von Escada – aber trotzdem. Das geht gar nicht. In diesem Outfit kann sie unmöglich ein erfolgreiches Meeting auf dem Niveau leiten und die Galerie vertreten! Sie muss unbedingt noch ihre schwarzen Louboutins und das Jil Sander Kaschmirkleid aus der Wohnung holen.
Gehetzt sperrt Kristin die Wohnungstür auf, läuft eilig durch ihr Wohnzimmer ins Schlafzimmer, drückt die Schiebetür zu ihrem Ankleidezimmer auf und stolpert.
Sie blickt sich verwirrt in ihrem sonst penibel ordentlichen, begehbaren Kleiderschrank um. Sie braucht einen Moment um das Bild zu verstehen, das sich ihr bietet.
Überall liegen verstreut Klamotten auf dem Boden. Ihre Blusen, in einem Stapel in der einen Ecke, zerfetzt, zerschnitten. Ein Anzugärmel von Peters blauem Nadelstreifenanzug – abgerissen. Ihre Schuhe, wild durcheinander gewirbelt… Was ist hier los?
Kristins Herz klopft. Sie bekommt es mit der Angst zu tun! Wer war das? Wer war hier in der Wohnung? Kein Hemd, keine Hose, kein Top liegt dort wo es sonst liegt. Alles ist aus den Schubladen gerissen und wie von einem Besessenen auf den Boden geschleudert worden. Hosenbeine sind abgetrennt, ihre teure La Perla Unterwäsche, zerschnippelt und zerfetzt hängen die Teile an Kleiderbügeln und an der Lampe.
Die Polizei! Ich muss die Polizei rufen!
Kristin greift in ihre Handtasche und geht wie ferngesteuert ins Bad. Auch hier – alles verwüstet! Alle Parfüms, Cremes, Duschartikel, sind aus den Regalen gefegt worden. Cremetöpfe liegen zerschmettert auf dem Badboden , Glassche rben überall. Und der Spiegel! Jetzt bekommt sie es wirklich mit der Angst zu tun.
Wer macht so was? An ihrem großen Spiegel im Bad steht in riesigen, verzerrten Buchstaben in der Farbe ihres Chanel-Lippenstiftes: B I T C H.
Und der Lippenstift wurde wie eine Zigarette mit Gewalt in die Waschtischauflage gedrückt. Kristins Hände zittern, ihr Atem geht schnell und sie wählt 911.
Was war das? Kristin reißt ihren Kopf herum und horcht. Ein Geräusch, das aus dem Schlafzimmer kam. Ist sie nicht allein?
Ist diese Person etwa noch hier? Oh Gott! Hilfe!
Kristin merkt wie ihr am ganzen Körper kalt wird. Als würde sie zu Eis. Sie will nur noch weg. Raus aus der Wohnung! Aber um das zu schaffen, muss sie durch das Schlafzimmer. Und von dort kam das Geräusch. Sie braucht Peters Waffe. Die liegt auf seiner Seite im Nachttisch. Dort muss sie hin!
Sie lässt ihre Handtasche vorsichtig auf den Boden gleiten und schleicht mit dem Telefon in der Hand auf Zehenspitzen zum Eingang des Schlafzimmers.
Ist da jemand? Nein. Ich glaube nicht. Oder doch?
Der Vorhang auf der Fensterseite bewegt sich. Versteckt sich da jemand? Das Herz klopft ihr bis zum Hals.
Ruhig bleiben, Kristin. Du musst klar bleiben. Nicht Paniken. Du gehst jetzt einfach so schnell du kannst auf die andere Seite vom Bett und holst dir diese
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