Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
Kuchen einlud.
    Zuerst zögerte Marie-Louise Leverkuhn. Sie hatte nie ein engeres Verhältnis zur Portiersfrau gehabt, aber jetzt kam sie wohl nicht umhin. Also stellte sie dann doch den gerade gefüllten Sack in die Garderobe und bedankte sich für die Einladung.
    Schließlich muss das Leben ja weitergehen, dachte sie ein wenig verwirrt.
     
    »Das Leben muss ja weitergehen«, erklärte Frau Van Eck fünf Minuten später, als ihr Mann den Kuchen mit Himbeeren und Brombeeren anschnitt. »Wie geht es Ihnen?«
    »Es geht«, antwortete Marie-Louise Leverkuhn. »Es braucht so seine Zeit, sich daran zu gewöhnen.«
    »Das kann ich mir denken«, stimmte Frau Van Eck zu und betrachtete ihren Arnold einen Moment mit gedankenvoller Miene.
    »Ja, übrigens, da war noch eine Sache«, sagte sie dann. »Arnold, lässt du uns mal für eine Weile allein. Du kannst ja die Tippzettel holen oder was auch immer, aber binde die Schürze vorher ab!«
    Arnold Van Eck verneigte sich diskret und ließ die Damen allein in der Küche zurück.
    »Da ist eine Sache, die ich nicht erzählt habe, als die Polizei hier war, nämlich ...«, fuhr Frau Van Eck fort, als sie hörte, dass die Wohnungstür ins Schloss fiel.

    Frau Leverkuhn antwortete nicht. Sie rührte nur ihren Kaffee, ohne dabei den Blick zu heben.
    »Ich dachte, wir sollten das Ganze lieber besprechen und zu einer gemeinsamen Linie kommen. Bitte, probieren Sie doch den Kuchen. Arnold hat ihn selbst gebacken.«
    Marie-Louise Leverkuhn zuckte mit den Schultern und nahm ein Stück.
    »Also, worum geht es?«, sagte sie.
     
    »Also abgemacht«, sagte Rooth und verließ Krause Zimmer. »Du kriegst zwei Karten.«
    In der Tür stieß er mit Joensuu und Kellerman zusammen, die gerade Adolf Bosch anschleppten. Nach eineinhalb Tagen Suche hatten sie ihn endlich in einer zwielichtigen Bar im Viertel unten an der Zollstation gefunden. Rooth verzog die Nase und zwängte sich vorbei. Den Mann umgab ein Geruch nach altem Schweiß und Schnaps, und Krause zeigte sofort auf das Plastiksofa neben der Tür, auf das die Beamten den Mann auch gleich mit aller Kraft drückten.
    »Au«, sagte Adolf Bosch.
    »Halt die Schnauze«, sagte Kellermann. »Das war nicht einfach, das sage ich dir.«
    »Der Mistkerl hat uns ins Auto gepinkelt«, sagte Joensuu.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Krause. »Ihr könnt gehen.«
    Joensuu und Kellerman verschwanden, und Krause schloss die Tür. Adolf Bosch hatte es inzwischen schon geschafft, sich auf das kurze Sofa zu legen, die Knie angezogen und den Kopf auf der Armlehne. Krause setzte sich hinter seinen Schreibtisch und wartete.
    »Ich bin nicht ganz gesund«, erklärte Bosch nach einer halben Minute.
    »Das bist du noch nie gewesen«, sagte Krause. »Nun tu nicht so, du weißt, worum es geht. Wenn wir wollen, können wir dich für achtzehn Monate einbuchten ... oder gewissen unangenehmen Onkeln das eine oder andere erzählen. Setz dich hin!«
    Adolf Bosch war eine Plaudertasche. Oder ein Informant,
wie er sich selbst lieber titulierte. Eine offensichtlich haltlose Existenz in jeder Beziehung – aber mit genau dem schreienden Mangel an Haltung und Zivilcourage, die diese Rolle erforderte. Krause betrachtete ihn voller Ekel. Er hatte immer schon Probleme gehabt, diese Art der Zusammenarbeit zu akzeptieren. Bosch war in den verschiedensten Institutionen für Entzug und Rehabilitation ein und aus gegangen, und es gab wohl niemanden, der ernsthaft daran glaubte, dass er sehr viel älter werden würde als die fünfundvierzig, die er tatsächlich erreicht hatte – aber wie dem auch sei, oft gab es einen Treffer, wenn man ihn anzapfte. Sehr viel häufiger, als man eigentlich erwarten durfte.
    »Wenn es um irgendwelchen Dreck geht«, hatte Van Veeteren empfohlen, »dann überlasst das Adolf Bosch! Aber gebt ihm nie mehr als drei Tage, denn einen längeren Zeitbegriff hat er nicht.«
    Die Drohung mit Freiheitsberaubung und Repressalien aus der Unterwelt ließ ihn in eine einigermaßen sitzende Stellung kommen. Sein Blick flackerte, und er kratzte sich nervös in den Achselhöhlen.
    »Hörst du zu?«, fragte Krause.
    »Kann ich eine Zigarette kriegen?«
    Krause holte die Gästepackung aus der Schreibtischschublade und reichte sie hinüber.
    »Nimm sie dir, aber warte damit, bis du wieder draußen bist.«
    »Man dankt«, sagte Bosch und drückte testend auf die Packung.
    »Es geht um einen Mord«, erklärte Krause. »An dem Rentner im Kolderweg. Hast du davon

Weitere Kostenlose Bücher