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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sie. »Ich fand, ich musste das, er ist nicht besonders stark ...«
    Sie war eine dünne Frau um die fünfundfünfzig mit dem gleichen anämischen Hautton wie ihr Bruder, aber mit einem Handschlag, der von einer gewissen Standhaftigkeit zeugte.
    »Sie wohnen nicht hier in Maardam?«
    »Nein, in Aarlach ... mein Mann hat dort eine Firma.«
    Sie ging ins Wohnzimmer voraus, wo Arnold Van Eck zusammengekauert vor dem Vormittagsprogramm des Fernsehers saß. Es sah aus, als hätte er gerade geweint.
    »Guten Morgen«, begrüßte Moreno ihn. »Wie geht es Ihnen?«
    »Schlecht«, antwortete Van Eck. »Da ist so eine Leere.«
    Moreno nickte.
    »Das verstehe ich«, sagte sie. »Ich schaue nur rein, um zu hören, ob Ihnen vielleicht noch etwas eingefallen ist. Manchmal fällt einem ja später noch etwas ein.«
    »Es ist einfach ein Rätsel!«, rief Van Eck aus. »Ein unbegreifliches Rätsel.«
    Möchte wissen, ob der in der gleichen Form denkt, wie er redet? fragte Ewa Moreno sich. Jedenfalls musste es sich bei ihm um einen besonderen Fall innerhalb der männlichen Spezies handeln, über die sie momentan so viel nachdachte.
    »Sie können sich nicht daran erinnern, ob Ihre Frau in den letzten Tagen vor ihrem Verschwinden sich in irgendeiner Weise merkwürdig verhalten hat?«, fragte sie. »Etwas gesagt oder gemacht hat, was sie sonst nicht zu sagen oder zu tun pflegte?«
    Arnold Van Eck stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Nein«, sagte er. »Da ist nichts in der Richtung. Ich habe die Nächte wachgelegen und nachgedacht, aber alles in allem ist es einfach nur ein Rätsel. Es ist wie ein Albtraum, nur dass ich wach bin.«
    »Und Ihnen ist nichts Besonderes aufgefallen, als Sie am Mittwoch von Ihrem Kurs nach Hause kamen? So als erster Eindruck, als Sie durch die Tür traten, wenn Sie verstehen, was ich meine ...?«

    Van Eck schüttelte den Kopf.
    »Denken Sie, dass es möglich wäre, dass Ihre Frau männliche Bekannte hat, die Sie nicht kennen?«
    »Hä?«
    Eine Sekunde lang sah es wirklich so aus, als würde Arnold Van Eck hinter seinen dicken Brillengläsern schielen, und Moreno musste einsehen, dass die Frage, genau wie eine eventuelle Antwort darauf, weit über sein Vorstellungsvermögen ging.
    Sie sah ein, dass es hier nichts mehr zu holen gab, aber bevor sie ihre Runde im Haus drehte, wechselte sie noch einige Worte mit der Schwester draußen in der Küche.
    »Haben Sie engen Kontakt mit Ihrem Bruder und Ihrer Schwägerin?«, fragte sie.
    Helena Winther zuckte mit den Schultern.
    »Es geht«, sagte sie. »Da ist natürlich der große Altersunterschied, aber wir treffen uns schon ab und zu ... mein Mann und Arnold sind nur grundverschieden, wissen Sie.«
    »Und Else?«
    Helena Winther schaute aus dem Fenster und ließ mit der Antwort eine Weile auf sich warten.
    »Sie ist nun mal, wie sie ist«, sagte sie. »Das ist Ihnen sicher auch schon klar geworden. Die beiden sind kein besonders gewöhnliches Paar, aber irgendwie haben sie einander immer gebraucht... Sie sehen ja, wie schlecht es ihm geht.«
    »Kriegt er irgendwas zur Beruhigung?«, fragte Moreno.
    Die Schwester schüttelte den Kopf.
    »Er nimmt keine Medikamente. Hat sein ganzes Leben lang nicht eine einzige Aspirin geschluckt.«
    »Und warum nicht?«
    Helena Winther antwortete nicht. Sie sah Ewa Moreno nur mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an, und ein paar Sekunden lang schien es, als würde das gesamte männliche Martyrium zwischen diesen vier Frauenaugen abgewogen und erforscht. Und als unergründlich abgestempelt. Moreno spürte, wie sie innerlich lächelte.
    »Sie haben keine Idee, was passiert sein könnte?«

    »Gar keine. Es ist, wie er sagt ... ein Rätsel. Sie ist irgendwie nicht der Typ, der einfach verschwindet. Ganz im Gegenteil, wenn Sie verstehen?«
    Mit einem leichten Nicken deutete Moreno an, dass sie das tat. Dann verabschiedete sie sich und versprach, ihr Äußerstes zu tun, um Klarheit in diese nebulösen Umstände zu bringen.
     
    Fritz Engel roch auch an diesem Tag nicht nach Veilchen, aber er schien nüchtern zu sein, und auf dem Küchentisch lag ein aufgeschlagenes Kreuzworträtsel.
    »Für die grauen Zellen«, erklärte er, während er aufstand und mit einem schmutzigen Zeigefinger an die Schläfe tippte. »Herzlich willkommen ... und das sage ich nicht zu allen Polizisten.«
    Moreno nahm das Kompliment mit einem routinierten Lächeln entgegen.
    »Es sind eigentlich nur noch ein paar Kleinigkeiten, die ich gerne abgeklärt hätte.

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