Mürrische Monster
zuschwamm.
KNALL!
Das Leuchtgeschoss segelte durch die Luft, fiel aber noch vor dem Angreifer herunter und verlosch zischend im Wasser. Pernikus ruderte panisch mit den Ärmchen. Anders als das auf ihn zuschießende Ungeheuer war der schelmische Hauskobold kein geborener Schwimmer. Richie blieb keine Zeit, um eine neue Leuchtpatrone nachzuladen, und Nate war zu beschäftigt. Der kleine Dämon war dem Tod geweiht.
Aber das Ungeheuer sauste an Pernikus vorbei, ohne sich für den Hausdämon zu interessieren. Stattdessen hielt es auf die lohnendere Beute zu – Flappy.
Als Richie sah, was das Ungeheuer vorhatte, rief er seinem Mentor zu: »Nate! Ich weiß, wer das is! Das is der Dämonenfresser!«
Diese Offenbarung riss Nate aus seiner Erstarrung. Er löste den Blick von Flappy, während zwischen ihnen der Dämonenfresser durch die Wellen pflügte.
Flappy bremste nicht ab, und so prallten die beiden im nächsten Moment hart mit den Köpfen zusammen.
RUMMS!
Die Kollision der Giganten ließ in alle Richtungen Wassermassen aufspritzen und auf den WANDERER herabprasseln, so dass Nate und Richie einen Moment lang nicht erkennen konnten, wie der Kampf weiterging.
Als Nate blinzelte und sich das brennende Salzwasser aus den Augen wischte, sah er, dass der Dämonenfresser sich um einen von Flappys Flügeln geschlungen hatte wie eine Python, die versucht, einen Adler zu fangen. Der Winddämon wirbelte im Kreis um den Angreifer herum und verursachte einen schäumenden Wasserstrudel, in dem beide zu ertrinken drohten.
Nate zielte mit der Harpunenkanone. »Mörder!«, rief er.
»Erschieß Flappy nich!«, flehte Richie. »Er wollte deine Eltern nich umbringen. Er war bloß ein außer Kontrolle geratenes wildes Tier, so wie jetzt auch.«
Nate schien ihn gar nicht zu hören und zielte sorgfältig. Das Maul des Dämonenfressers weitete und dehnte sich, um mehr und mehr von Flappy zu verschlingen, während die beiden Titanen langsam im Wasserstrudel versanken.
Flappy wurde also aufgefressen, sagte sich Nate. Aber der Winddämon befand sich genau im Fadenkreuz seiner Harpune. Er konnte Flappy selbst töten. Er brauchte nur zu schießen, oder er überließ die Sache einfach dem Dämonenfresser. So oder so, der Tod seiner Eltern würde mit der Vernichtung des Dämons, der sie umgebracht hatte, endlich gerächt werden.
»Du hast mir beigebracht, sie nich zu töten.« Richie stand plötzlich neben seinem Mentor. »Nich mal die Gefährlichen. Weil ihnen nich bewusst is, was sie anrichten, stimmt’s?«
Nate nickte, drückte aber trotzdem ab.
PENG!
Die Harpune löste sich aus ihrer Halterung.
»Neiiin!«, rief Richie und hielt sich die Ohren zu, während eine Rauchfahne aus der Kanone aufstieg.
Aber das Geschoss traf nicht Flappy. Stattdessen bohrte sich die Harpune in den Dämonenfresser und ragte ihm plötzlich wie durch Zauberei aus dem Leib. Das Wesen brüllte, ließ Flappy los und stürzte in die Wellen zurück, wo es sich zuckend hin und her warf, als Nate die elektrische Winde einschaltete und es heranzog. Er ließ das Gerät laufen und rannte auf die Brücke, wo er den Gashebel nach vorn stieß und den Motor anwarf.
Der Dämonenfresser versuchte sich loszureißen, war aber durch die fest in seinem Außenskelett steckende Harpune an das Boot gefesselt. Der WANDERER raste auf ihn zu wie eine nicht aufzuhaltende Dampfwalze.
RATSCH-RATSCH-RATSCH-RATSCH!
Die Schiffsschraube traf den Dämonenfresser, schrammte an seinem Außenskelett entlang und zerschnitt das Harpunenseil, wodurch das Ungeheuer freikam.
Flappy hatte sich aufgerappelt und stieg in die Luft; der Sturm erhob sich von neuem.
Richie sah Flappy gen Himmel flüchten und griff instinktiv nach der Knobelbox. Das Boot war allerdings viel zu weit entfernt, als dass er mit der Box den riesigen Dämon hätte erreichen können. Er schraubte den Deckel auf und spürte den Sog des uralten Artefakts, der darauf versessen war, das Chaos einzufangen und zu beschützen. Es war eines der machtvollsten Dämonenhüter-Werkzeuge überhaupt, und Richie schob die Box kurzerhand in die neu geladene Signalpistole und feuerte.
WUMM!
Die Patrone katapultierte die Knobelbox himmelwärts, mitten in Flappys aufgerissenes Maul. Der riesige Dämon verschluckte sie, dann hielt er ruckartig inne, und ein gewaltiger Windstoß fuhr herab und ließ Richie, Nate und Nik in allen Richtungen übers Deck purzeln.
Flappy begann zusammenzuschrumpfen. Nate starrte nach oben, unsicher, was da im
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