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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Gange war. Er hatte nicht gesehen, wie Richie die Knobelbox abgeschossen hatte, und hätte er es getan, so wäre er entsetzt gewesen, das unbezahlbare Werkzeug womöglich für immer verschwinden zu sehen. Auch Richie beobachtete die Szene, aber er wusste genau, was los war – die Knobelbox saugte den Winddämon von innen auf. Flappy warf sich herum, dann implodierte er und verschwand in dem Behälter, der ihn aufsog wie ein Staubsauger.
    Und plötzlich lag eine gespenstische Stille über der Bucht. Die Knobelbox fiel vom Himmel und schlug auf dem Deck des Kutters auf, um dann auf die Reling zuzugleiten.
    «Nate, halt sie fest!«, rief Richie, aber sein Mentor kauerte zusammengesunken am Steuer, körperlich und seelisch ausgelaugt.
    Die Box prallte an einer Klampe ab, flog in die Luft und rutschte über die Bootskante. Richie hechtete hinterher, erwischte sie aber nicht mehr. Die Schachtel fiel mit einem Platsch ins Wasser und verschwand aus seinem Blickfeld.
    Richie lag bäuchlings auf dem Deck. »Äh, Nate ...«, sagte er. Aber bevor er sich zu seinem Mentor umdrehen konnte, tauchte Pernikus im Wasser auf und hielt vorsichtig die Knobelbox in die Höhe.
    »Dämon über Bord!«, rief Richie.
    Nate rührte sich noch immer nicht, sondern blickte nur starr aufs Wasser.
    »Hol ihn raus, Nik!«, befahl Richie.
    Der Mini-Muskelmann zog an einer langen Stange ein Fangnetz durchs Wasser und fischte Pernikus heraus. Richie half dem kleinen Schelm an Bord, nahm die Box an sich und ging zu Nate.
    »Der Dämonenfresser is verschwunden«, sagte er zu ihm und half ihm auf die Beine.
    Das Ungeheuer war tatsächlich entkommen und hatte sich mit seinen schleimigen, austauschbaren Gliedmaßen in die dunklen Tiefen der Meerenge verzogen.
    »Ich weiß«, murmelte Nate. »Ich habe meinen Gehilfen gerettet.«
    »Das hast du richtig gemacht«, sagte Richie und sah den älteren Jungen mit aufrichtiger Bewunderung an.
    »Findest du wirklich?«, fragte Nate.
    »Ja, aber jetzt sollten wir nach Hause fahren«, sagte Richie. »Es is kalt, wir sind klitschnass, und Sandy wird sich Sorgen machen.«
    Nate starrte hinaus auf den Puget-Sund und nickte geistesabwesend. Aber er trat nicht zur Seite, sondern umklammerte mit weiß hervortretenden Fingerknöcheln weiter das Steuer.
    »Rutsch mal ein Stück«, sagte Richie. »Ich fahre.«

23. Kapitel
    Zu Hause
    Sandy wartete seit Stunden in dem verschlossenen Haus. Sie würde so großen Ärger mit ihren Eltern bekommen wie noch nie zuvor, überlegte sie. Außerdem langweilte sie sich, was fast noch schlimmer war. Deshalb konnte sie, als sie draußen ein Geräusch hörte, nicht widerstehen, durchs regenbeschlagene Fenster zu spähen. Die Sicht war verschwommen. Naserümpfend ging sie zur Haustür und öffnete sie einen Spaltbreit. Der Sturm war vor einer Stunde abgeflaut, aber es war noch immer düster und nass, und man konnte kaum etwas erkennen.
    Sie ging auf die Veranda, schlich die Stufen hinab und spähte in die Dunkelheit. Als sie zur Straße hinüberblickte, keuchte sie auf. Neben dem Bordstein vor Nates Gartenweg ragte ein riesiger Schatten auf, und dahinter bewegte sich etwas.
    Leichtfüßige Schritte drangen an ihr Ohr. Sie ging weiter, neugierig und erschrocken zugleich. Einen Moment später lehnte sie sich über Nates Gartenzaun. Draußen konnte sie die Umrisse eines riesigen Ungetüms erahnen. Es war drei Meter hoch und sechs Meter lang, hatte einen rechtwinkligen, an den Ecken abgerundeten Körper, und der Kopf war ein großer rundlicher Klumpen, der wie ein Schildkrötenkopf daraus hervorragte.
    «Was willst du?«, fragte plötzlich eine schemenhafte Gestalt aus der Dunkelheit.
    Sandy fuhr zusammen und unterdrückte einen Aufschrei, als die Gestalt näher kam. Es war Lilli.
    Sandy atmete auf. »Was tust du hier?«
    »Da der Sturm vorbei ist, verschwinde ich jetzt, so wie ihr gesagt habt. Ich wollte meinen Käfer holen. Den Bus werde ich wohl noch hierlassen müssen.«
    Jetzt sah Sandy es auch: Der große schattenhafte Körper gehörte gar nicht irgendeinem Ungetüm, sondern es war Lillis vor Neebors Haus abgestellter Anhänger, der ihr einen solchen Schreck eingejagt hatte. Davor stand der Käfer. Der Dämonenfresser war also nicht aufgetaucht. Sie ärgerte sich, dass sie sich wegen eines ausrangierten Busses fast vor Angst in die Hosen gemacht hätte.
    Die beiden standen am Gartenzaun und beäugten einander beklommen. Sie waren noch nie nur zu zweit gewesen, dachte Sandy, und sie merkte,

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