Mürrische Monster
war ein riesiges, reptilienartiges Geschöpf, und es flatterte wild mit seinen kleinen Flügeln.
»Nate«, rief er, »das ist Flappy!«
Der junge Hüter erstarrte. Nun merkte auch er, wen er vor sich hatte. Sein erster Gehilfe – den er jahrelang nur als seinen kleinen aufgekratzten Gefährten gekannt hatte – war in freier Wildbahn tatsächlich zu einem riesigen, kampfbereiten Ungeheuer herangewachsen, so wie Zunder, so wie Kail, und genauso wie damals in jener Nacht, als Flappy seine Eltern und ihn in die tosenden Meeresfluten geschleudert hatte.
Nates Gedanken taumelten zu dem Tag zurück, als sein Mentor, Mr. Dhaliwahl, zum ersten Mal die Knobelbox geöffnet hatte. Nate hatte damals erst seit einem knappen Monat als Lehrling bei Dhaliwahl gewohnt, und seine Rolle als künftiger Dämonenhüter war ihm noch nicht vollends klar gewesen.
«Streck die Hand aus, mein Junge«, sagte Dhaliwahl mit seinem breiten ostindischen Akzent, während er mit seinen verschrumpelten alten Fingern den Deckel aufschraubte. »Ich möchte dir etwas zeigen. Hier, nimm.«
Nate tat wie geheißen, und ein winziges Geschöpf krabbelte aus dem Behälter auf seine Hand. Dem Anschein nach ein kleiner Drache. Er schnaubte und blies Nate die Haare aus dem Gesicht.
»Kann er Feuer speien?«, fragte Nate.
Dhaliwahl verzog das Gesicht. »Sei nicht albern. Das ist kein Wesen aus einem Kindermärchen. Er ist ein Winddämon.« Dhaliwahl atmete tief durch. »Ich möchte dir zeigen, wie sanft er sein kann, und dir beibringen, dass diese wilden Geschöpfe keinen Schaden anrichten.«
»Schaden anrichten?« Nate runzelte die Stirn. »Wie sollte dieser kleine Kerl das denn anstellen? Er ist ja richtig süß. Darf ich ihn behalten?«
»Ihn behalten?« Dhaliwahl zögerte. »Das halte ich nicht für klug.«
»Ich soll doch ein Hüter werden, oder?«
Dhaliwahl sah ihn gequält an, wenngleich Nate damals noch nicht wusste, warum. Der kleine Dämon legte sich auf die Seite und pustete Nate übermütig in die Nasenlöcher.
»Schau. Er mag mich«, lachte Nate. Er hatte nicht viel gelacht, seit seine Eltern bei dem grauenvollen Sturm ertrunken waren, der ihn zur Waise gemacht hatte, aber das zerrupfte kleine Wesen sah so hilflos und possierlich aus, dass er nicht anders konnte, als zu kichern. Der Winddämon sprang wieder auf, flatterte Nate auf den Kopf und zerzauste ihm die Haare, dann plumpste er zu Boden.
»So ein verrückter kleiner Kerl«, sagte Nate. »Ich nenne ihn Flappy.«
Der Dämon hatte sich inzwischen ein anderes Spiel ausgedacht, tobte in der Zimmerecke mit den Staubflu-sen herum und jagte ihnen vergeblich nach, während seine Luftstöße sie immer wieder vor ihm hertrieben.
»Na schön«, sagte Dhaliwahl schließlich. »Ihr beiden seid ein ungleiches Paar, aber vielleicht tut es euch gut, einander verstehen zu lernen.«
Die Wahrheit traf Nate mit der Wucht eines Güterzugs – sein eigener kleiner Gehilfe hatte den Sturm verursacht, in dem seine Eltern umgekommen waren.
Flappy kam auf das Boot zugeschossen und brachte stürmische Winde, Chaos und den Tod mit sich. »Du warst es!«, brüllte Nate. »Deinetwegen sind meine Eltern ertrunken!«
Er packte den Hebel, mit dem man die Harpune ab-schoss. »Ahhhhh!«, brüllte er.
Flappy sauste herab, trunken von seiner neu entdeckten Macht; er erkannte seinen eigenen Hüter nicht mehr. Genau genommen erkannte keiner der beiden den anderen – Wut, Chaos, Rachegelüste und der berauschende Strudel todbringender Macht, all das überlagerte das eigentlich sanfte Gemüt der beiden, die sich nun als unversöhnliche Feinde wiedersahen. Nate fauchte und zielte mit seiner Waffe. Der Winddämon schoss über das Wasser hinweg und zog einen Schweif aus Gischt hinter sich her.
Plötzlich schnellte das wurmartige Ungeheuer aus der Tiefe empor und ließ eine Riesenwelle über das Bootsheck schwappen. Pernikus stand auf dem hinteren Schott und wurde von der Wasserwand über Bord gespült.
Nate war zu sehr auf das Ziel seiner Wut konzentriert, um den Blick von Flappy loszureißen. Nik warf eine Schwimmweste ins Wasser, aber da schnappte plötzlich ein Riesenmaul danach, noch ehe sie Pernikus erreichte, und spuckte sie dann zerfetzt wieder aus.
Richie wirbelte auf der Suche nach einer Waffe herum und griff nach der Signalpistole.
»Nate!«, brüllte er. »Das Ding is zurückgekommen!« Richie richtete die Pistole auf das Ungeheuer, das durch die brodelnden Fluten auf Pernikus
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