Mürrische Monster
aus der Umklammerung und sprang zusammen mit Pernikus von der Veranda.
Eine Engelsstatue neben der Tür wandte sich um und wollte ebenfalls flüchten. Das war ein Fehler, denn die Bewegung entging den Glupschaugen des Ungeheuers nicht. Calamitous stopfte sich den Engel ins Maul und zerbiss die Statue in eine Million Einzelteile, dann fuhr er herum und nahm einen Bissen von dem dämonischen Strauchwerk entlang der Veranda, als wäre sie eine Salatbar.
Lilli, Sandy und Richie rannten über den Rasen, um sich in Sicherheit zu bringen, aber Nate stand da wie erstarrt.
»Die Tür!«, rief er.
Die anderen blieben stehen und wandten sich um. Die Haustür stand offen und zitterte erschrocken in den Angeln. Trotz seiner sich rasend schnell vollziehenden Verwandlung war Calamitous noch Mensch genug, um das Wort »Tür« zu verstehen. Der riesige Wurm schnellte vorwärts, schlug sie entzwei und verschlang einen Bissen von dem jahrhundertealten Holz, dann stürmte er ins Haus, wo sich die übrigen Dämonen verbargen.
»Neiiin!«, brüllte Nate.
Drinnen ertönte jetzt eine Kakophonie aus Kreischen, Angstschreien und wildem Gebrüll.
Nate stürmte auf die Veranda zurück, während im Haus fürchterliche Schmatzgeräusche zu hören waren.
»Nate, geh da nicht rein!« Es war Sandy, die Stimme der Vernunft.
»Hör doch, was da passiert!«, rief Nate. »Da drin sterben meine Dämonen.«
»Es ist meine Schuld«, sagte Lilli. »Ihr hattet recht. Ich habe ihn hergeführt.«
Nate rannte zu seiner eingeschlagenen Haustür. Die ganze obere Hälfte fehlte. Er packte den Knauf, der ihm sogleich leblos in die Hand fiel. Die Dämonentür war tot.
»Du kannst ihn nicht aufhalten!«, rief Sandy.
»Aber ich kann doch nicht hier draußen herumstehen und nichts tun!«, rief Nate zurück.
»Aber ich habe das Kompendium gelesen«, widersprach Sandy. »Er ist kein Dämon. Du hast keine Macht über ihn.«
»Ich geh da nicht rein, um gegen ihn zu kämpfen. Ich will nur meine Dämonen retten. Lilli, du verstehst mich doch, oder?«
Aber sie stürmte schon an ihm vorbei ins Haus.
»Warte!«, brüllte Nate, doch sie war bereits verschwunden. Er hörte einen gewaltigen Zusammenprall. »Alle anderen bleiben draußen!«, rief er und rannte hinter Lilli her.
»Auf keinen Fall«, sagte Richie, der sah, wie sein Freund sich ins Schlachtgetümmel stürzte, und ihm hinterherstürmte.
24. Kapitel
Rettungsmission
Verwüstung. Zersplittertes Holz. Zertrümmerte Wände. Als Richie in die Eingangshalle geschlittert kam, stand Nate starr vor Entsetzen da, die Augen weit aufgerissen.
»Die Zierleisten ...«, sagte Richie, der sah, dass die dekorativen Holzarbeiten an den Wänden der Diele fehlten.
»Aufgefressen«, sagte Nate traurig.
»Was is mit dem laufenden Tisch am Eingang?«
»Tot.« Nate deutete auf die abgenagten Überreste am Boden.
»Und der Beinsteller-Teppich?«
»Verschlungen.«
»So schnell?«
Nate zeigte auf die Türflügel zum Speisezimmer. Die Einfassung war auf beiden Seiten zertrümmert. »Er wächst mit jedem Dämon, den er sich einverleibt – erst Zunder, dann der Troll«, sagte er. »Du hast gesehen, wie groß er draußen in der Bucht war. Und jetzt wächst er weiter.«
»Wo is Lilli?«, fragte Richie und blickte sich suchend um. In der Diele war niemand außer ihnen beiden. So weit sein Auge reichte, war nichts mehr am Leben.
Nate schüttelte den Kopf. »Verschwunden«, sagte er mürrisch und biss sich auf die Lippe. »Du solltest auch besser verschwinden.«
»Nein«, entgegnete Richie trotzig.
Nate hatte keine Zeit zum Streiten. »Dann geh in die Zimmer, die er noch nicht verwüstet hat.«
»Und was soll ich da tun?«
»Mach die Fenster auf.«
»Weiter nichts?«, fragte Richie.
»Nein! Na los jetzt!«
Richie nickte, rannte durch den Flur und riss die beiden Masken von den Wänden.
»He!«, beschwerte sich Holzauge.
»Aua! Häng mich zurück!«, maulte Eisengesicht.
»Wenn ich du wär, würd ich ausnahmsweise mal die Klappe halten«, sagte Richie, »außer du willst drauf gehen.«
»Soll das eine Drohung sein?«, empörte sich Eisengesicht. »Falls dem so sein sollte, versichere ich dir –«
»Halt’s Maul!« Richie kam schlitternd zum Stehen, riss das Fenster am Flurende auf und schleuderte die Eisenmaske nach draußen.
»Ojeeeeeee!«, rief sie, während sie in hohem Bogen durch die Luft segelte.
Richie holte mit der Holzmaske aus. »In die Büüüüsche ...«, stöhnte Holzauge, während er seinem
Weitere Kostenlose Bücher