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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Gschwend
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nur eine Person übrig, die für die berechtigten Sehnsüchte des inneren Kindes zuständig sein könnte. Es ist die erwachsene Person, die man jetzt ist, die Selbstfürsorge und Selbstbemutterung lernen und praktizieren sollte, um zu heilen. Das innere Kind mit seinen Sehnsüchten nicht mehr zu verleugnen oder zu unterdrücken und nun selbst aktiv Raum dafür zu schaffen, ist für starke, selbstgenügsame emotionale «Waisenkinder» zunächst fremd und schwierig. Vielleicht auch mit fachlicher Unterstützung können sie jedoch lernen, die Bedürfnisse ihres inneren Kindes herauszufinden und ihnen Berechtigung zuzusprechen. Es sind Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit und Zuwendung, nach Lob und Liebe, nach Spaß und Spiel. Die konkreten Wege, das persönliche innere Kind gut zu bemuttern und zu nähren, sind vielfältig und es ist eine lohnende Aufgabe, sie zu entdecken.
    3.4.2  Botschaft für lieblose Mütter
    Es gibt verschiedene Arten liebloser Mütter. In vielen von ihnen steckt ebenfalls ein ungeliebtes und ungeheiltes inneres Kind. So kann es sein, dass sie durchaus Zuneigung zu ihren Kindern empfinden, diese aber nicht zeigen oder ausdrücken können. Eine Juristin und Mutter einer Tochter schildert ihre Situation so:
    Vielleicht hätte ich gar nicht Mutter werden sollen… Nein, das nehme ich zurück. Es ist richtig, dass ich Mutter geworden bin, weil ich es möchte und weil ich einem Kind alles geben kann, was es braucht. Aber meine Tochter entzieht sich meinen Bemühungen, ihr Liebe zu geben. Vielleicht mache ich es falsch. Man hätte es mich lehren sollen, es sollte eine Art von Erziehung geben, wie man Kindern Liebe vermittelt.
    Es gibt Mütter, die nicht «aus ihrer Haut heraus» können, aber unter dem mangelnden Kontakt zu ihren Kindern leiden und lernen wollen, es anders zu machen. Der Wunsch, eine engere, liebevollere Mutter-Kind-Beziehung leben zu können, ist vorhanden, aber nicht die Fähigkeit dazu. Mütter, die «wollen, aber nicht können», können lernen. Auch als Erwachsene kann man noch lernen, es anders zu machen, Gefühle auszudrücken, Zärtlichkeit zu zeigen und Anerkennung zu vermitteln. Das ist eine Sache des Dabeibleibens, der Disziplin und des Übens wie bei jeder Fähigkeit, die man lernen möchte und erlernen muss, weil es sich eben um keine spontane Begabung oder Fähigkeit handelt.
    Manchmal macht eine tiefergehende Psychotherapie Sinn. Nicht als (Mutter-)Pflicht und nicht (nur) dem eigenen Kind zuliebe, sondern durchaus im eigenen Interesse und zur eigenen Lebensbereicherung. Dann geht es auch für die lieblose Mutter um die Heilung ihres eigenen inneren ungeliebten Kindes. Es ist ein Prozess, der für sie bedeutet, auch mit sich selbst nicht mehr so hart, kritisch und kalt umzugehen, ihren Gefühlspanzer abzulegen, Sensibilität, Schmerz und Freude zulassen zu können, auf seelische Bedürfnisse zu hören und ihnen Raum zuzugestehen. Und einen Zugang zu Spiel und Spaß zu finden, denn emotionale Waisenkinder wissen häufig gar nicht, «wie das geht». Das alles erfordert Anstrengung und setzt eine große Motivation voraus.
    Nicht alle lieblosen Mütter haben diese Art von Motivation oder wollen sich überhaupt mit der Beziehung zu ihrem Kind beschäftigen und lernen. Damit sind wir bei den Müttern, die «nicht können, aber auch nicht wollen». In diesem Fall wäre eigentlich das gesellschaftlich verpönte, tabugeladene «Abgeben» der Kinder, der Austausch der biologischen Mütter gegen Ersatzpersonen zu empfehlen. Verantwortung für die Kinder zu übernehmen, würde bedeuten, für einen Ersatz an mütterlicher Liebe zu sorgen. Wenn sie die Möglichkeit haben und wenn man sie lässt, profitieren Kinder von emotionalen und faktischen Alternativen zur Mutter. In diesem Buch wurde bereits in einigen Beispielen auf die große Bedeutung von psychisch «lebensrettenden» mütterlichen Alternativfiguren verwiesen: Großmütter, Väter, Nachbarinnen, Pflegemütter, Angestellte. Unsere Gesellschaft aber sieht aufgrund des Muttermythos’, mitunter mit tragischen Auswirkungen, keinen wirklichen Ersatz bzw. Alternativen zur leiblichen Mutter vor, wir kommen noch darauf zurück. So ist es auch verpönt, dass ein Kind sich woanders wohler fühlt als bei seiner Mutter.
    Sie wollte nicht, dass ich woanders glücklich bin,
    klagte die Tochter einer lieblosen Mutter in meiner Praxis. Eine andere wiederum erzählt:
    Als Kind war ich häufig bei meiner Oma, schon als Baby. Als meine Mutter aber

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