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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Aber eben nur als Freundin und nicht so, wie sie es gerne hätte.
    «Du hättest», versuchte ich vorsichtig, das Ganze abzubiegen, «es sicher gemerkt, wenn die andere Kuh deine Gefühle erwidert …»
    «Vielleicht», so hoffte Radieschen, «hat sie ihre Liebe einfach auch nur nie gezeigt, genauso wie ich, aus Angst.»
    Das klang aus Radieschens Sicht leider logisch. Sie hatte tatsächlich Hoffnung, dass wir ein Paar werden konnten. Damit war sie noch naiver, als ich je gedacht hatte, und das will was heißen. Aber auf der anderen Seite wusste ich ja selber genau: Wo Liebe ist, ist auch Hoffnung. Egal, wie schwachsinnig diese auch war. Denn wo Liebe ist, ist auch Schwachsinn.
    «Aber», versuchte ich meine Freundin weiter davon abzubringen, ihre Gefühle für mich zu gestehen, «was ist, wenn die Kuh dich nicht liebt?»
    «Dann war ich wenigstens ehrlich.»
    «Och», hielt ich dagegen, «Ehrlichkeit wird überbewertet.»
    «Wieso das denn?»
    «Es gibt viel, viel wichtigere Eigenschaften.»
    «Welche denn?»
    «Ähem … Toleranz, zum Beispiel.»
    «Find ich genauso wichtig, aber nicht wichtiger.»
    «Sauberkeit.»
    «Finde ich vergleichsweise unwichtig.»
    «Pünktlichkeit!» Mir gingen langsam die Ideen aus.
    «Pünktlichkeit?», fragte meine Freundin ungläubig.
    «Oh ja!»
    «Du hältst Pünktlichkeit für wichtiger, als ehrlich zu sein?» Sie sah mich mit ihren großen Radieschenaugen an, als ob mein Horn nicht ganz dicht war.
    «Stell dir mal vor, du wärst nicht pünktlich, was dann?», plapperte ich, und meine Worte überschlugen sich fast dabei.
    «Unpünktlich?»
    «EBEN!», bestätigte ich etwas durchgedreht.
    Radieschen überzeugte dies ganz und gar nicht.
    Verzweifelt blickte ich auf das von der Abendsonne rot schimmernde Meer. Ich wollte einfach nicht meiner besten Freundin das Herz brechen. Lieber sagten wir uns nicht die Wahrheit und blieben Freunde, als dass wir unsere Freundschaft durch die blöde, wirklich total überbewertete Wahrheit verloren.
    «Also, was meinst du», fragte Radieschen vorsichtig, «soll ich der anderen Kuh meine Liebe gestehen?»
    Was sollte ich darauf antworten, außer: Nein, nein, nein, auf gar keinen Fall, lass uns lieber über die Vorteile von Pünktlichkeit reden. Oder einfach mit dem Kopf so lange gegen die Reling laufen, bis wir vergessen haben, worüber du reden wolltest.
    Aber das hätte mein Radieschen gewiss verletzt. Von daher schwieg ich. Ich hätte jetzt vielleicht so tun können, als ob ich Schwangerschaftsschmerzen hätte, mich unbedingt hinlegen müsste und deswegen nicht mehr weiterreden könnte. Aber dann hätten wir am nächsten Tag oder am übernächsten Tag das gleiche Gespräch geführt. Ich konnte das Unvermeidliche also nur herauszögern, nicht vermeiden: Ich musste meiner besten Freundin sagen, dass ich sie nicht liebte. Und dann zu Naia beten, dass unsere Freundschaft dies überleben würde.
    «Radieschen?»
    «Ja?»
    «Ich muss dir die Wahrheit sagen.»
    «Ich bin dir nicht pünktlich genug?»
    «Was anderes.»
    «Und was?»
    Ich zögerte, dann nahm ich all meinen Mut zusammen und erklärte mit brüchiger Stimme: «Ich liebe dich nicht.»
    Sie sah mich entgeistert an, ihr Gesicht war dabei für Momente wie eingefroren. Wie würde es sein, wenn es wieder auftauen würde? Müsste sie dann weinen? Sicher. Gar zusammenbrechen? Wahrscheinlich. Sich mir je wieder nähern? Wohl nicht. Oh, hätte ich es doch nur nicht gesagt!
    Radieschens Gesicht begann sich nun wieder zu bewegen, jeden Augenblick würde sie in Tränen ausbrechen, und mein Herz würde dies dann nicht ertragen.
    «Bitte, Radieschen, weine nicht …», flehte ich.
    Radieschen weinte wirklich nicht. Nein, sie lachte. Und lachte. Und lachte. Und lachte. Ihr ganzer Körper bebte dabei. Bei Naia, sie drehte jetzt völlig durch.
    «Du … du …», japste sie zwischen den Lachern.
    «Ich?», fragte ich, besorgt um den geistigen Zustand meiner Freundin.
    «Du …», sie wurde etwas ruhiger, «du hast wirklich gedacht: Ich liebe dich?»
    Dann bekam sie wieder einen Lachkrampf und rollte sich sogar dabei auf dem Boden.
    «Ja, das hab ich», gestand ich kleinlaut und wäre am liebsten vor Scham in das Meer gesprungen.
    «Tut mir leid», sagte Radieschen, als sie sich wieder beruhigte und sich aufrappelte, «aber du bist echt nicht mein Typ.»
    «Und wieso nicht?», rutschte es aus mir heraus, ein bisschen beleidigt war ich jetzt schon.
    «Nun, du bist ein bisschen zu mollig.»
    «Na danke.»
    «Und

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