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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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besprochen«, erklärte der Einsatzleiter. »Nichts Besonderes. Ein Jugendlicher hatte ein Fahrtenmesser dabei, eine Frau ein Pfefferspray in der Handtasche.« Er überlegte. »Und ein Rentner hat sich nicht kontrollieren lassen wollen. Hat ein bisschen Ärger gegeben.«
    Linkohr rief plötzlich: »Stopp!« Es war eine spontane Reaktion, die natürlich nichts bewirken konnte. Auf dem Monitor lief eine Live-Aufnahme, die man nicht anhalten konnte – und außerdem hatten sie keine Sprechverbindung zu dem Kameramann der Bereitschaftspolizei. »Den kenn’ ich!«, deutete Linkohr aufgeregt und schnell mit dem Finger auf eine Person, doch die Kamera war schon weitergeschwenkt. »Was tut der denn da? Den kenn ich, den kenn ich!«
    Der Einsatzleiter griff zu seinem tragbaren Funkgerät, gab einen Rufnamen durch und erklärte: »Kamera noch mal zurückfahren. Langsam bitte.«
    Baldachin brummte: »Wen? Wen kennen Sie?«
    »Das …« Linkohr wartete, weil er gehört hatte, dass die Kamera zurückfahren sollte. Sekunden später tauchte der Mann am linken Bildschirmrand wieder auf, den er eindeutig identifizieren konnte. »Das ist Moser. Patrick Moser. Unternehmer aus Ulm. Und …« Er verkniff sich, dessen Chatroom-Namen ›Herkulesspanner‹ zu erwähnen.

136
     
    Georg Sander wäre liebend gern auch zum Hohenstaufen gefahren. Doch an diesem Samstag vor der Baden-Württembergischen Landtagswahl gab es auch in einer kleinen Zeitungsredaktion viel zu tun: Tabellen und Statistiken vorbereiten, das Layout für die Seiten planen. Er kämpfte gerade mit der abgestürzten Software, die erfahrungsgemäß immer bockte, wenn er am Wochenende allein war, als sich sein iPhone meldete, das auf dem Schreibtisch lag. ›Anonymer Anruf‹, stand auf dem großen Display. Er schob auf dem Touchscreen-Bildschirm den aufgezeichneten Schalter nach rechts und meldete sich.
    »Herr Sander?«, fragte eine Stimme, die offensichtlich verstellt war. Ein Mann sprach unnatürlich tief und langsam, was allein schon an diesen beiden Worten zu hören war.
    »Ja, Sander«, bestätigte der Journalist und griff zum Stapel Schmierpapier, um schreibbereit zu sein. Er spürte, dass dieser Anruf etwas Außergewöhnliches war.
    »Auf Hohenstaufen passiert Schreckliches. Bei Rede Bleibach.« Der Unbekannte schien einen Ausländer vortäuschen zu wollen.
    Sander durchzuckte es, als habe ihn ein Blitz getroffen. Er notierte sich das Gesagte, ohne etwas zu erwidern, weil er zwischen den Worten des Mannes seltsame Geräusche zu vernehmen glaubte. Sie waren vermutlich weit von ihm entfernt und drangen nur schwach durchs Telefon. Irgendein Getier. Vielleicht Vögel.
    Sander versuchte, sich darauf zu konzentrieren, und hätte beinahe die weiteren Worte des Anrufers nicht richtig zur Kenntnis genommen. »Rufen Polizei, sofort, schnell. Nur wenig Zeit noch«, stammelte es aus dem Hörer. »Hohrein. Versteh’n? Hohrein. Männer in Kombi. Aktion Barbarossa.« Klick. Der Mann hatte aufgelegt.
    Sanders Puls raste. Nur zwei, drei Sekunden verstrichen, bis ihm klar war, was er tun musste. Er blätterte durch die »Kontakte« seines iPhones, fand sofort Häberles Handynummer und drückte sie.
    Drei Rufzeichen, vier, fünf. Wieso meldete sich Häberle nicht? War es dort, wo er sich aufhielt, womöglich so laut, dass er den Anrufton nicht hörte?
    Sechster Klingelton. Gleich würde das Gerät auf Mailbox schalten. Sander fühlte sich in jene Albträume versetzt, die ihn oft schon befallen hatten: Dass er den Notruf wählte, sein Telefon nicht funktionierte oder sich keiner meldete. Wie jetzt.
    Er schaltete ab und drückte 110.

138
     
    Die drei Männer im Kombi bei Hohrein saßen beinahe regungslos im Fahrzeug. Die Seitenscheiben waren offen, damit sie die Lautsprecher-Übertragung hören konnten, die von der Breitleinwand bei der sogenannten Spielburg zu ihnen herunterschallte. Sie konnten zwar nichts verstehen, waren aber akustisch darüber informiert, dass Bleibach inzwischen seine Rede begonnen hatte.
    Pommes wischte sich seine eiskalten, schweißnassen Hände am Sitzpolster ab. Ucki starrte wie gebannt auf die Bergspitze. In wenigen Minuten würde dort oben nichts mehr so sein, wie es einmal war.
    »Alpha an Charly«, schnarrte die Stimme im Funkgerät plötzlich. Pommes zuckte zusammen. Katsche drückte eine Taste. »Charly hört.«
    »Minus zehn«, kam es zurück.
    »Roger.« Katsche nickte seinen beiden Begleitern zu.

139
     
    Häberle hatte den Anruf nicht gehört. Nun

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