Mundtot nodrm
Zeitpunkt dort anhalten würde?«
»Genauso ist es. Es muss ein Zufall gewesen sein.«
Häberle wunderte sich, dass sein junger Kollege nicht an dem Gespräch teilnahm, wenngleich es durchaus sinnvoll sein konnte, sich die Örtlichkeit einzuprägen, was Linkohr offenbar tat.
»Entschuldigen Sie die direkte Frage«, fuhr der Chefermittler fort. »Sie sind der Bruder jenes Ollerich, der zum engeren Wahlkampfteam von Herrn Bleibach gehört?«
Andreas Ollerich nickte. »Das ist kein Geheimnis. Der Name kommt schließlich nicht allzu oft vor.«
»Sie aber«, überlegte Häberle, »fühlen sich nicht veranlasst, Ihren Bruder zu unterstützen?«
Ollerichs Gesicht erstarrte, wobei seine Dreitages-Bartstoppeln besonders hart hervortraten.
»Sollte ich?« Er blies Rauchkringel in die Luft. Es sah nach gespielter Gelassenheit aus.
Häberle ging nicht darauf ein, während Linkohr noch immer stumm blieb und anscheinend den völlig zerschlissenen Teppich auf sich wirken ließ.
»Eine ganz persönliche Frage«, fuhr der Chefermittler fort und deutete ein Lächeln an. »Sie waren mal ein Kollege von uns, wenn man das so sagen darf …«
Auch über Ollerichs Gesicht huschte ein Lächeln. »Kollege, ja. Das ist schon eine Weile her. Streifendienst. Bis zum Polizeiobermeister hab ich’s gebracht. Dann hat sich mein Leben geändert. Trennung von der Frau, neuer Anfang. Das war die Zeit, als es mit den Security-Diensten losging. Wollte selbst was machen, aber mein Startkapital war schnell verpulvert. Sie glauben ja nicht, was da an Versicherungen, Gebühren und sonstigem Zeug auf einen zukommt. Hab dann umgesattelt auf Berufskraftfahrer.«
»Und Kontakte zur Polizei gibt’s keine mehr?«
Ollerichs plötzlich aufgekommene Redseligkeit geriet sofort wieder ins Stocken. »Was sollte ich denn noch für Kontakte zur Polizei haben?«
Häberle zuckte mit den Schultern. Noch bevor er etwas sagen konnte, begannen draußen die Gänse wieder wie wild zu schnattern. In Ollerichs Augen war ein nervöses Zucken zu erkennen.
»Besuch?«, fragte Häberle. Linkohr hievte sich aus dem Sessel und ging zum Fenster, wo er den Vorhang nur ein winziges Stück bewegte, um hinauszusehen. Doch im nachtschwarzen Hof war nichts zu erkennen. Kein Hinweis darauf, weshalb das aufgeregte Schnattern der Gänse noch um eine Nuance lauter geworden war.
»Kann sein, dass ein Fuchs ums Haus schleicht«, gab sich Ollerich gelassen. »Kommt hier draußen öfters mal vor. Aber die Gänse sind in ihrer Umzäunung da hinten sicher.«
Linkohr ließ den Vorhang wieder los und kehrte in seinen Sessel zurück. Er überlegte, welchen Sinn es machte, Gänse als ›Wachhunde‹ zu halten, dann aber nicht nach dem Rechten zu sehen, wenn sie wie wild lärmten.
Häberle tat so, als ließe auch ihn dies kalt, war jedoch innerlich darauf gefasst, dass sich möglicherweise jetzt weitere Personen im Gehöft aufhielten. »Wie eng sind Ihre Beziehungen zu Ihrem Kollegen Seifried?«, fragte er, während sich die Gänse langsam wieder zu beruhigen schienen.
»Beziehungen? Das ist wohl nicht das richtige Wort, Herr Häberle. Wir sind Kollegen. Berufskraftfahrer. Da sieht man sich nicht oft. Der eine fährt hierhin, der andere dorthin.«
»Aber vielleicht hat man doch Gemeinsamkeiten.«
»Jens ist verheiratet, hat Familie, wohnt in Aichelberg. Ich bin längst wieder Single. Das sind zwei Welten.«
»Das schließt nicht aus, dass man sich gelegentlich trifft.« Häberle blieb hartnäckig und musste husten, weil er zu viel Zigarettenqualm eingeatmet hatte.
Ollerich zögerte. »Ich weiß jetzt zwar nicht, worauf Sie hinauswollen – aber falls Sie auf unsere gemeinsame berufliche Vergangenheit anspielen, kann ich nicht viel dazu sagen: Jens hat schon während seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei das Handtuch geworfen, ich ein bisschen später.«
»Und darf ich fragen, wie Sie sich kennengelernt haben?«
»Auch das ist kein Geheimnis. Reiner Zufall. An einem Rasthaus, als wir beide noch für andere Speditionen gefahren sind. Als dann Graumann und Hinz Fahrer gesucht hat, haben wir uns dort beworben.«
Häberle nickte interessiert. »Und sonstige Gemeinsamkeiten?«
Ollerich runzelte die Stirn. »Nicht viele. Es sei denn, Sie meinen unser gemeinsames Survival-Wochenende. Auch da gibt’s nichts zu verheimlichen.«
Häberle freute sich, durch sein geschicktes Vorgehen doch auf etwas gestoßen zu sein. Er ließ sich aber nichts anmerken und wartete auf Ollerichs
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