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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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telefoniert.«
    Er führte die beiden Kriminalisten durch einen schlecht beleuchteten, schmalen Flur, dessen Steinboden jede Menge Unebenheiten aufwies. Häberle stieg sofort kalter Rauch in die Nase. In dem Raum, der vermutlich einst ganzen Landwirt-Dynastien als Wohnzimmer gedient hatte, sanken sie in verschlissene Sessel aus Omas Zeiten. Auch hier waren noch die Gänse zu hören, die sich mittlerweile aber wieder langsam beruhigten.
    Andreas Ollerich, breitschultrig und kräftig, schob auf dem Holztisch leere Gläser und einen vollen Aschenbecher beiseite. »Entschuldigen Sie, aber ich hatte Besuch.« Dann fingerte er aus einer bereitliegenden Zigarettenschachtel einen Glimmstängel und zündete ihn mit einem Streichholz an. »Sie haben mir am Telefon gesagt, dass Sie mich wegen meines Kollegen interviewen wollen.« Er inhalierte den Rauch und lehnte sich in einem der alten Sessel genüsslich zurück. »Ja«, fuhr er fort, »den guten Jens hat’s ziemlich erwischt.« Er sah den beiden Kriminalisten nacheinander in die Augen. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Häberle lehnte ab, worauf auch Linkohr den Kopf schüttelte. »Wir möchten Sie nicht allzu lange aufhalten«, kam der Chefermittler zur Sache und versuchte, sich im schlechten Licht der Deckenlampe die Einrichtung einzuprägen, die neben der Sitzgruppe auch aus einem dunkelbraunen Wohnzimmerschrank mit Glaseinsätzen bestand. Die offenen Ablageflächen waren mit Gläsern und Zinnwaren belegt. Vor der gegenüberliegenden freien Wand, an der eine Tapete mit dunkelroten Ornamenten klebte, war ein Rolltisch abgestellt, der als Standfläche für einen Breitbildschirm genutzt wurde. »Sie wohnen hier allein?«, fragte Häberle so schnell und unerwartet, dass Ollerich geradezu überrumpelt wurde. Ungewollt spontan antwortete er: »Ja, ich wohne hier allein.« Gerade wollte er mehr dazu sagen, da hatte er bereits wieder seine innere Zurückhaltung gefunden.
    »Und darf ich fragen, warum gerade hier?« Häberle grinste.
    Ollerich zögerte. »Die Miete ist erschwinglich, hier hab ich meine Ruhe, bin mit der Natur verbunden und kann mich handwerklich und ein bisschen künstlerisch betätigen. Holzskulpturen schnitzen.« Er deutete in Richtung der Scheune. »Glauben Sie mir, hier gibt es immer etwas zu tun.«
    »Sie sind aber Fernfahrer und ziemlich oft unterwegs.«
    Linkohr hörte zwar aufmerksam zu, interessierte sich im Moment aber mehr für die Unordnung, die um ihn herum herrschte. Neben der verschlissenen Couch stapelten sich zerknitterte Tageszeitungen einen halben Meter hoch, dahinter lehnte ein flacher, grauer Karton an der Wand. In ihm war möglicherweise das Fernsehgerät verpackt gewesen, dachte Linkohr. Daneben lagen weitere Schachteln und Kartons unterschiedlicher Größe. Obwohl es bei der schlechten Beleuchtung unmöglich war, aus seiner Perspektive die Aufdrucke zu lesen, erkannte er, dass es sich um Originalverpackungen von Geräten oder Spielzeug handelte. Obenauf lag eine Schachtel, auf der seitlich die Abbildung eines Modellflugzeugs zu erkennen war.
    Ollerich hatte offenbar Linkohrs Interesse bemerkt und zögerte mit einer Antwort auf die Frage nach seinem Beruf. »Unterwegs? Ja, ich bin ziemlich viel unterwegs. Der Zufall hat’s so gewollt, dass nicht ich niedergeschlagen wurde, sondern mein Kollege.« Er zog nervös an seiner Zigarette.
    »Hätten Sie denn auch am Rasthaus Leipheim angehalten?«, fragte Häberle rasch nach.
    »Angehalten? Ich?« Er schien auf diese Frage gar nicht gefasst gewesen zu sein. »Es ist immer ein Zufall, wo man anhält. Man muss seine Lenkzeiten einhalten und mittlerweile sind die Parkplätze so voll, dass man Schwierigkeiten hat, überhaupt irgendwo die Ruhepausen einlegen zu können. Wenn man natürlich immer die gleiche Strecke fährt, hat man seine Lieblingsplätze.«
    »Und Leipheim ist so ein Lieblingsplatz?«
    »Wenn Sie mich fragen – ich fahr dort gelegentlich raus, wenn eine Pause fällig wird. Das ist natürlich nicht der Fall, wenn ich in Geislingen losgefahren bin, sondern nur dann, wenn ich von woanders komme.«
    »Am Dienstag ist aber Herr Seifried für Sie gefahren.«
    »Mir war’s kotzelendig – wenn ich das so sagen darf. Der Chef hat zum Glück gleich jemanden gefunden.«
    »Wenn also Seifried in Leipheim überfallen wurde, kann es sich nur um einen Zufall handeln. Niemand konnte demnach wissen, dass Herr Seifried, beziehungsweise ein Fahrzeug von Graumann und Hinz, zu diesem

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