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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und Kollegen tun nur ihre Pflicht. Ob Ihnen das nun passt oder nicht.«
    Endlich sah sich Moderator Mühlheimer bemüßigt, in die Diskussion einzugreifen. »Vielleicht sollten wir Herrn Bleibach mal ausreden lassen.«
    »Danke.« Bleibach grinste zynisch. »Ich greife gerne die Worte meines Vorredners auf, der die Systematik der Medien angesprochen hat. Auch wenn ich mich jetzt damit in diesem Kreis hier unbeliebt mache, so lassen Sie mich bitte an einem Beispiel aufzeigen, wie grotesk diese Systematik der Medien ist. Denken wir doch einmal darüber nach, wer überhaupt eine Chance hat, ins Fernsehen oder in die großen Medien zu kommen. Natürlich keiner, der ganz brav und bieder tagaus, tagein seine Pflicht tut. Aber nun zu glauben, es würde stattdessen jeder wahrgenommen, der etwas Besonderes leistet – sei es in Kultur oder Wirtschaft –, das ist ein Irrtum. Wahrgenommen wird nur – und ich zeichne dies bewusst überspitzt –, wer schrill und verrückt ist, wer sich so überdreht darstellt, dass ihn die Verantwortlichen in den Medienhäusern zum Star hochstilisieren. Auch wenn diese Person alles andere als ein Vorbild ist – Hauptsache, sie taugt dazu, Auflagen oder Einschaltquoten zu erhöhen. Und so kommt es, dass heutzutage jeglicher Schrott plötzlich salonfähig ist und die Menschen glauben, dies sei ›in‹. Wer behauptet denn, dieses und jenes sei momentaner Lifestyle? Das sind doch nur die Medien, die ganz am Anfang eines vermeintlichen Trends stehen und mit Stars und Sternchen dafür die Werbetrommel rühren. Da wird doch der arme Arbeiter am Fließband gar nicht gefragt.«
    »Verschonen Sie uns hier mit Ihren Klassenkampf- Parolen!«, zischte der Boulevard-Journalist dazwischen.
    Bleibach tat so, als habe er es nicht gehört. Er war jetzt wild entschlossen, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Lange genug hatte er geduldig zugehört. »Ich bleibe dabei: Von unabhängigem Journalismus kann in weiten Teilen der Medien keine Rede mehr sein. Dabei meine ich nicht, dass Verleger, Wirtschaft oder Politik einen direkten Einfluss auf den Inhalt der Beiträge nehmen. Nein, ganz gewiss nicht. Es gibt natürlich keinen Zensor, der hinter den Journalisten steht. Aber – und das wissen Sie alle, wie Sie hier sitzen …«, er sah sich zu dieser Bemerkung veranlasst, weil seine Ausführungen auf abwertendes Kopfschütteln gestoßen waren, »… es gibt die berüchtigte Schere im Kopf. Eine Schere, um mit diesem Bild fortzufahren, die den heutigen Journalisten, die das wirkliche Arbeitsleben nie kennengelernt haben, bereits im Studium implantiert wird. Nämlich, was politische Richtung und systemkonformes Wohlverhalten anbelangt.« Wieder versuchten mehrere Diskussionsteilnehmer, ihn mit aufgebrachten Bemerkungen zu unterbrechen. Doch Bleibach blieb hartnäckig. Wenn er sich erst einmal in ein Thema verbissen hatte, war er nicht mehr so einfach zu stoppen. Auf dem Kontroll-Monitor sah er, dass er jetzt formatfüllend in die Wohnzimmer gesendet wurde. Er bemühte sich, nicht auf den Bildschirm zu starren, sondern die Reihe seiner Kontrahenten im Auge zu behalten. »Alles, was nicht in dieses vorgefertigte Schema passt, wird einvernehmlich totgeschwiegen oder, noch schlimmer, als gefährlich und systemfeindlich niedergebügelt. Für das vernünftig Sinnvolle bleibt da kein Platz mehr.«
    »Und was dies ist, wissen natürlich Sie am allerbesten«, höhnte die Frau und erntete Zustimmung ihrer Kollegen.
    »Wenn erst die Großen in der Medienbranche die Leitlinien vorgegeben haben, finden Sie keinen mehr, der dagegen anschreibt. Sehen Sie mir den Vergleich nach, aber ich gebrauche ihn, um zu verdeutlichen, was ich meine: Der Schreiber eines Leitartikels in einem bundesweiten, seriösen Blatt ist so etwas wie der Leithammel, der den Meinungstrend vorgibt. Und je weiter man in den Redaktionen nach unten geht – runter bis in die Provinz –, umso weniger werden Sie noch einen finden, der sich gegen den Strom stellt. Oder besser gesagt: stellen darf.«
    »Das ist doch naiv, was Sie da sagen«, warf ihm der Boulevard-Journalist vor. »Ihnen ist wohl entgangen, dass auch die Medien unterschiedliche politische Tendenzen verfolgen. Ein Kommentar in der FAZ liest sich anders als in der TAZ oder bei uns. Oder wollen Sie das bestreiten?«
    Bleibach nahm die Gelegenheit wahr, einen Schluck Wasser zu trinken. Er spürte eine unangenehme Trockenheit im Mund, was ein Zeichen für seine Nervosität war. »Was ich meine,

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