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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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seines Hemdes. »Weißt du«, sagte sie und es klang zärtlich, ja sogar fürsorglich, »gemeinsam werden wir alles überstehen, egal, was geschieht.«
    Bleibach streichelte ihr weiches Haar und schwieg. Gleich würde sie ihn fragen, wie es bei dem Kommissar gelaufen war. In den vergangenen Tagen hatten sie lange und ausführlich am Telefon über die Anschuldigung gesprochen. Er war Evelyn unendlich dankbar, dass sie zu ihm hielt und keinerlei Zweifel an seiner Seriosität hegte.
    »Wäre es nicht besser gewesen, Miriam mitzunehmen?«, fragte sie plötzlich, während ihre Finger seinen Bauchnabel erreichten. »Als Rechtsanwältin hätte sie auf dich aufpassen können.«
    Ihr angewinkeltes Bein senkte sich über seine Knie, als wolle sie ihn mit dem Ausdruck zärtlicher Dominanz daran hindern, jetzt aufzustehen. Doch nichts war ihm lieber, als sich von ihr in eine hilflose Situation bringen zu lassen. Sein rechter Arm glitt langsam über den seidigen Stoff des Kleides abwärts, bis seine Hand die straffe Haut ihres nackten Oberschenkels berührte. »Meinst du, ich hätte eine Aufpasserin nötig?«, murmelte er, während sich ihre Finger an seinem Gürtel zu schaffen machten.
    »Wer weiß«, flüsterte sie, »welche Gefahren auf dich lauern, mein lieber Steffen?«
    Er versuchte, die finsteren Gedanken, die sich in seinem Kopf eingenistet hatten, nicht aufkommen zu lassen. Nicht jetzt, nicht hier. »Solange du mir nichts antust …«
    Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. »Du wirst gar keine andere Wahl haben, als dir was antun zu lassen«, hauchte sie und nahm ihn jetzt mit beiden Beinen in den Klammergriff. Er kannte ihre Vorlieben längst.
    »Streck mal ganz artig die Arme aus«, verlangte sie leise, doch es klang, als dulde sie keinen Widerspruch. Er nahm seine Hand von ihrem Schenkel und streckte beide Arme nach hinten weg, bis sie über die Seitenlehne der Couch hinausragten und die Unterarme frei in der Luft hingen.
    Sie schien diesen Anblick zu genießen. »Wenn der große Herr Bleibach ganz ohne Aufpasser unterwegs ist«, zischte sie scheinbar drohend, »dann muss er sich nicht wundern, wenn ihm etwas angetan wird.« Sie begann schneller zu atmen und löste seinen Gürtel. Längst war der Punkt erreicht, an dem er sich wünschte, sie würde das Spiel schneller zum Höhepunkt treiben. Doch er wusste, dass sie gerade dies nicht wollte.
    »Die Dame Evelyn weiß aber hoffentlich, dass sie nichts gegen seinen Willen tun darf«, erwiderte er grinsend, als der Reißverschluss seiner Hose langsam nach unten glitt.
    »Der Herr hat zu schweigen«, flüsterte sie und kuschelte sich an seine nackte Brust. »Der künftige Bundeskanzler sollte sich aber in Acht nehmen vor den leichtgeschürzten Evas, die ihn in Versuchung führen.« Sie küsste ihn wieder leidenschaftlich. Noch bevor er sich willenlos all jenem hingeben konnte, was sie zweifelsohne beabsichtigte, machte sie eine Bemerkung, die ihm die Lust und beinahe auch den Atem zu rauben drohte: »Hüte dich vor den Evas, die mit deinen Spuren falsche Fährten legen wollen.«
    Es waren diese vielsagenden Andeutungen, die ihn normalerweise faszinierten. Manchmal konnte sie reden, als habe sie ein paar Semester Theologie studiert. Am liebsten hätte er sie jetzt gefragt, was sie mit den falschen Fährten meinte. Doch er wollte sich nicht anmerken lassen, dass seine Lust schwand. Denn sie näherte sich mit den Fingern ihrem Ziel.

48
     
    Ferdinand Gutwein blätterte in der neuesten Ausgabe des Gewerkschafts-Magazins. Die Woche über hatte sich wieder ein enormer Papierstapel angesammelt. Manchmal schien es ihm, als habe die Menschheit nichts anderes zu tun, als Schriftsätze zu verfassen und andere damit zu bombardieren. Es blieb einem doch gar nichts anderes übrig, als all das Geschriebene nur noch diagonal zu überfliegen. Die Flut dessen, was ständig auf ihn als einen der Verantwortlichen für die Gewerkschaftsmitglieder in den mittelständischen Handwerksbetrieben niederprasselte, war unerträglich. In Momenten wie diesen musste er an längst vergangene Zeiten denken, als Gewerkschaftsarbeit noch draußen ›an der Front‹ stattfand, wie er es bezeichnete. Aber inzwischen waren sie alle in die bürokratische Tretmühle eingebunden, aus der es kein Entrinnen gab. Auch er verbrachte die meiste Zeit damit, Statements und Artikel zu verfassen.
    Zufrieden stellte Gutwein fest, dass sein jüngster Beitrag mit dem Titel ›Geht die Republik vor die

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