Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag

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geschwiegen – das ist richtig. Aber nun, da er so tut, als ob er der Retter der Nation wäre, kann ich nicht mehr länger schweigen.«
    »Späte Rache – also doch«, kommentierte Miriam. »Und deshalb sind Sie gekommen, um mir das zu sagen?« Sie lehnte sich lässig zurück. »Wollen Sie mir einen Deal anbieten?«
    »Ich bitte Sie!«, entrüstete sich Joanna Malinowska. »Keine Erpressung, kein Deal. Nur ein – ja, sagen wir mal – freundschaftlicher Vorschlag.«
    »Und der wäre?«
    »Herr Bleibach soll bei der Polizei ein Geständnis ablegen. Sonst könnte es sein, dass er noch mit mehr Unangenehmem konfrontiert wird.«

51

    Die Gänse schnatterten, als nahe der Schlächter. »Verdammt noch mal, was is’n da draußen los!«, fuhr Andy auf, der sich gerade an einer großen Schachtel mit Holz zu schaffen machte. Er und seine beiden Freunde Ucki und Pommes waren soeben erst in das alte Bauernhaus zurückgekehrt, in dessen Wohnzimmer sie mit vereinten Kräften versuchten, den Kohleofen in Gang zu setzen. Irgendwann im Laufe des Tages war das Feuer ausgegangen und es war entsprechend kalt.
    »Das wird Katsche sein«, brummte Pommes, dessen unförmiger Bauch in eine Arbeitshose gezwängt war. Er ging zum Fenster, zog den Vorhang ein Stück zur Seite und spähte in den dunklen Hof hinaus, wo sich unter dem wilden Getöse der Gänse ein Schatten der Tür näherte. »Katsche«, sagte er knapp und ein paar Sekunden später stand der durchtrainierte junge Mann im Wohnzimmer, warf seinen Wintermantel über die Lehne einer der abgegriffenen Sessel und blies sich die Hände warm. »Arschkalt heut«, meinte er. »Habt ihr etwa den Ofen ausgehen lassen?«
    Keiner fühlte sich zu einer Antwort bemüßigt. Selbst die Gänse hatten ihr aufgeregtes Schnattern eingestellt.
    Nachdem schließlich ein Höllenfeuer im Ofen loderte und einige Bierflaschen geöffnet worden waren, verbesserte sich die Stimmung zusehends.
    »Der Termin steht jetzt«, kam Katsche zur Sache, als jeder in einen Sessel versunken war. »Der Samstag vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg.«
    »Datum?«, hakte Pommes, wortkarg wie immer, nach.
    »26. März. Die Behörden haben’s bereits genehmigt«, erklärte Katsche.
    »Da kann’s noch arschkalt sein«, meckerte Andy. »Womöglich liegt Schnee da oben, dann kommt keine Sau. Ist doch ein hirnrissiger Termin.«
    »Hast du ’ne Ahnung. Wenn Bleibach ruft, stapfen die Massen auch durch knietiefen Schnee da rauf.«
    »Wir sollten das ihm überlassen«, erwiderte Katsche leicht verstimmt. »Wir kennen unsere Aufgabe – und wir werden danach handeln.«
    »Vorauszahlung?«, fragte Pommes dazwischen.
    »Zehntausend für jeden – eine Woche vorher.«
    »Cash?«, wollte Ucki wissen und trank aus der Bierflasche.
    »Natürlich cash«, versicherte Katsche. »Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr wegen des Geldes kein Gedöns machen sollt. Ich steh dazu.« Er blickte nervös von einem zum anderen. »Habt ihr das Zeug beschafft?«
    »Klar doch«, tat sich Andy wichtig, um damit zu demonstrieren, wie sehr er sich in die Gruppe integriert hatte – auch wenn Katsche möglicherweise daran zweifelte. Aber Katsche, das wusste er, war ein übervorsichtiger Typ, einer, der garantiert keinen aufnahm, ohne ihn mit allen ihm zur Verfügung stehenden Methoden ›durchleuchtet‹ zu haben. Und Katsches Beziehungen, daran bestand kein Zweifel, waren vielfältig. Durch seine charmante und sympathische Art besaß er eine Ausstrahlung, die ihm alle Türen öffnete.
    »Wir müssen aber noch entscheiden, wie wir’s machen«, schränkte Ucki ein und sprach Katsche direkt an. »Du bist hier der Chef. Nur musst du wissen, dass es mit der Fernsteuerung ein bisschen kompliziert wird.«
    »Was heißt kompliziert?«, fuhr ihm Katsche über den Mund. Doch bevor er noch energischer werden konnte, stimmten draußen die Gänse wieder ihr Spektakel an.
    Die Männer zuckten zusammen. »Hat sich noch jemand angemeldet?«, fragte Katsche, der als Erster die Fassung wiedergefunden hatte.
    »Keine Ahnung«, sagte Andy, der zum Fenster eilte, um auf dem finsteren Hof etwas zu erkennen. »Da kommt einer«, sagte er schließlich, während die Gänse ihre Aufgabe als Alarmanlage bestens wahrnahmen.
    »Wer?«, fragte Katsche scharf zurück, während die anderen in gespannter Stille verharrten.

52

    Mike Linkohr war zu Tode betrübt. Was hätte er sagen sollen? Dass er ein wichtiges Rendezvous habe und unter keinen Umständen zur