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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Auf der Rückfahrt von Aalen wollte es ihm einfach nicht gelingen, seine Gedanken zu sortieren. Kaum hatte er sich auf etwas konzentriert, wüteten sie wieder, blendeten ihm das Gesicht von Joanna ein oder riefen ihm Vergewaltigungsprozesse in Erinnerung, bei denen Aussage gegen Aussage gestanden war. Er spürte, wie seine innere Ausgeglichenheit schwand. Gerade dieses Gleichgewicht brauchte er aber, um die vielen Anfeindungen zu überstehen. Es durfte keine Nebenkriegsschauplätze geben. Wenn es tatsächlich jemand darauf abgesehen hatte, ihm auf diese Weise zu schaden, dann drohte allergrößte Gefahr. Er war zwar ein brillanter Redner, konnte fundiert argumentieren und sich in Diskussionen Gehör verschaffen, doch psychisch belastbar war er nicht wirklich. Vielleicht zeichnete gerade dies ihn aus. Er war kein Polterer, kein kaltschnäuziger Draufgänger, sondern der eher künstlerische Typ, der ein Gespür für die Wünsche seiner Mitmenschen hatte, der sensibel diese Stimmungen aufnehmen konnte, die ihn wie Funkwellen umgaben.
    Jetzt befürchtete er, dass ihn nur negative Energie umgab. Er musste aufpassen, dass sich seine positive Aura nicht umpolte und von den ›Minus-Kräften‹, wie er es zu nennen pflegte, neutralisiert wurde. Waren das erste Anzeichen eines Burnout-Syndroms? Hatte er sich in den vergangenen Monaten zu viel zugemutet? Nein, wies er solche Gedanken energisch zurück. Nein. Nicht seine Überarbeitung war schuld daran, dass er sich mies fühlte, sondern diese Attacke von außen. Ein Angriff. Wie auf einen Computer. Jemand versuchte, sein Gehirn mit einem Virus zu infizieren, der sich selbst vermehren konnte, um die guten Gedanken zu zerstören.
    Als er über den schmalen Bergrücken, den man im Volksmund Aasrücken nannte, von Lenglingen nach Hohenstaufen fuhr und links und rechts zwischen dünnen Nebelschleiern die Lichter der tief unten liegenden Ortschaften funkeln sah, atmete er durch. Wenigstens spürte er ein klein wenig von jener prickelnden Freude, die sich seiner immer bemächtigte, wenn er an Evelyn dachte. Ein ganzes Wochenende wollte sie bleiben.
    Als er die Wohnungstür aufschloss, empfing ihn bereits der herbe Duft ihres Parfums. Noch während er seinen Mantel an die Garderobe hängte und sich die Schuhe abstreifte, war sie da: Evelyn, deren Anblick ihn explosionsartig mit positiver Energie aufzuladen schien. Ihre blonden Haare strahlten sogar im diffusen Licht der Diele. Ein schwarzes, hauchdünnes Kleidchen umspielte ihren schlanken Körper und ließ erahnen, was Bleibach so sehr mochte. Sie fiel ihm mit ihrem herzlichen Lachen um den Hals, drückte ihn fest an sich und küsste ihn leidenschaftlich. Es bedurfte keines einzigen Wortes, um die Welt, die plötzlich so unwichtig geworden war, einfach auszublenden. Wie lange sie in der Diele standen, sich streichelten und küssten, hätten beide später nicht mehr sagen können. Irgendwann erreichten sie eng umschlungen das Wohnzimmer, wo sie auf die Ledercouch sanken und sich halb sitzend, halb liegend aneinanderschmiegten. »Du bist ganz schön verrückt«, grinste sie schließlich und ihre Augen funkelten im Licht dreier Kerzen. »Heute wohl keine weiblichen Fans gehabt?« Sie zog eine Schnute und winkelte eines ihrer Beine ab, das der raffinierte Schlitz des Kleides entblößte.
    Er ließ alles zu, was mit ihm geschah. »Und wenn tausend kreischende Mädels vor mir stehen, Evelyn, dann gibt es doch immer nur eine, die mich so aus der Fassung bringt.« Er schloss die Augen.
    Sie stupste ihn mit dem Zeigefinger auf die Nase und spürte seinen Atem. »Und das ist dieses verrückte Model, stimmt’s? Diese verrückte Evelyn mit ihren Designerklamotten.« Sie begann, sich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen zu machen. »Diese modischen Klamotten«, hauchte sie, »an denen du das am meisten magst, was gar nicht dran ist.«
    Er lächelte. »Das modische Nichts.«
    Ein Knopf war bereits offen. »Was sind die Modeschöpfer nur für arme Kerle«, fuhr sie ironisch fort. »Sie sollen was entwerfen, aber für euch Männer ist’s nur die Umrahmung für das, was gar nicht angezogen sein soll. Stimmt’s?«
    Er spürte ihre Finger auf seiner nackten Brust. »Was möchtest du denn gern hören?«, brummte er und war unendlich dankbar dafür, dass sie ihn ablenkte und nicht gleich wissen wollte, wie das Gespräch bei der Polizei verlaufen war. Sie schien seine Nähe zu genießen, kuschelte sich an ihn und öffnete den nächsten Knopf

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