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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dienststelle kommen könne? Ausgerechnet jetzt, wo er als Jungkriminalist gefragt war, nachdem man Häberle nicht erreicht hatte und der diensthabende Wochenend-Kriminalist anderweitig beschäftigt war. Dabei erforderte ein Fall wie dieser, von dem noch keiner so recht wusste, welche Dimensionen er annehmen konnte, einen verantwortungsvollen Ermittler. Zwar war er in der Kette der erfahrenen Kollegen noch einer der Jüngsten, doch allein die Tatsache, dass man ihn gerufen hatte, schmeichelte ihm. Er hatte versucht, Sigrid die Situation zu erklären, doch war ihrem Verhalten zu entnehmen, dass sie offenbar wenig Verständnis für seinen Job aufbrachte. Natürlich war es nicht gerade erfreulich gewesen, den Abend so überstürzt beenden zu müssen. Aber wenn es die große Liebe gewesen wäre, hätte Sigrid dies in Kauf genommen. So jedoch war der Abschied vor dem Lokal eher so verlaufen, als sei ihr nicht viel an einer Fortführung der Beziehung gelegen. Auf seinen Vorschlag, sich im Laufe der Nacht noch mal zu treffen, war sie aus durchaus verständlichen Gründen nicht eingegangen. Wo hätten sie sich auch dann noch treffen können – wenn nicht bei ihr oder ihm? Und dies wäre unter diesen Umständen nicht gerade passend gewesen. Linkohr fühlte sich wieder einmal von den Gefühlen zerrissen. Wann immer er eine Frau kennenlernte gab es Stolpersteine – so, als wolle eine finstere Macht es verhindern, dass er endlich eine feste Bindung einging. Konnte es so viel Pech geben? Warum hatten die anderen seines Alters so viel Erfolg bei Frauen, nur er nicht? Sollte er auf die Karriere verzichten, um privates Glück zu erlangen? Schmerzhaft musste er an die Polizeipraktikantin Kerstin denken, auf die er so große Hoffnungen gesetzt hatte. Schließlich hätte sie seine Situation noch am ehesten verstehen können. Doch kaum waren sie sich nähergekommen, war sie versetzt worden. Und immer nur E-Mails zu schreiben und sich per Facebook zu unterhalten, war schließlich nicht die Erfüllung dessen, was er sich vorstellte.
    Nun saß ihm dieser Enduro Ollerich gegenüber – im grellen Licht einer Leuchtstoffröhre. Linkohr las die Personalien, die ein Beamter aufgenommen hatte. Ollerich. Der Manager Bleibachs. Auf dem Weg von Göppingen zu Bleibachs Wohnung in Hohenstaufen überfallen worden. Niedergeschlagen, hatten die Kollegen notiert. Linkohr konnte an Ollerich jedoch keine Spuren eines Kampfes erkennen. »Er hat Sie niedergeschlagen?«, stellte der Jungkriminalist deshalb fragend fest und entdeckte bei genauerem Hinsehen, dass Ollerichs Haare nicht korrekt gekämmt waren.
    »Er oder sie«, erwiderte der Mann sachlich. »Es ging alles so schnell, dass ich keine genaue Erinnerung habe.«
    »Wo ist das passiert?«
    Ollerich zögerte. Linkohr hätte nicht fragen müssen, denn dies alles stand bereits in dem kurzen Protokoll, das ein Uniformierter aufgenommen hatte. »Kurz vor Hohenstaufen, rechts auf dem Wanderparkplatz. Wo die alte Steige raufgeht. Ich weiß nicht, wie das heißt.«
    »Vor eineinhalb Stunden«, stellte Linkohr beim Blick auf die Aufzeichnungen fest.
    »Ungefähr, ja.«
    »Erzählen Sie mal, was da geschehen ist.«
    »Wie ich schon sagte«, begann Ollerich genervt. »Ich halte da hin und wieder an, wenn ich Herrn Bleibach besuche. Sie müssen wissen, ich wohne zwar in Göppingen, bin aber beruflich viel unterwegs. Manchmal, wenn ich zu Herrn Bleibach fahre, komme ich direkt von auswärts«, er verzog das Gesicht zu einem Lächeln, »da macht es sich schlecht, wenn Sie zu jemandem zu Besuch kommen und gleich auf die Toilette gehen.«
    »Sie mussten austreten«, konstatierte Linkohr.
    »Richtig. Wie gesagt, das tu ich dort fast immer.«
    »Wer dies weiß, kann Ihnen dort auflauern?«
    »Kann er. Nur weiß natürlich niemand, wann ich dort bin.«
    »Es sei denn, dieser Jemand weiß, wann Sie in Richtung Hohenstaufen losgefahren sind«, gab Linkohr zurück.
    »Das müsste dann jemand sein, der meinen Terminkalender kennt.«
    »Gibt es so jemanden?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Ich bin selbstständig – ohne Sekretärin, falls Sie das meinen.«
    Linkohr überlegte: »Sie halten also an, steigen aus und dann?«
    »Ich gehe zu dem Gebüsch dort. Es ist dunkel und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, kriege ich einen Schlag von schräg hinten auf den Kopf. Ich erschrecke zu Tode und gehe zu Boden. Ich hab niemanden gesehen, ehrlich. Keinen Menschen.«
    »Aber es war ein Mensch?«, fragte Linkohr

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