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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Stunde vor dem Laptop und wusste nicht so recht, wonach er eigentlich suchte. Dass sich bei Google kein einziger ›Petro Sallinger‹ fand, war ziemlich ungewöhnlich. Normalerweise gab es für jeden x-beliebigen Namen unzählige Treffer. Aber wenn es ihn gar nicht gab, brauchte er auch keine Kombinationen mit anderen Begriffen zu versuchen. Natürlich nicht, sagte seine innere Stimme. Wenn dieser Sallinger tatsächlich in geheimer Mission unterwegs war, würde er wohl auch kaum mit der Berufsbezeichnung ›Agent‹ bei Google auftauchen. Greenman versuchte es noch allein mit dem Nachnamen und in Kombination mit ›Deutsche Botschaft‹, ›Konsulat der Bundesrepublik Deutschland‹ und ›Bundesnachrichtendienst‹. In diesem Falle tauchten zwar einige Treffer auf, wovon sich einer auf ›verschollene Sallinger-Briefe‹ bezog, einem Text aus Spiegel-Online vom März 2010. Überschrift: ›Wir gingen durch die Hölle‹. Der Bericht handelte von dem amerikanischen Schriftsteller Jerome D. Sallinger, der im April 1945 von der Deutschlandfront einen Brief an einen alten Armeefreund namens Ernest Hemingway geschrieben hatte. Also auch keine Spur, dachte Greenman, als er Google schloss. Allerdings blieb die Überschrift in seinem Hinterkopf hängen: ›Wir gingen durch die Hölle‹.
    Wie gerne hätte er jetzt diese Frau angerufen, die ihm jegliche Kontaktaufnahme strikt untersagt hatte. Irgendetwas war jedenfalls geschehen, das sich bis zu ihm nach Australien auswirkte. Doch sein Job bei diesem Opal-Bergwerk war viel zu unbedeutend, als dass er Ziel diverser Agenten sein konnte. Sein Unterbewusstsein ließ ihn die Homepage des sozialen Netzwerks Facebook aufrufen. Zwar war es ihm verboten, mit dieser Frau Kontakt aufzunehmen, aber er würde zumindest als passiver Leser ihrer Seite herausfinden können, mit wem sie kommunizierte. Noch immer waren ihm die Funktionen von Facebook nicht vollständig geläufig, aber das Nötigste hatte er sich inzwischen angeeignet. Vor allem kannte er den Unterschied zwischen ›Pinnwand‹ und persönlichen Nachrichten. Es war ratsam, die Pinnwand-Funktion nur für unverfängliche Botschaften zu nutzen, weil sie von vielen Personen eingesehen werden konnten. Doch so sehr Greenman auch in der Auflistung seiner sogenannten Facebook- ›Freunde‹ klickte – der gesuchte Name war verschwunden. Zunächst noch glaubte er, wieder einmal irgendetwas falsch eingegeben zu haben. Doch auch über die Suchfunktion tauchte der Name nicht mehr auf.
    Greenmans Blutdruck schoss in die Höhe. Mit einem Schlag musste er an die politischen Umwälzungen denken, die daheim im Gange waren. Mit Sicherheit gab es in bestimmten Kreisen erhebliche Unruhen. Aber dass sich dies bis in seine Beziehung zu jener Frau auswirken könnte, hielt er für unwahrscheinlich. Und doch erschienen ihm Andeutungen, die sie in den vergangenen Monaten gemacht hatte, jetzt in einem anderen Licht.
    Er kühlte mit einem Schluck eiskalten Orangensaft seinen heißen Hals und klickte sich zur ARD-Tagesschau, von der es fürs Internet eine stets aktualisierte 100-Sekunden-Version gab. Innerhalb weniger Sekunden verfärbte sich der Bildschirm in das charakteristische Blau und es erklangen die vier Erkennungstöne. Die erste Kurzmeldung befasste sich mit der Terrorangst in Deutschland. Dann jedoch war formatfüllend ein Porträt von Bleibach zu sehen, dessen Auftritte auch Greenman über die Nachrichtensendungen im Internet verfolgte. »Scharfe Kritik an Bleibach«, verlas die Sprecherin einen Text. »Regierung und Opposition in Berlin werfen dem populären Parteienkritiker eine zunehmende Radikalisierung vor. Er verhöhne bei seinen Kundgebungen die Politik und schade dem Ansehen Deutschlands im Ausland. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums bedauerte ergänzend, dass sich bereits potenzielle Investoren abgewandt hätten. Langfristig müsse auch mit einem Exportrückgang und Verlust von Arbeitsplätzen gerechnet werden.«
    So weit war man also schon, dachte Greenman. Sobald einer die Finger in die richtige Wunde legte, holte man die große Keule raus. Das Totschlagsargument ›Arbeitsplätze‹ musste für alles herhalten.
    Eigentlich wollte er nicht mehr zurück, sagte ihm sein Bauchgefühl. Wenn es jetzt die Chance gab, für immer in Australien zu bleiben – warum eigentlich nicht? Sallinger hatte schließlich versprochen, sich wieder zu melden.

56
     
    Linkohr stockte der Atem. Als Joanna Malinowska im Besprechungszimmer Platz

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