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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schnell behaglich warm sein würde. Er kam von schräg hinten auf den Sattelzug zu und ließ seinen Blick routinemäßig über den mächtigen Auflieger streifen. Soweit er es in der Dunkelheit sehen konnte, war alles in Ordnung. Für einen kurzen Moment glaubte er, ein Geräusch vernommen zu haben, das sich so anhörte, als habe etwas dumpf gegen Blech gestoßen. Doch weil im selben Moment der auffrischende Wind ihm um die Ohren rauschte, konnte er es nicht genauer zuordnen. Er verlangsamte seine Schritte, sah prüfend zu den anderen Sattelzügen und gelangte zu der Überzeugung, dass der Wind irgendein bewegliches Teil gegen Metall geschlagen hatte. Das mochte zwar eine plausible Erklärung sein, meldete sich eine innere Stimme, aber wenn jemand auf der anderen Seite des Lastwagens auf ihn lauerte, hätte er hier draußen bei einem Überraschungsangriff vermutlich schlechte Karten. In solchen Situationen jedoch verhalf ihm die Nahkampf-Ausbildung zu ungeahntem Selbstbewusstsein – auch wenn es jüngst einen Knacks abbekommen hatte, als er auf unerwartet harte Gegenwehr gestoßen war. Noch einmal durfte ihm so etwas nicht passieren.
    Vorsichtigen Schrittes erreichte er jetzt die linke hintere Seite seines Sattelzugs, beobachtete, was sich in den Pfützen entlang des Fahrzeugs spiegelte, und ging auf die Fahrerkabine zu. Gerade als er einen Fuß auf die Trittstufe setzen wollte, blitzte hinter ihm ein Mündungsfeuer auf. Der Schuss traf ihn in den Rücken.

59
     
    »Er war sofort tot«, stellte Kriminalhauptkommissar August Häberle fest, nachdem er das E-Mail des Ulmer Gerichtsmediziners Dr. Frank Kräuter gelesen hatte. »Sauber ins Herz, von hinten. Ziemlich nahe. Das Projektil blieb in einem Rippenbogen stecken. Kaliber neun Millimeter.«
    Linkohr, der sich auf seinen Botengang nach Neu-Ulm gefreut hatte, haderte inzwischen mit seinem Schicksal. Wenn ihm jetzt dieser Fall auch noch das Zusammentreffen mit Joanna Malinowska versaute, glaubte er wirklich langsam, dass der Himmel – oder vermutlich eher der Teufel – ihm keine Frau gönnte.
    »Jetzt nimmt er das Geheimnis um den Überfall in Leipheim mit ins Grab«, brummte der junge Kriminalist.
    Häberle legte das ausgedruckte E-Mail auf seinen Schreibtisch. »Jedenfalls glaube ich jetzt, dass wir bei unseren Ermittlungen endlich wirklich Vollgas geben müssen.«
    Linkohr nickte und grinste. »Sofern der Herr Direktionsleiter es wünscht.«
    »Ein Kapitalverbrechen in Bleibachs Umfeld?«, entgegnete Häberle. »Falls Baldachin von irgendwoher eine Order bekommen hat, sitzt er jetzt in der Zwickmühle. Denn ich bin mir sicher, dass unser Freund Sander nicht mehr zu bremsen sein wird.« Gemeint war der Lokaljournalist, dem viele polizeiliche, aber auch juristische Führungskräfte mangels eigenen Sachverstandes hinsichtlich der Pressearbeit mit Skepsis begegneten.
    »Großartige Presseauskünfte kann er allerdings nicht erwarten«, meinte Linkohr. »So wie die Kollegen in Geislingen sagen, hat die Spurensicherung heute früh nichts gebracht.«
    »Stimmt«, bestätigte Häberle, der allerdings den Tatort nicht selbst gesehen hatte. Vorläufig war es ein Fall für die Kriminalaußenstelle in Geislingen. Kollege Rudolf Schmittke hatte offenbar schweren Herzens um fünf Uhr früh zum Gelände der Spedition fahren müssen, nachdem dort Seifrieds Leiche entdeckt worden war. »Da draußen gibt es keine Zeugen. Wir wissen nur, dass die Tat gegen 22 Uhr geschehen sein muss. Zu diesem Zeitpunkt sollte Seifried losfahren – und er war wohl gerade dabei, in den Lkw zu steigen.«
    »Also nichts für uns?«, zeigte sich Linkohr eifrig.
    »Baldachin sieht keinen Zusammenhang mit Bleibach.« Häberle sah seinen Kollegen aufmunternd von der Seite an. »Aber ich denke, Sie haben Wichtigeres zu tun.«
    Linkohr begriff sofort und sah auf die Uhr. »Natürlich«, meinte er leicht verlegen. »Ich werde mich um das Kleidungsstück kümmern.« Er vermied absichtlich, es beim Namen zu nennen.
    Häberle fiel etwas ein. »Ach ja, Herr Linkohr, vergessen Sie nicht: Für Romeo-Agenten haben wir kein Budget.«
    Es dauerte zwei Sekunden, bis der Jungkriminalist mit dem Begriff etwas anzufangen wusste. Er überlegte, wie kurz das Röckchen wohl sein würde.

60
     
    Andy Ollerich war kreidebleich. Er zitterte am ganzen Körper. »Erschossen. Sie haben ihn erschossen. Einfach erschossen.« Er wiederholte immer wieder, was er nicht fassen konnte, und saß dabei mit eng an den Körper gepressten

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