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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nahm, hatte er Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie er innerlich in Wallung geraten war. Aber so, wie diese Frau daherkam, selbstbewusst, groß und mit eng anliegendem, dunklem Hosenanzug, dazu die blonden Haare als Kontrast, das konnte einen ganz schön aus der Fassung bringen. Dazu noch wenige Tage nach dem verhunzten Treffen mit Sigrid.
    Häberle grinste mal wieder, weil er an Linkohrs Gesicht ablesen konnte, dass der junge Kollege erhebliche Schwierigkeiten haben würde, sich auf die Vernehmung zu konzentrieren. Der Chefermittler musste sich jedoch eingestehen, diese Frau auch lieber auf andere Weise kennengelernt zu haben. Doch seine langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, Dienstliches und Privates strikt zu trennen. Auf Anhieb wäre er in der Lage, ein halbes Dutzend Kollegen nennen zu können, die im Sog der Erotik ihre eigentliche Aufgabe vergessen hatten und heute ihr Erlerntes allenfalls noch bei privaten Security-Diensten oder als Kaufhaus-Detektive anwenden durften. Auch Linkohr hatte er schon mehrfach ermahnt, seine verzweifelte Suche nach einer adäquaten Partnerin nur im privaten Umfeld aufzunehmen. Jetzt aber schien der junge Kollege wieder in große Gefahr zu geraten.
    Häberle spielte mit einem Kugelschreiber und ging souverän die Formalitäten durch, verwies auf das Protokoll aus München und bat um Verständnis, dass es noch einige ›ergänzende Fragen‹ gab.
    »Deshalb bin ich ja gekommen«, erwiderte Joanna Malinowska und schlug ihre langen Beine übereinander. »Fragen Sie.« Ihr rollendes ›R‹ verriet die osteuropäische Herkunft.
    Häberle war für einen kurzen Moment überrascht. Eigentlich hatte er eine gedemütigte Frau erwartet, die jahrelang ein Trauma unterdrücken musste und nun den Kummer über das Geschehene nicht mehr länger ertragen konnte.
    »Sie haben einen interessanten Lebenslauf«, begann Häberle vorsichtig. »Doch beginnen wir vielleicht 1995.«
    »1995 in Tübingen«, griff sie den Hinweis forsch auf. »Ich hab dort eine Zeit lang studiert. War eine sehr schöne Zeit. Bis zu jenem Abend im Juli, am 30. war es.«
    »So genau ist Ihnen das noch in Erinnerung?«
    »Wir haben in meiner Studentenbude den Geburtstag einer Kommilitonin gefeiert. Ein tolles Fest – wenn Steffen vernünftig geblieben wäre.« Ihre Stimme nahm einen eigenartigen Ton an. Häberle vermochte diese Veränderung nicht einzuschätzen.
    »Es ist dann zu diesem Vorkommnis gekommen«, formulierte Häberle neutral.
    »Vorkommnis«, echote sie leise. »Das ist vornehm ausgedrückt. Steffen, also Herr Bleibach, ist plötzlich zudringlich geworden – kaum, dass die letzten Gäste weg waren.«
    »Wie müssen wir uns das vorstellen?« Häberle sprach mit sonorer, beruhigender Stimme. Nach dem anfänglich forschen Auftreten dieser Frau war er sich jetzt nicht mehr ganz darüber im Klaren, welchen Ton er anschlagen sollte. Er entschied sich für die einfühlsame Variante. Linkohr saß nahezu regungslos am Tisch und behielt die Frau für Häberles Begriffe allzu fest im Auge.
    »Ich habe damit begonnen, die Gläser zu spülen, da kam er von hinten, hat mich mit den Armen umklammert und zum Bett gezerrt.«
    »Sie haben sich aber doch sicher gewehrt?«
    »Ich hab gefragt, was das soll, und verlangt, dass er mich in Ruhe lassen solle. Dabei sind auch einige Gläser zu Bruch gegangen.«
    »Und dann?«
    »Er hat mich aufs Bett geworfen, mir ein Taschenmesser an den Hals gehalten, die Arme nach oben gedrückt und mir den Rock hochgestreift.«
    Häberle ließ einige Zeit verstreichen und sah zu Linkohr, doch der war noch immer in den Anblick der Frau versunken.
    »Woher kam das Taschenmesser?«, hakte der Chefermittler nach.
    »Das Taschenmesser?« Sie zeigte sich für eine Sekunde verwundert. »Es war einfach da. Er muss es zuvor schon aufgeklappt haben. So eines mit rotem Griff. Wahrscheinlich ein Schweizer Messer, wie man wohl sagt.«
    »Sie haben sich gewehrt«, konstatierte Häberle.
    »Wie das halt so möglich war. Ich sehe noch heute das Messer vor mir.«
    »Er drückte Ihre Arme nach oben, sagen Sie. Also über den Kopf auf das Kissen, denke ich.«
    »Ja, ich war in einer absolut wehrlosen Situation. Er lag auf mir …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie jetzt auf einige Details ansprechen muss. Das hat nichts damit zu tun, dass wir an Ihren Angaben zweifeln, aber wir müssen uns das vorstellen können.« Er räusperte sich. »Messer in einer Hand«, fasste er ruhig zusammen. »Ihre Arme aufs Kissen

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