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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Blick zur Tür. »Wie es heißt, soll er tatsächlich gewisse Dienste für den Verfassungsschutz erledigt haben. Kurierdienste und das Leeren sogenannter toter Briefkästen. Mehr war’s sicher nicht.«
    Kurierdienste, durchzuckte es Häberle. Doch er wollte Brunzel, wenn dieser schon mal am Reden war, nicht unterbrechen.
    »Ich hab meine Fühler heute auch schon ausgestreckt«, trumpfte der Staatsschützer unerwartet auf, ohne jedoch die seriöse Zurückhaltung aufzugeben. »Man sagt, dass er in jüngster Zeit versucht haben soll, mehr Geld zu fordern, andernfalls wollte er aussteigen.«
    »Mit welchem Erfolg?«
    »Mit keinem. Es soll …, ja, nennen wir’s mal so, einige Differenzen gegeben haben, weshalb vermutet wird, dass diese Geschichte am Rasthaus Leipheim nicht ganz so zufällig war, wie es in den Akten steht.«
    Häberle kapierte sofort. »Der Kurier gerät mit seiner Kontaktperson aneinander – oder umgekehrt.«
    »Das ist deine Schlussfolgerung«, zeigte sich Brunzel erleichtert darüber, dies nicht auch noch selbst ausplaudern zu müssen.
    »Und weder Opfer noch Täter haben natürlich ein Interesse, die Wahrheit zu der Rasthaus-Geschichte zu sagen. Die einen, weil sie so geheim sind, dass es sie praktisch gar nicht geben darf, und Seifried, weil er sich womöglich in Dinge hat reinziehen lassen, für die er bei der Justiz keinen Rückhalt hätte.«
    Brunzel nickte zurückhaltend. »Aber kein Wort zu niemandem. Wenn du dies offiziell hören willst, muss ich dich auf den Dienstweg verweisen.«
    »Ich hab aber noch eine weitere Bitte, mein lieber Siegfried«, blieb Häberle gelassen. »Seifried hat in besagter Nacht die Schicht getauscht – mit Andy Ollerich, der seltsamerweise dieselbe berufliche Vergangenheit hat.«
    Brunzel sah ihn streng an. »Das solltest du wirklich auf dem Dienstweg anfragen, falls sich das in deinen Ermittlungsakten niederschlägt.«
    Häberle kochte innerlich, ließ es sich aber nicht anmerken. »Mensch, jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.« Er konnte nicht nachvollziehen, weshalb Brunzel derart vorsichtig agierte, schließlich war er doch auch schon längst auf der Zielgeraden zur Pension. Und die höchste Besoldungsstufe hatte er auch schon erreicht. Wieso hatten die Kollegen alle so furchtbar Schiss? Hatte man ihnen das letzte Stück Zivilcourage abgekauft? Natürlich, so dachte Häberle, war der hierarchische Aufbau der Polizeistruktur durchaus auf Duckmäusertum ausgelegt: Wer nicht spurte, hechelte noch Jahrzehnte seinen Beförderungen hinterher. Und dabei bedeutete ›nicht spuren‹ keinesfalls nur, kein Fachwissen aufweisen zu können. Dies ließ sich heutzutage durch Schwätzen, Schaumschlagen und heiße Luft locker ausgleichen. ›Nicht spuren‹ bedeutete, sich gegen unsinnige verwaltungsinterne Bestimmungen aufzulehnen oder als Uniformierter womöglich an einem heißen Sommertag beim Aussteigen aus dem Streifenwagen keine Mütze aufzusetzen.
    »Andy Ollerich, der Bruder von Bleibachs Adjutanten, war auch mal Polizist«, erinnerte Häberle seinen Kollegen an dessen eigene Schilderungen. »Deshalb will ich von dir jetzt ganz konkret wissen, ob auch der irgendwelche Nebentätigkeiten hat, wenn du verstehst, was ich meine.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Stutzig macht mich, dass dieser Andy Ollerich und Jens Seifried in derselben Spedition gearbeitet haben.« Weil Brunzel noch immer nicht darauf einsteigen wollte, suchte Häberle selbst nach einer Antwort: »Lkw-Fahrer sind schließlich viel unterwegs, auch im Ausland. Kaum jemand eignet sich besser als Kurier. So ein 40-Tonner hat tausend Verstecke.«
    Brunzels Gesicht deutete ein Lächeln an.
    Häberle wurde direkt: »Kann ich aus deinem Schweigen wenigstens ablesen, dass ich gar nicht mal so falsch liege?«
    Brunzel atmete tief ein und warf seinem Kollegen einen treuherzigen Blick zu. Häberle verstand. »Dann ist wohl auch Andy Ollerich in andere Dinge involviert und sein Freund Seifried hat ihm in jener Nacht am Rasthaus einen Gefallen getan, hat die Tour des angeblich Erkrankten übernommen, um etwas zu erledigen, was dieser nicht tun konnte.« Der Chefermittler zwinkerte Brunzel zu. »Weil man Andy Ollerich vielleicht erkannt hätte.«
    Der Staatsschützer gab keinen Kommentar dazu ab, was Häberle jedoch als Zustimmung deutete. Brunzel entschied sich für eine allgemeine Bemerkung: »Ich kann dir nur sagen, dass überall dort, wo’s um Politisches oder

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