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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Armen auf dem alten Sofa. Pommes und Ucki schwiegen. Nachdem Katsche die Nachricht vom Tode Seifrieds telefonisch übermittelt hatte, war das nackte Entsetzen über sie hereingebrochen. Keiner von ihnen wagte, die Bierflaschen anzufassen, die in Reichweite auf dem Tisch standen.
    »Das war Rache«, flüsterte Andy nach Minuten des Schweigens. »Pure Rache.« Er holte tief Luft und ließ wieder einige Sekunden verstreichen. »Er hat sich mit ihnen angelegt und jetzt haben sie ihn beseitigt. Kaltblütig.«
    Pommes sah ihn fragend an. »Wie meinst’n du das? Mit ihnen angelegt?«
    Ucki blaffte ihn an: »Wie man das mit Überläufern macht, Junge.« Er vollführte die Geste des Halsabschneidens. »Kurzen Prozess. Wegen der Sache von neulich. Leute, wir sind hier nicht auf einem Pfadfinder-Ausflug.« Impulsiv, wie er sein konnte, sprang er auf. »Das ist kein Karl-May-Spielchen. Und wir haben inzwischen mehr Feinde, als ihr euch alle vorstellen könnt. Wir sind im Krieg.«
    Andy schwieg. Er fühlte sich hundeelend.
    Ucki ließ sich wieder in seinen Sessel plumpsen. »Wohl nie einen James Bond gesehen?«, gab er sich kämpferisch, als wolle er damit seine eigene Unsicherheit überspielen. »Wer die Fronten wechselt, spielt mit dem Feuer. Da wirst du schnell mal weggeblasen.«
    Pommes hatte wieder nur die Hälfte verstanden. »Die eine Seite ist klar, denk ich mal. Aber wer ist die andere?«
    Ucki zuckte mit den Schultern. »Weiß ich’s?« Er drehte sich zu Andy und nickte ihm zu, um ihn zu einer Antwort zu bewegen. »Aber vielleicht weißt du’s.«
    Andy schüttelte langsam den Kopf und schloss dabei die Augen.
    »Dann weiß ich’s auch nicht«, gab sich Ucki geschlagen. »Aber ich sag dir, mein lieber Freund. Wenn ich’s mir so überlege, bist du der Nächste, der auf der Abschussliste steht. Von wem auch immer.«
    Andy spürte, wie alle Energie aus seinem Körper entwich.

61
     
    August Häberle hatte beschlossen, sich nicht direkt in den Mordfall bei der Spedition einzumischen. Wenn Baldachin die Meinung vertrat, dass es keine Zusammenhänge mit den Vorkommnissen um Bleibach gab, war er ohnehin nicht umzustimmen. Häberle schloss aus der Hartnäckigkeit, mit der der Direktionsleiter die Gründung einer Sonderkommission verwehrte, es könnten dafür sogar konkrete Interessen im Raum stehen. Deshalb empfand es der Chefermittler als angeraten, sich auf seine ursprüngliche Aufgabe zu konzentrieren. Dies bedeutete ja keinesfalls, dass seine Recherchen dort Halt machen mussten, wo es Berührungspunkte mit Seifried gab. Und diese lagen nach Meinung Häberles klar auf der Hand. Er entschied sich deshalb, den Kollegen Siegfried Brunzel in dessen Büro aufzusuchen. Häberle ließ die Tür hinter sich einrasten, weil er für dieses Gespräch keine Ohrenzeugen wollte.
    »Jetzt pass mal auf, mein lieber Kollege«, begann er, während er sich einen Holzstuhl an Brunzels Schreibtisch zog. »Du hast neulich eine Andeutung gemacht, die mir vorhin wieder eingefallen ist.« Er lächelte und runzelte vielsagend die Stirn. »Ich weiß ja, dass du manches nur ungern sagst. Aber im Moment sind wir ganz unter uns.« Häberle stützte sich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch auf. »Und jetzt, wo dieser Jens Seifried tot ist, spielt auch der Datenschutz keine Rolle mehr. Trügt mich mein Gefühl, wenn ich meine, dieser Seifried könnte ein V-Mann gewesen sein? So eine Art Agent für den Verfassungsschutz?«
    In Brunzels Gesicht war keine Regung zu sehen. Er überlegte, drehte einen Kugelschreiber in den Händen und hielt Häberles Blick stand. »Versteh mich bitte, August, aber ich hab dir neulich schon gesagt, dass ich da keinen Einblick habe.« Jetzt war er wieder ganz der Staatsschützer. »Und ich leg mich ungern mit der Präsidentin des Landesamts für Verfassungsschutz an.«
    »Ich spreche ja nicht von ›anlegen‹. Mein Gott, Siegfried, mach’s nicht so spannend«, wurde Häberle auf seine charmante Art energisch. »Hat nun dieser Seifried eine Rolle gespielt oder nicht? Ich will ja nicht mal wissen, welche.«
    Noch einmal zögerte Brunzel. »Ich hab’s dir doch bereits gesagt. Er war Polizeibeamter, hat den Beruf zwar aufgegeben, ist dann aber wohl noch irgendwie als Informant zur Verfügung gestanden.« Er wurde leiser, womit er offenbar die Bedeutung des Gesagten unterstreichen wollte. »Was ich dir jetzt sage, habe ich auch nur inoffiziell gehört – das muss deshalb ganz unter uns bleiben.« Er warf einen prüfenden

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