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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Militärisches geht, Agenten aller möglichen Geheimdienste ihr Interesse zeigen. Und du darfst mir glauben, August, als hier in Göppingen noch einige Tausend Amis stationiert waren, hat’s auch hier davon gewimmelt. Und das war überall so, etwa in Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Mutlangen oder Neu-Ulm.« Und er fügte an: »Von Ramstein oder Berlin wollen wir mal gar nicht reden.«
    Häberle wollte sich bei seinem Kollegen bedanken, als dieser noch einen Rat parat hatte: »Du solltest eins nicht übersehen, lieber August, – alles, was sich jetzt gerade abspielt, ist keine Provinzposse. Die Jungs, die sich unter die Bleibach-Gruppe mischen, spielen in einer anderen Liga. Das ist sozusagen Champions League. Vergiss das bitte nicht.«
    Häberle war für einen Augenblick über Brunzels Hinweis verwundert.

62
     
    Das Donau-Center in Neu-Ulm war ein klobiger, weiß-grauer Koloss, der unweit des bayerischen Donau-Ufers alles überragte – als misslungener städtebaulicher Kontrast zum jenseitigen Ulmer Münster. 275 Wohnungen auf 17 Stockwerken. Linkohr hatte nur mühsam einen Parkplatz gefunden und war mit klopfendem Herzen zum Eingangsbereich des terrassenförmig aufgetürmten Komplexes gegangen. Joanna Malinowska, so schloss er aus der Anordnung der Klingelknöpfe, schien ziemlich weit oben zu wohnen. »Zehnte Etage links«, erklärte sie ihm über die Sprechanlage. Das Foyer des Gebäudes war überaus hell, die Wand mit Granit verkleidet, die Briefkästen aus Edelstahl. Linkohr ließ sich mit dem Lift hochfahren und musste unterwegs daran denken, dass in diesem Koloss einst der angebliche Finanzexperte des Top-Terroristen Osama Bin Laden bei einem Arzt Unterschlupf gefunden haben sollte.
    Als Linkohr den Aufzug wieder verließ, entdeckte er ein paar Schritte entfernt eine angelehnte Wohnungstür. Noch während er näher kam, tauchte Joanna dort auf. Ihre langen, hellblonden Haare leuchteten sogar im diffusen Licht des Flurs. Ein schwarzes, eng anliegendes ärmelloses Kleidchen betonte ihre weiblichen Formen und war so kurz, dass nur das Allernötigste bedeckt wurde.
    Linkohr fühlte sich wie elektrisiert, als er ihr die kalte Hand zur Begrüßung gab und dabei feststellte, dass Joanna sogar ein paar Zentimeter größer war als er. »Tut mir leid, wenn ich Sie stören muss«, log er, weil ihm in dieser Situation nichts anderes einfiel.
    »Kommen Sie doch rein«, lächelte sie charmant und ließ ihr osteuropäisches ›R‹ wieder rollen. »Ich habe uns einen Kaffee gemacht.«
    »Eigentlich wollte ich nur …« Linkohr schluckte. Sein Hals war trocken geworden.
    »Die halbe Stunde werden Sie schon Zeit haben«, erwiderte sie, während er beinahe willenlos die Diele betrat und die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte.
    Joanna stöckelte an ihm vorbei, während der Saum ihres Kleidchens bei jedem ihrer Schritte knapp unter den Pobacken spannte. »Nehmen Sie Platz«, forderte sie den Jungkriminalisten auf und deutete auf eine lederne Sitzlandschaft, die sich vor der Fensterfront um eine Ecke erstreckte. Es roch nach Kaffee. Der Vorhang war beiseitegeschoben, sodass sich ein traumhafter Ausblick auf Ulm bot, aus dem das Münster herausragte.
    »Ich hab das Objekt der Begierde eingetütet«, sagte sie und verschwand nebenan in der kleinen Küche. Linkohr, der gerade all diese Eindrücke zu verarbeiten versuchte, konnte die Bemerkung nicht sofort zuordnen.
    »Den Rock, meine ich natürlich«, kam es lachend aus der Küche, nachdem er nicht reagiert hatte.
    »Ja, natürlich«, erwiderte er schnell. Er nahm die Gelegenheit wahr, das durchaus geschmackvoll und ganz in hellen Farben eingerichtete Wohnzimmer zu betrachten. Zwei Reihen Regale mit Büchern, deren Titel er aus seinem Blickwinkel jedoch nicht lesen konnte, begrenzten jeweils ein kleines Gemälde, dessen gelbe, orange und dezente hellviolette Farbtöne zwar keine konkrete Darstellung erkennen ließen, dafür jedoch eine positive Stimmung ausstrahlten. Ein Aquarell vermutlich.
    »Hat ein alter Freund mal gemalt«, riss ihn Joannas Stimme aus den Gedanken. Sie kam mit einem Tablett an den Couchtisch und stellte zwei mit schwarzem Kaffee gefüllte Tassen ab. Ihre Oberschenkel waren für einen Moment ganz dicht in Linkohrs Augenhöhe und er hatte den Eindruck, dass sich Joanna dieser Wirkung bewusst war. Dann setzte sie sich an die seitliche Tischkante, zog den Saum ihres Kleidchens straff, als ob sie sich schämte, und nahm ihre Tasse. »Erst mal einen

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