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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wärmenden Schluck«, sagte sie kokett. Auch Linkohr griff nach seiner Tasse. Der Kaffee schmeckte wirklich gut.
    »Sie haben einen ziemlich aufregenden Job«, fuhr sie fort, lehnte sich genüsslich zurück und schlug ihre Beine übereinander.
    Linkohr fühlte sich verkrampft. »Wie man’s nimmt«, war alles, was ihm spontan einfiel, weil ihn ihr spitzbübischer Gesichtsausdruck völlig verunsicherte. Er durfte sie auf keinen Fall spüren lassen, wie sehr sie ihn als Mann durcheinanderbrachte. Blitzartig fiel ihm ein, dass er soeben einen katastrophalen Fehler begangen hatte. Er war einfach in diese Wohnung gegangen. Seine Aufgabe wäre es gewesen, das Beweismittel abzuholen und wieder zu verschwinden. Nun saß er hier drin, ohne Zeugen – und mit all seinen männlichen Schwächen den raffinierten Tricks einer attraktiven Frau ausgesetzt.
    Egal, wie verrückt seine Hormone jetzt auch spielten, er musste vorsichtig sein. »Manchmal sind’s nur Botendienste«, sagte er. »Wie jetzt gerade. Es ist für uns natürlich geradezu ein Glücksfall, dass Sie dieses Kleidungsstück von damals so lange aufgehoben haben.«
    »Aufgehoben und vor allem nicht gewaschen«, grinste sie. »Ich hab den Rock gleich in eine Tüte gesteckt, weil ich entschlossen war, Steffen sofort anzuzeigen. Aber dann …« Sie strich sich über die helle Haut ihrer Oberarme, als sei es ihr kühl geworden. »Dann, ein, zwei Tage später, hab ich mir gedacht, dir glaubt ja sowieso keiner. Trotzdem hab ich das Ding nie weggeworfen und es immer mitgenommen, wenn ich umgezogen bin.«
    »Sie sind also davon überzeugt, dass sich an dem Stoff noch Spuren von Herrn Bleibach finden?«
    »Damals war ich’s auf jeden Fall. Aber auch heute müsste das doch noch möglich sein. Die Kriminaltechnik wird Mittel und Wege finden. Sicher mehr als damals.«
    Linkohr sah tief in ihre blauen Augen. »Trotzdem wird sich die Frage stellen, wie die Spuren hingekommen sind.«
    Joanna begriff sofort, worauf er hinauswollte: »Sie meinen, ich hätte mit Steffen eine intime Beziehung gehabt? Oder mir die Spuren auf andere Weise besorgt?«
    »So könnte zumindest sein Anwalt argumentieren«, erklärte Linkohr diplomatisch.
    »Ich weiß, dann wird Aussage gegen Aussage stehen. Aber inzwischen bin ich so weit, dass ich sage: Unrecht ist Unrecht. Ich tu’s jetzt, weil ich es nicht mehr länger ertragen kann, dass jemand öffentlich so tut, als sei er der Retter der Welt, während er mich damals erniedrigt hat. Ob mir das jemand glaubt oder nicht, ist mir egal.«
    »Sie suchen Ihre innere Ruhe«, murmelte Linkohr verständnisvoll.
    Joanna Malinowska nickte und lächelte wieder. »Ich sehe, Sie verstehen mich.« Ihre Augen strahlten, sie befeuchtete ihre Lippen und strich gleichzeitig mit beiden Händen über die glatte Haut ihrer Oberschenkel, was Linkohr fasziniert zur Kenntnis nahm.
    »Darf ich das Kleidungsstück mal sehen?«, blieb er trotzdem dienstlich.
    »Oh ja!« Sie sprang auf, verschwand in der Diele und kam sofort, stolzierend wie ein Model, mit einer Plastiktüte zurück. »Hier. Stören Sie sich nicht daran, dass es nicht mehr der neueste Modeschrei ist.« Sie reichte Linkohr die durchsichtige Tüte, in der sich ein orange-weißgestreiftes Stoffknäuel befand, das ihm nicht besonders groß erschien.
    »War damals schon wenig«, grinste Joanna, als habe sie seine Gedanken lesen können. »Falls Sie’s noch nicht gemerkt haben«, fuhr sie provokant fort, »ich bin ein Mini-Fan und kann’s mir auch leisten. Macht Ihnen doch auch Spaß, Herr Kommissar, oder dürfen Sie da drauf jetzt keine Antwort geben?«
    Linkohr legte die Tüte auf den Tisch und nahm einen Schluck Kaffee. Er überlegte, um dann allen Mut zusammenzureißen: »Die Antwort gebe ich Ihnen gerne außerhalb des Dienstes, als Privatmann.«
    »Oh«, hauchte sie, »scharfe Trennung zwischen Beruflichem und Privatem. Das nenne ich aber korrekt.«
    Linkohr überlegte, ob sie dies ironisch oder anerkennend meinte. Oder war es gar eine Falle? Tausend Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Er durfte sich jetzt nicht von Gefühlen leiten lassen. Häberle hatte ihn tausend Mal vor derlei Gefahren gewarnt. »Gegen die Waffen einer Frau hilft auch das Spezialeinsatzkommando nichts«, hörte er die Stimme des Chefs im Hinterkopf.
    »Wir haben alle ein Privatleben«, sagte Joanna leise und zupfte an ihrem Rocksaum. »Man muss nur zu trennen wissen.« Ihr traurig-erwartungsvoller Blick erinnerte Linkohr an seine erste Liebe

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