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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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Wochen einen großen Bogen. Ein paarmal hatte sie versucht, sich zu überwinden und den Inhalt zu begutachten, aber immer, wenn ihr der muffige Geruch von Mottenpulver entgegengeströmt war, hatte sie den Deckel rasch wieder zugeklappt. Doch nun wollte sie die Ferien nutzen, um die Kiste auszuräumen und nur das zu behalten, was sie wirklich an ihre Mutter erinnerte.
    Manchmal dachte sie noch ganz flüchtig an den Antrag von Sir Niall Munroy, doch das änderte nichts an ihrer Entscheidung. Seit der eifersüchtige Ian den Selbstmord von Isobels Mutter erwähnt hatte, war die Angelegenheit für sie endgültig erledigt gewesen. Sosehr dieser Mann aus den Highlands es ihr auch angetan hatte, eine innere Stimme riet ihr seitdem davon ab, auch nur noch einen einzigen Gedanken an eine Ehe mit ihm zu verschwenden. Die ganze Sache war ihr unheimlich, wenngleich ihre zärtliche Zuneigung für Isobel durch das Wissen um den Freitod von deren Mutter nur noch gewachsen war. Sie kümmerte sich mehr denn je um ihre Lieblingsschülerin. Das Mädchen schien allerdings nicht zu ahnen, was für ein Angebot ihr Vater der Lehrerin unterbreitet hatte. Lili hoffte inständig, dass sich mit dem Korb, den sie ihm in knappen Worten per Brief erteilt hatte, sein Plan, Isobel nach den Ferien nicht mehr ins Internat zurückzuschicken, erledigt hatte. Was sollte der viel beschäftigte Mann dort oben in dem entlegenen Tal der Highlands schließlich allein mit seiner Tochter anfangen?
    Ein wenig graute Lili vor der heutigen Verabschiedung der Kinder in die Weihnachtsferien. Mittags würde im Saal eine kleine Feier stattfinden, und es stand zu befürchten, dass sie bei der Gelegenheit auch Sir Niall über den Weg laufen würde.
    Seufzend erhob sich Lili und nahm fröstelnd die Decke von den Schultern. Ob sie wollte oder nicht, sie musste sich umkleiden. In diesem unförmigen schwarzen Wollkleid ihrer Mutter konnte sie unmöglich zur Schule gehen, auch wenn es bei Weitem das wärmste Kleidungsstück war, das im Kleiderschrank hing. Ich werde Mutters Kleider der Nachbarin geben, der Witwe Laird, beschloss sie, während sie hastig das derbe Kleid gegen ein dünnes und elegantes tauschte.
    Damit die Kälte gar nicht erst unter den Seidenstoff kroch, zog sie hastig einen dicken Mantel über, trank noch eine Tasse warmen Tee und verließ das Haus. Draußen wehte ihr ein solch eisiger Wind entgegen, dass es ihr fast die Luft zum Atmen nahm. Sie wickelte sich den Schal noch enger um das Gesicht. Es blieb ihr noch einige Zeit bis zu den Feierlichkeiten, doch sie hatte sich mit Absicht so früh auf den Weg gemacht, um sich im Lehrerzimmer der Schule noch ein wenig aufzuwärmen. Wenn sie nur an den prasselnden Kamin dachte, wurde ihr gleich behaglicher zumute, und sie beschleunigte ihren Schritt. Zum Bummeln war dieses Wetter beileibe nicht geeignet, auch wenn einige der festlich geschmückten Geschäfte zum Innehalten einluden. Doch wen sollte sie beschenken außer Mademoiselle Larange und Miss Macdonald? Zu dritt wollten sie den Weihnachtstag in der verlassenen Schule feiern. Ob ich wohl auch so ein altes Fräulein werde wie unsere Direktorin?, fragte sich Lili. Seit der Baronet aus den Highlands ihr einen Antrag gemacht hatte, befürchtete sie zunehmend, dass er der erste und letzte Mann sein würde, der sie jemals zu heiraten gedachte. Mit Abstand betrachtet sah sie diesen Antrag allerdings nicht mehr in derart rosarote Farben getaucht wie anfangs. Nein, er hatte bislang mit keinem Wort erklärt, dass er sie liebte. Ich mag Sie, hatte er gesagt. War das nicht zu wenig, um den Rest des Lebens miteinander zu verbringen? Es war übereilt von ihm gewesen, denn schließlich kannten sie einander wohl kaum so gut, dass sich Probleme des Standesunterschiedes zwischen ihnen so einfach vom Tisch wischen ließen. Wie immer, wenn sie über diesen Mann nachgrübelte, schlich sich sofort seine tote Frau in ihre Gedanken ein. Warum nur hatte sie sich umgebracht, obwohl sie mit ihm diese wunderbare Tochter hatte? Allein die Vorstellung davon jagte ihr kalte Schauer über den Rücken. Doch eigentlich gehörte das der Vergangenheit an, und sie ärgerte sich ein wenig darüber, dass ihre Gedanken doch immer wieder um den Baronet kreisten. Schließlich hatte sie ihm eine klare Absage erteilt. In knappen Worten hatte sie ihm geschrieben, dass sie seinen Antrag nicht annehmen könne. Allerdings hatte sie ihm keine Gründe genannt. Wie sollte sie auch? Sie konnte schlecht

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