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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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und Telsinor Ireland geht. Es
geht darum, Menschen eine Plattform zu bieten, wo sie sein können, was sie sein
wollen, wo sie sagen können, was sie sagen wollen. Es geht um Einbeziehung und
um Vielfalt, um Ost trifft West, darum, in Frieden und Harmonie zusammenzukommen,
um junge Menschen, die die Vergangenheit ruhen lassen, die Krieg und Politik
den Rücken kehren und die sagen: >Jetzt sind wir an der Reihe, und wir wollen
einfach unseren Spaß haben.< Für mich ist das die eigentliche Aussage des
Stücks, das wir heute Abend gesehen haben.«
    »Sehen Sie
das auch so?« Der Journalist schaute Harry an.
    »Nun ja,
in gewisser Weise schon«, sagte Harry. »Schließlich bedeutet Kommunikation ...«
    Ich kehrte
zurück zu Bel, die immer noch niedergeschlagen in ihrem Sessel kauerte. »Ich
verstehe nicht, was du jemals in diesem Scharlatan gesehen hast«, sagte ich.
»Verdammt, ich hätte gute Lust, dem Kerl die Fresse zu polieren.«
    Der Tee
schien sie ein bisschen aufzumöbeln. Sie hob den Kopf und schaute zur Decke,
die immer dann weiß aufleuchtete, wenn der Zeitungsfotograf einen Schauspieler
oder Gast ablichtete.
    »Es ist
nicht seine Schuld«, sagte sie schließlich.
    »Verstehe«,
sagte ich ätzend. »Wahrscheinlich hat ihm Mirela die Pistole an den Schädel
gehalten und dazu gezwungen. Vielleicht kam die Idee auch gar nicht von ihr,
sondern die beiden sind einfach gestolpert und zusammen ins Bett geplumpst...«
    »Es ist
das Haus«, sagte Bel.
    Ich
schaute sie an. »Was?«
    »Das
Haus«, wiederholte sie. Als wollte sie im Kopf eine komplizierte Rechenaufgabe
lösen, starrte sie mit leicht gerunzelter Stirn geradeaus. Ihre Stimme klang
einschläfernd; sie schien von weit her zu kommen. »Als ob das Haus beide
verändert hätte«, sagte sie. »Als ob es ihnen seinen Willen aufgezwungen hätte,
damit es selbst überleben kann.«
    Ich setzte
mich ruckartig auf, drehte ihren Kopf zu mir und schaute ihr direkt in die
Augen. »Alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?« Gerade kam Mrs P mit einer Platte
Kanapees herein. Ich winkte ihr, aber sie sah mich nicht.
    »Hier,
schau«, sagte Bel und drehte den Anhänger zwischen den Fingern hin und her.
    Ich
schaute, ohne zu wissen, was ich da sehen sollte. Rechts von uns blitzte es,
lachend löste sich die vor der Kamera posierende Menschentraube auf. »Und
jetzt noch eins nur von dir und den Kindern«, sagte Niall O'Boyles Stimme.
»Los, machen Sie eins von Georgie und den Kindern. Ein Familienfoto, sozusagen
die Theaterfamilie.«
    Neue
Positionen wurden eingenommen. Harry hakte sich bei Mutter unter, Mirela tat
das Gleiche auf der anderen Seite. Alle drei hatte uns den Rücken zugekehrt.
»Fertig?«, fragte der Fotograf.
    »Sollte Bel
nicht auch mit drauf?«, fragte Mirela. Ich hörte Mutters flüchtige Erklärung,
dass Bel - aus Gründen, die die ihren seien - keine Fotos von sich wünsche.
    »Perfekt«,
sagte der Fotograf. »Noch einmal, bitte...«
    »Kapierst
du nicht?«, sagte Bel. »Das sind wir.«
    »Was?«
    »Lächeln
bitte ...«
    »Das sind wir«, sagte sie.
Im selben Augenblick leuchtete der Blitz auf. Ich war mir zwar sicher, dass ich
gerade etwas sagen wollte, doch das Blitzlicht blendete mich so, dass ich es
vergaß - was auch immer es gewesen sein mochte. Stattdessen taumelte ich
blinzelnd und mit den Armen fuchtelnd zurück. »Wenn das aber so ist«, hörte ich
die vorübergehend unsichtbare Bel neben mir flüstern. »Wer sind dann wir?«
    Ich atmete
tief durch und hielt mir die Hände vor die Augen, bis meine Sehkraft
zurückkehren würde und ich ihr sagen konnte, dass das, was sie da gerade gesagt
habe, vollkommen sinnfrei sei, und ob ich nicht vielleicht Mrs P rufen solle,
auf dass sie sie an einen ruhigen Ort auf ein Nickerchen bringe. Ihre Stimme
kappte meine Gedanken. »Ich hol mir was zu trinken.« Ich hob den Kopf und sah
wie durch einen Schleier hindurch, dass sie quer durch den Raum ging. In dem
langen Kleid, in dem immer noch flimmernden Licht und inmitten all der fremden
Menschen sah sie aus, als schwebe sie über dem Boden.
     
    Dreizehn
     
    bel kam nicht zurück. Ich hatte es gewusst. Trotzdem wartete ich etwa eine Stunde, drückte
mich Gimlets trinkend in den Randbezirken der Party herum und belauschte
anderer Leute Unterhaltungen. Die Männer in Anzügen sprachen über Offshore-Investitionen,
Häuser und Golf; ihre Frauen sprachen über Häuser, Urlaub, Chirurgie und
Wohltätigkeitsveranstaltungen.
    Auf meinem
Weg nach draußen wurde ich Zeuge

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