Murray, Paul
ihm dann
MacGillycuddy auf den Hals gehetzt?«
Bel senkte
den Kopf und fummelte wie ein Kind an dem ärgerlichen Anhänger herum, den sie
sich wieder umgehängt hatte. Ich hatte nicht grob werden wollen, ich fühlte
mich nur selbst etwas missbraucht. Seufzend fragte ich sie: »Und was willst du
jetzt machen?«
»Ich werde
mir noch einen Drink genehmigen«, sagte sie und hielt mir das Glas hin.
»Na gut.«
Ich nahm das Glas und gab ihr einen Klaps aufs Knie. »Geh nicht weg«, sagte
ich. Angesichts ihres Zustands war das allerdings kaum zu befürchten.
»Sie hat
einen Schock«, sagte Mrs P und stellte einen Samowar neben die Gläser auf ein
Silbertablett. »Das ist besser als immer doppelte Brandys.«
»Versuchen
Sie mal, ihr das zu erklären.«
Mrs P
schaute mir in die Augen. »Was ist passiert, Master Charles?«
»Och,
eigentlich nichts«, sagte ich großspurig. »Wie Mädchen halt so sind, wenn sie
ein bisschen Dampf ablassen. Sie wissen doch, wie das ist.«
»Mmm«,
sagte Mrs P vage und bekräftigte ihren Kommentar mit einem leichten
Stirnrunzeln und Achselzucken.
»Sie
sollten zufrieden sein, Mrs P, Mirela hat ganz schön was durchgemacht.«
Mrs P
schaute mit gerunzelter Stirn zu ihrer Tochter und Harry, die in ein Gespräch
mit dem Telefonmenschen vertieft waren. »Ich bin zufrieden, wenn das alles
vorbei ist«, sagte sie. »Ich bin alt, ich habe gesehen genug Streit.
Entschuldigung, Master Charles, ich muss jetzt bringen diesem Mann da seinen
Drink.«
Die Party
tobte weiter. Die schon angeheiterte Laura nervte Mrs Ps Söhne mit ihren
Musikwünschen. Frank, der für die Dauer meiner Unterhaltung mit Bel freundlicherweise
die Garderobe allein betreute, kam alle paar Minuten herein und verfrachtete
ganze Abschnitte des Büffets an seinen Arbeitsplatz. Schauspieler und
Bühnenarbeiter strotzten inzwischen vor Selbstbewusstsein. Nachdem er die
Meinung eines Journalisten eingeholt hatte, verkündete der Telefonmensch, er
sei höchst angetan von dem Stück. Die Gerüchte überschlugen sich: Er würde
Harry mit einem neuen Stück beauftragen und dafür ein gewaltiges Budget
bereitstellen; Mirela würde für eine Telsinor-Plakatwand modeln; alle bekämen
ein Gratishandy, im Gegenzug dürfe er im Garten von Amaurot einen Sendemast
aufstellen.
Alle taten
so, als sei der sabotierte Schluss von Anfang an so geplant gewesen. Was die
Fotos anging: Als wir nach dem letzten Vorhang in die Garderobe gingen, waren
sie verschwunden; niemand verlor jetzt noch ein Wort darüber, und es fand auch
niemand komisch, dass Mirela und nicht Bel an Harrys Seite durch den Raum
flanierte. Auch da hatte es den Anschein, als habe man den Text einfach
umgeschrieben, und lediglich die Anwesenheit der verzagten Bel, um die alle
einen große Bogen machten, deutete noch darauf hin, dass es mal eine ältere
Textfassung gegeben hatte.
Auf dem
Rückweg zu Bel blieb ich kurz stehen, um Niall O'Boyle und Harry zu lauschen,
die von einem Journalisten gelöchert wurden. »Und was springt für Telsinor bei
einem derartigen Investment heraus?«, fragte der Journalist gerade.
»Es geht
nicht darum, dass dabei für uns etwas herausspringt«, sagte
Niall O'Boyle. »Wir reden hier von ... wie nannten Sie das doch gleich?«
»Synergie,«
sagte Harry, der noch sein muffiges Kostüm aus dem Stück trug.
»Genau,
Synergie. Wir spielen beide im selben Team. Wir leben in einem neuen Irland,
und in dem geht es einzig und allein um Kommunikation. Es geht
darum, dass die Jugend, dass die jungen Menschen miteinander reden und die
alten Methoden, die Dinge anzugehen, umkrempeln. Und wir bei Telsinor
Ireland sehen uns als diejenigen, die das Equipment stellen, damit
diese Vision Wirklichkeit werden kann.«
»Das
Medium ist die Botschaft«, warf Harry ein.
»Und wie
fühlen Sie sich dabei?« Der Journalist schaute Harry an. »Wie ist das, wenn man
mit dem Big Business ins Bett steigt?«
»Nun ja«,
sagte Harry langsam. »Ich glaube nicht, dass wir uns als jemanden sehen, der,
wie Sie es ausdrücken, mit irgendwem ins Bett steigt...«
»Sehr
richtig«, schaltete Niall O'Boyle sich wieder ein. »Das ist doch eine sehr
überkommene Betrachtungsweise. Die Kunst und das so genannte Big Business -
letztendlich geht es bei beidem doch um das Gleiche: um den Menschen. Nehmen
wir unsere Maria hier...« Er nahm Mirela bei der Hand und führte sie dem
Journalisten vor. »Maria ist ein perfektes Beispiel dafür, worum es diesem
Projekt, dem Ralph Hythloday Centre,
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