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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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Gesellschaft nur
selten begegnete, außer in Geschichten, die man sich in den Stunden um
Mitternacht im Flüsterton erzählte, etwa so, wie man über Krebs oder
Abtreibung sprach, grässliche Dinge, die unglückseligen Fremden jenseits der
Grenzen unseres Anwesens zustießen.
    »Ich
wusste gar nicht, dass wir eine Hypothek haben«, sagte ich.
    »Charles!«
Bel zupfte verzweifelt an ihren Haaren. »Dieses Hytbloday
Empire, über das du immer schwadronierst, ist nicht aus dem Nichts
entstanden. Es ist auf Kredit gebaut.
Genau genommen gehört uns nichts davon. Es sieht so aus, als hätte Vater sich
ein Vermögen zusammengeliehen; die reden von Summen, die sind einfach
astronomisch...« Sie lehnte sich zurück, ihre Augen waren nur noch Schlitze.
»Ich hab gewusst, dass so was passieren würde. Seit Vaters Tod hat Mutter
einfach alles den Bach runtergehen lassen, ich glaube, mit dem Steuerberater
hat sie seit der Beerdigung kein einziges Mal gesprochen...«
    In fremder
Gesellschaft will man ja nicht als gewöhnlich dastehen, aber... »Wir sind doch
noch reich, oder? Können wir nicht einfach zahlen, damit sie uns in Frieden
lassen?«
    Bel stand
auf und fing an mit den Armen herumzufuchteln. »Herrgott, was geht bloß in
deinem Scheißschädel vor? He, was passiert da drin, wenn du mal nicht betrunken
bist?«
    »Keine
Beleidigungen, bitte.« Mir war unwohl.
    »Vater war
Chemiker, Charles, Wissenschaftler, er war kein gottverdammter Kaiser, er war
nicht Karl der Große. Selbst sehr gut bezahlte Wissenschaftler verdienen nicht
so viel, dass sie sich so ein Haus leisten könnten. Hast du da jemals drüber
nachgedacht?«
    »Er hatte
Kapitalanlagen.« Aus irgendeinem Grund hatte ich das Bedürfnis, Vater in Schutz
zu nehmen. »Irgendwelche Vermögenswerte, so was eben...«
    »Ach ja,
und wo sind die? Wo sind die, Charles? Ich hab keinen Schimmer, wie er sich
das gedacht hat. Auch wenn er nicht gestorben wäre, weiß ich nicht, wie er das
alles hätte zurückzahlen wollen. Und seit seinem Tod hatten wir kein
geregeltes Einkommen mehr; dann die monströse Erbschaftssteuer und all die
anderen Ausgaben, Mutters Klinik, dein Alkoholismus, dieser lächerliche Turm.
Außerdem brauchen wir im Moment, weiß der Himmel, warum, Unsummen für
Lebensmittel...«
    Ich biss
mir auf die Lippen. »Was genau heißt das jetzt?«
    »Dass es
nicht reicht, Charles. Es ist ganz simpel nicht genug Geld da, um die Schulden
zu bezahlen.« Als wäre sie plötzlich todmüde, ließ sie den Kopf gegen die
Rückenlehne sinken. Sonnenlicht drang durch die Vorhänge aus Chantillyspitze
und ließ einzelne Strähnen ihres Haars golden aufleuchten. Das Gespräch mit
Laura schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. »Im Augenblick weiß ich keine andere
Lösung, als einen Teil unserer Aktien zu verkaufen. So gewinnen wir wenigstens
etwas Zeit.«
    »Ah,
richtig, die Aktien«, sagte ich gleichmütig.
    »Meine
liegen noch in dem Treuhandfonds fest, also müssen wir erst mal deine nehmen«,
sagte sie und blinzelte mich mit roten Augen an. »Wir rechnen das dann später
ab.«
    »Sicher,
klar.« Jetzt war definitiv nicht der geeignete Zeitpunkt, ihr zu erzählen, dass
ich vor ein paar Monaten eine Pechsträhne am Bakkarattisch gehabt hatte.
Stattdessen setzte ich ein falsches Lächeln auf und sagte, sie solle sich keine
Sorgen machen. »Banker sind doch vernünftige Menschen«, sagte ich. »Außerdem
haben die in den letzten Jahren tonnenweise Geld von uns bekommen. Ich bin
sicher, dass noch nie jemand sein Haus verloren hat, nur weil mal ein paar
Briefe in der falschen Schublade gelandet sind. Das ist doch absurd. Ich werde
noch heute hinfahren und mit denen reden. Das ist alles nur ein Sturm im
Wasserglas, ganz sicher.«
    »Ha«,
merkte Frank an, der eingehend mit der Säuberung seiner Gehörgänge beschäftigt
war.
    »Was
>hahadas Ganze ja seine Schuld.
    »Meine Mom
hatten die Scheißbanken ihr ganzes Leben lang am Wickel«, sagte er in seine
Teetasse. »Sie hatte nie einen einzigen eigenen Penny, und trotzdem war'n sie
dauernd hinter ihr her. Sie hat uns immer diesen Witz erzählt: Was ist der
Unterschied zwischen 'ner Bank und der Hölle?«
    Bel und
ich schauten ihn an.
    »In der
Hölle drehen sie dir wenigstens nicht die Heizung ab«, sagte er.
    »Und das
soll ein Witz sein?«, kreischte ich.
    Er zuckte
mit den Achseln. »Schätze, das ist das Komischste, was Banken so draufhaben.«
    »Ich red
mit

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