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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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Lane, okay? Ziggy steht hier, direkt neben
der Texaco-Tankstelle. Das letzte Mal, als mein Kumpel Droyd und ich da waren,
da hatte er vierzehn Dinger eingeworfen und ich elf...«
    »Mein
Freund war drauf und dran, diese Texaco-Tankstelle zu übernehmen«, sagte Laura
traurig.
    Der große
Zeiger der Uhr bewegte sich langsam wieder auf die Zwölf zu. Ich hörte, dass
Mrs P nach oben in ihr Schlafzimmer ging. MacGillycuddy stand jetzt draußen auf
Posten, die Kamera startklar; da draußen, wo ich trotz der Spiegelungen auf der
Fensterscheibe dunkle Umrisse von Bäumen erkennen konnte.
    »Was ist
eigentlich zwischen dir und dieser Patsy gewesen, Charles?« Bel zeichnete mit
ihrem Zeigefinger unsichtbare Figuren auf die Tischplatte. »Eine Zeit lang
hast du sie doch wirklich gemocht, oder?«
    »Ach,
die...«
    »Und dann
hast du den Kontakt zu deinen Freunden abgebrochen. Was ist passiert? Was
Bestimmtes?«
    »Eine
Affäre, nichts weiter. Was ist, willst du, dass ich in feste Hände komme, dass
ich mich um einen Erben für mein abhanden gekommenes Vermögen kümmere?«
    »Und, soll
das ewig so weitergehen, mit Affären, meine ich? Kann mir nicht vorstellen,
dass das ein Vergnügen ist, ganz allein hier im Haus...«
    Ich
spürte, dass ihr plötzlich unbehaglich war. Der Kopf war gesenkt, der Finger
bewegte sich schneller über das Holz.
    Ich griff
nach einer Flasche mit einem Elefanten auf dem Etikett. »Du hast mir noch gar
nicht gesagt, wo du heute mit Frank warst.«
    »Wenn du
es unbedingt wissen willst«, sagte sie kühl. »Wir haben uns den ganzen
Nachmittag Wohnungen angeschaut.«
    »Wohnungen?«
Die Austern schlugen Saltos in meinem Magen.
    »Ja, wir
ziehen zusammen.« Misstrauisch nippte sie an dem Likör, würgte ihn hinunter und
verzog das Gesicht. »Was ist das denn?«
    »Weiß
nicht«, sagte ich matt. »Wahrscheinlich irgendwas vom Elefanten.« In meinem
Kopf ging es zu, als sei ein Karussell aus den Schienen gesprungen.
    »Das ist
ja noch schlimmer als das andere Zeug, das ist untrinkbar.« Sie trank noch einen kleinen Schluck, wobei die Finger ihrer freien
Hand leicht zitterten. »Kein Grund, sich aufzuregen. Es ist ja nicht für immer,
wir heiraten ja nicht oder so. Ich muss hier raus, und ich hab kein Geld, eine
reine Vernunftsentscheidung.«
    »Aber ...
aber was ...« Ich wusste, dass es absolut sinnlos war, diese Frage zu stellen,
aber ich konnte nicht anders: »Was findest du bloß an ihm?«
    Ihr Gesicht
verdunkelte sich. »Ist doch völlig egal, was ich jetzt sage. Du bleibst ja doch
bei deiner Meinung. Für dich ist er ein Monster. Aber das ist er nicht. Er ist
ein Mensch, und er ist lieb und freundlich und versucht nichts darzustellen,
was er nicht ist. Außerdem hat er nichts mit diesem Haus zu tun oder mit Holy
Child oder dem Trinity College oder Mutter oder Vater oder irgendeinem ihrer
Freunde...«
    Worte und
Gefühle stiegen in mir auf. Ich brannte darauf, ihr alles zu erzählen. Nicht
nur das von dem gestohlenen Stuhl und der Menora und was mit dem Keller
passiert war, auch alles über Chile und MacGillycuddy, den Gartenturm und Patsy
Ole. Aber ich wusste, was ich auch sagte, nichts würde sie umstimmen. Bels
Einstellung gegenüber meinen Ratschlägen war, diese erst sorgfältig zu
bedenken, daraus dann die genau gegenläufige Handlungsweise zu entwickeln und
schließlich entsprechend vorzugehen.
    »Er hat
ein Sonnendach«, sagte Laura. »Trotzdem, irgendwann möchte ich einen Jeep,
einen Mitsubishi Pajero oder so.«
    »Es ist ja
bloß, weil du noch dein ganzes Leben vor...«
    Bel schlug
mit der Hand auf den Tisch. »Warum tust du mir das an?«, schrie sie. »Du
versuchst doch bloß, wie Vater zu klingen, oder wie du glaubst, dass Vater
geklungen hätte, wenn er sich jemals die Mühe gemacht hätte, mit mir zu
sprechen!« Ich zuckte zusammen. Frank schaute sich kurz um. »Es ist einfach anders«,
sagte sie, leiser jetzt. »Es ist wie in einer anderen Welt, man weiß nicht
immer, was als Nächstes passiert oder um welche Zeit das Abendessen serviert
wird. Ich habe das Gefühl, dass ich lebe.«
    »Hältst du
es für möglich, dass du das alles ein klein wenig romantisierst?«
    »Ich hatte
nicht erwartet, dass du das verstehen würdest«, sagte sie kalt.
    Dazu fiel
mir nichts ein, wahrscheinlich hatte sie Recht. Sie rückte ihren Stuhl wieder
näher an Frank heran, und obwohl ich es war, der nach Chile ging, hatte ich die
seltsame, überraschend schmerzvolle Empfindung, dass sie es war, die

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