Murray, Paul
bist
vielleicht ein toller Hecht«, spöttelte Bel und kitzelte ihn am Ellbogen. Frank
schaute ärgerlich.
»Aber wenn
er dir irgendwo auflauert?«, platzte es plötzlich aus Laura heraus. Erschrocken
legte sie die Hand auf den Mund.
»Das traut
er sich nicht«, schnaubte Frank. »Der weiß genau, dass er dann wieder auf die
Fresse kriegt, und zwar noch 'n bisschen strammer.«
Laura
antwortete mit einem lang gezogenen »Wow!« Sie schien dahinzuschmelzen. Es war
ziemlich erotisch, trotz Laura, und kurz spürte ich den Stachel der Eifersucht.
»Wohnt bei
seiner Oma«, sagte er verächtlich. »So ein Wichser.«
»Woher, um
Himmels willen, hast du das denn, Charles?« Bel verzog angewidert das Gesicht.
»Das ist ja ekelhaft.«
»Aus dem
Keller. Ich glaube, Mutters Tante hat den mal mitgebracht, diese giftige alte
Jungfer, die in dem Bootshaus lebt.«
»Irgendwas
an dem Zeug schmeckt grässlich daneben.«
»Ist
wahrscheinlich der >Schuss wilder Rhabarber<. Mal was anderes, hab ich
mir gedacht. Und die beiden da merken sowieso keinen Unterschied.« Ich nickte
in Richtung unserer Gäste, die sich eifrig unterhielten und sich dabei
gegenseitig fast an der Stirn berührten. »Macht dir das nichts aus?«
Bel lachte
höhnisch. »Wie kann man auf einen Sack Styroporkugeln eifersüchtig sein?«
»Hmm.« Ich
faltete die Hände und warf einen wehmütigen Blick auf den Sack Styroporkugeln,
den zum Leben zu erwecken ich nicht vermocht hatte. »Wo warst du eigentlich
heute Abend? Hast du etwa auch Brandbomben ins Haus dieses Unglückseligen
geworfen?«
»Charles!« Sie fuchelte ärgerlich mit den Händen. »Wenn du endlich mal aufhören
würdest, immer so maßlos zu übertreiben ...«
»Ja
sicher, er ist nicht schlechter als du, er versucht bloß ein bisschen Eindruck
zu schinden bei der kleinen Schwachsinnigen da. Die Hälfte ist sowieso
erfunden, ein dummes Kleinjungenspiel, irgendwann wird's langweilig, und dann
hören sie schon auf damit. Meinst du das?«
»Der Punkt
bei Titanic ist doch der«, sagte Laura. »Da
ist für jeden was dabei.«
Bel nahm
ihren Arm von Franks Schulter, rutschte mit ihrem Stuhl zu mir herüber und gab
eine jämmerliche Vorstellung als mitfühlende Schwester. »Und, wie war's?«,
flüsterte sie. »Haben sich deine Hoffnungen erfüllt?«
»Bitte, Bel,
nicht. Ich habe schon genug gelitten.«
»So
schlimm?« Sie versuchte es, konnte aber nicht verbergen, wie sehr sie sich
amüsierte.
»Eine
Katastrophe. Franks Gangsterchuzpe ist ja wenigstens noch irgendwie schillernd.
Aber sie ist wie eine Überdosis Valium.«
»Was du
neulich Golem genannt hast?«
»Ein
Teamleitergolem«, sagte ich bekümmert.
»Seit dem
letzten Mal scheint sie wirklich noch schlimmer geworden zu sein«, sagte Bel nachdenklich.
»Tja, Charles, das geht ganz allein auf deine Kappe. Ich meine, was erwartest
du, wenn du dir deine Freundinnen in Jahrbüchern suchst.«
»Auf den
Fotos kam sie wirklich gut...«
»Genau
deshalb ... danke, Mrs P.« Die dienstbare Mrs P stapelte sich das Geschirr auf
eine Hand und war Sekunden später wieder verschwunden. »Genau deshalb musst du
raus in die reale Welt und dich umschauen, mal was tun...«
Ich ließ
ein nuscheliges Brummeln hören und sah mich mit einem Plastikdiadem und einem
erbaulichen Buch durch Chiles Wüstengestrüpp wandern...
»Ich
mein's ernst, Charles. So läuft das nicht, man verliebt sich nicht in Menschen,
nur weil sie gut aussehen oder so heißen wie Figuren aus Gene-Tierney-Filmen.«
»Der Grund
ist so gut wie alle anderen«, wandte ich ein und wurde plötzlich rührselig.
»Und wenn für manche Menschen die reale Welt eben nicht gemacht ist, und die
ganz genau wissen, dass das auch so bleibt, dann ist es besser für alle, dass
die sich einfach raushalten und ... und...«
Ich
merkte, dass ich schwitzte und dass ich ziemlich laut gesprochen hatte. Frank
zeichnete für Laura gerade so etwas wie eine Karte, und Laura schien so sehr
darin vertieft, dass sie wohl nichts von meinen Worten gehört hatte. Bel jedoch
schaute mich nachdenklich an, ein bisschen wie an dem Abend, als sie die Geschichte
mit der Bank aufgedeckt hatte. In meinem Kopf drehte sich alles. Verlegen
kippte ich den Rest von meinem Rigbert's. »... ins Kloster gehen«, beendete sie
meinen letzten Satz für mich.
»Nun ja,
ich nehme an, es gibt so eine Art Guide Michelin für Klöster.«
»Also
hier ist Baker's Corner.« Frank deutete auf den Salzstreuer.
»Und der Soßenlöffel hier ist Killts
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