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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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mich
verließ.
    Wir hatten
eine ziemliche Schneise in die Bresche der Likörflaschen geschlagen. Lauras
Wangen glühten frisch rosa, und ihre verhangenen Augen funkelten alkoholisiert,
während sie so dahinplapperte. Wenn sie nicht redete, kicherte sie oder teilte
scherzhafte Klapse aus. Bel lächelte freudlos und schaute mich nicht mehr an.
Laura hatte den Kragen ihrer Bluse zur Seite geschoben und zeigte Frank den
Träger ihres BHs. »Siehst du?«, sagte sie. »Magenta.«
    »Sieht für
mich einfach nur rot aus«, sagte er lüstern grinsend und beugte sich über ihren
schneeweißen Hals.
    »Die haben
spezielle Namen«, sagte Laura. »Zum Beispiel ultramarin, das ist ein Blauton.
Christabels Augen sind so. Ich hab dir das nie erzählt, Bel, aber in der Schule
war ich immer echt neidisch auf deine Augen.«
    »Ehrlich?«
Obwohl es ziemlich dunkel war, konnte ich daran erkennen, wie Bel den Kopf
senkte, dass sie errötete.
    »Damals
wusste ich nicht, wie die Farbe richtig heißt, ich dachte eben, es ist Blau.
Aber dann, in einer Parfümerie, habe ich einen Lidschatten gesehen, der hatte
genau die Farbe, Ultramarin... Ich habe mich gefragt, ob Charles' Augen auch
so sind, und tatsächlich, die gleiche Farbe.« Sie strahlte mich an. Möglicherweise
errötete ich auch ein wenig.
    »Und deine
Höschen haben immer die gleiche Farbe wie der BH?«, fragte Frank mit
anthropologischem Gesichtsausdruck.
    Unter dem
Tisch stieß ich Bel mit dem Fuß an. Sie fing an zu lachen.
    »Langsam
verstehe ich«, sagte ich.
    »Na also«,
sagte sie. »Gib mir noch einen Schluck von diesem grässlichen Elefantensud.«
    Ich
schenkte ihr ein und gähnte wie abwesend. »Ich werde mich wohl bald
verdrücken...«
    »Wie
bitte, du willst tatsächlich allein sein?«
    »Diese
Leibwäschekonversation ist zweifelsfrei erhellend, aber ich will ins Bett, ganz
einfach. Ach, übrigens, Laura hatte die letzten fünf Jahre einen festen
Freund.«
    »Nein,
nicht möglich!«, sagte Bel mit gespielter Entrüstung. »Tatsächlich? Anstatt auf
dich zu warten, auf den Mann, den sie nie in ihrem Leben gesehen hat?«
    »Na ja, ich
meine, die ganze Zeit habe ich mich gesehnt nach ihr und Lieder für sie
geschrieben und...«
    »Ein
einziges Lied hast du geschrieben, Charles.«
    »Nun ja,
gut, aber trotzdem, ich hab mir immer gedacht, früher, wenn was mit den
Mädchen schief gelaufen ist, sie ist jedenfalls noch da.« Ich schüttelte den
Kopf. »Fünf Jahre mit einem Tankwart namens Todd.«
    »Der Tod, da ich nicht halten könnt, hielt an, war gern
bereit.«
    »Ha, ha,
sehr lustig...« Plötzlich gingen lautlos die Lampen aus.
    Laura
kreischte. Klirrendes Glas war zu hören. »Was ist passiert?«, fragte sie mit
zittriger Stimme.
    »Das Licht
ist ausgegangen«, sagte Bel ätzend.
    »Wahrscheinlich
Kurzschluss«, sagte Frank im Tonfall professioneller Gleichgültigkeit.
    »Ich
klingel nach Mrs P«, sagte ich, stand auf und tastete nach der Klingelschnur.
Die Schwärze machte mich schwindelig. Um mich herum klackerte Nippes auf den
Boden.
    »Lass sie
schlafen, Charles. Wir werden es ja wohl noch schaffen, eine Sicherung
auszuwechseln.«
    »Aber es
ist verdammt dunkel.«
    »Vielleicht
haben die uns den Saft abgedreht.«
    »O Gott,
glaubst du wirklich? Charles, bei den Rechnungen, war da auch eine
Stromrechnung dabei? Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das
abgebucht wird, aber...«
    »Ich kann
mich wirklich nicht erinnern, das waren so viele.«
    »O mein
Gott«, sagte sie verzweifelt.
    »Alles
halb so schlimm ... hier...«
    »Brennt
bei den Nachbarn noch Licht?«
    »Von hier
kann man die anderen Häuser nicht sehen«, sagte ich und schob mich schnell
zwischen Laura und das Fenster.
    Ich hörte
ein kratzendes Geräusch. Dann sah ich Franks Gesicht im Schein eines
Feuerzeugs, Laura, die auf dem Weg zurück zu ihrem Stuhl stehen blieb, und Bel,
die ihren Platz auf Franks Schoß wieder eingenommen hatte. »Habt ihr Kerzen
da?«, fragte Frank.
    »Mrs P hat
welche in der Küche«, sagte Bel, ohne sich zu rühren. Frank nutzte die
Dunkelheit, um sie unschicklich zu zwicken.
    »Es ist so
dunkel«, sagte Laura traurig und schlang die Arme eng um ihren Körper. Dann
drehte sie sich um und taperte vor dem Fenster herum.
    »Dann hol
ich sie mal, oder?«, sagte ich nervös.
    »Ich hab
solche Angst«, sagte Laura halb zu sich selbst und erstarrte dann. »O Gott! Da
draußen ist jemand.«
    »Was?« Bel
hob den Kopf.
    »Jetzt
werdet bloß nicht albern. Los, Frank, gib mir das

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