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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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sie die Tür erreichten, einen merkwürdig sehnsüchtigen
Blick Richtung Bel sandte, die inmitten ihrer Blase fröhlich vor sich hin
plapperte. Der Bursche mit den ärgerlichen Haaren und der bäuerlichen Jacke
übertrieb es schamlos mit dem Lachen. Je öfter ich ihn zu Gesicht bekam, desto
sicherer war ich mir, dass unsere Wege sich schon einmal gekreuzt hatten. Aber
ich wusste nicht, wo...«
    »Was für
ein Auflauf«, sagte Mirela. »Ist das nicht herrlich.«
    »Mutter
kennt eben jede Menge Leute«, pflichtete ich ihr lahm bei.
    »Vor allem
die richtigen Leute, von Zeitungen, Theatern, Kunstvereinen, Unternehmen. Und
alle reden darüber, dass sie uns Geld geben wollen.« Ihr Lächeln war so rein
und hypnotisierend wie ein Schmetterling, der auf eine Hand herabschwebte.
    »Mmm.« In
diesem Augenblick bemerkte ich, dass außer all den richtigen Leuten auch
MacGillycuddy da war. Er saß mit einem hohen Glas an der Bar.
    »Ich
glaube, es kann wirklich funktionieren«, sagte Mirela. »Ich glaube, dass ein
bedeutendes Theater daraus werden kann. Würdest du mich kurz entschuldigen,
Charles? Ich muss mit dem Mann da reden, ich glaube, der ist vom Gate Theatre.«
    »Sicher,
sicher«, sagte ich und sah das Leuchten im Gesicht des distinguierten
grauhaarigen Mannes, während sie auf ihn einredete.
    Ich blieb
noch einen Augenblick und wartete, ob sie vielleicht zurückkäme. Als das nicht
geschah, nahm ich ihren halb vollen Drink und machte mich auf zum anderen Ende
der Bar, wo MacGillycuddy hockte. »Sie haben vielleicht Nerven, hier einfach
so rumzulaufen«, sagte ich.
    Er schaute
mich mit großen Augen an. »Entschuldigung, kennen wir uns?«
    »Scheiße,
MacGillycuddy, spielen Sie keine Spielchen mit mir.«
    Er
runzelte verblüfft die Stirn und flüsterte dann ehrfürchtig: »C? Sind Sie's
wirklich?«
    »O
verdammt!« Ich hatte vergessen, was für eine verschlungene Erfahrung eine
Unterhaltung mit MacGillycuddy sein konnte. »Sie wissen ganz genau, wer ich
bin.«
    »Ich hab
gedacht, Sie sind hinter meinem Drink her«, sagte er mit neutraler Stimme und
stupste das Glas in meine Richtung. »Trinken Sie, Charlie. Schließlich sind wir
alte Freunde.«
    »Sie sind
nicht mein Freund«, sagte ich. »Was machen Sie überhaupt hier?«
    »Ich bin
eingeladen«, sagte MacGillycuddy indigniert. »Ich bin als Berater hier.«
    »Was Sie
nicht sagen? Da kann ich ja gleich Ihren Rat einholen, wenn Sie nichts dagegen
haben? Was ich wissen will, ist Folgendes: Wie sehr haben Sie mich eigentlich
beschissen?«
    »Beschissen?«,
sagte MacGillycuddy und setzte dabei eine Unschuldsmiene auf, die er dem
Jesuskind in der Krippe abgeschaut haben könnte.
    »Ich
meine, als ich Sie angeheuert habe, um Frank zu beobachten, weil ich dachte,
er klaut meine Möbel.«
    »Und das
hab ich getan«, sagte MacGillycuddy.
    »Das haben
Sie getan, exakt das ist der Punkt, weil Sie nämlich nicht nur die ganze Zeit
schon gut bekannt mit ihm waren...«
    »Gut
bekannt würde ich das nicht nennen«, warf MacGillycuddy ein. »Wir haben uns
zufällig ein paarmal im Pub getroffen, vielleicht haben wir auch die eine oder
andere Partie Darts gespielt, aber...«
    »Sie waren
nicht nur gut bekannt mit Frank«, fuhr ich unbeirrt fort, »Sie haben auch über
all die Leute im Turm Bescheid gewusst. Und Sie haben mich die Frank-Falle
aufbauen lassen, obwohl Sie wissen mussten, dass wahrscheinlich die Leute aus
dem Turm dahinter stecken.«
    »Gewusst
hab ich das nicht«, sagte MacGillycuddy. »Ich hatte so eine Ahnung, mehr
nicht.«
    »Ach, zum
Henker mit Ihnen. Haben Sie nie daran gedacht, mir davon zu erzählen? Warum
hätte ich Ihnen gutes Geld bezahlen sollen, damit Sie Frank eine Falle
stellen, wenn Sie schon wussten, dass Frank es gar nicht war?
    »Hören
Sie«, sagte MacGillycuddy mit leicht tadelndem Unterton. »Ich hab nur getan,
was Sie mir gesagt haben. Ein Luchsauge sieht verteufelt viele Sachen. Aber
man muss ihm auch die richtigen Fragen stellen.«
    Ich schlug
fast einen Salto vor Wut. »Für ein Luchsauge gehen Sie ausgesprochen selektiv
mit Ihren Informationen um, wissen Sie das?«
    »Vielleicht
hätten Sie statt eines Luchsauges ein Plappermaul engagieren sollen«, sagte er
trocken.
    »O
verdammt«, sagte ich wieder, wandte mich von ihm ab und stützte mich mit den
Ellbogen auf die Bar. Mirela hatte inzwischen einen kleinen Kreis um sich
versammelt. Wie Motten, die die perfekte Flamme gefunden hatten, standen
sorgfältig manikürte Theatermäzene und

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