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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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reif?«
    »Reif für die Klapsmühle, du Idiot. Was meinst du wohl, warum
er heute nicht im Unterricht war?«
    »Keine Ahnung, vielleicht liegt er zu Hause krank im
Bett.«
    »Tut er nicht, sein Auto steht auf dem Parkplatz. Sie
lassen ihn keinen Unterricht mehr geben, weil er nicht ganz dicht ist.«
    »So kam er mir aber nicht vor«, wendet Geoff ein.
    »Äh, verschleppt uns aus der Schule in ein Museum mit
nichts drin? Und lässt uns dann in einem arschkalten Park rumstehen und labert
uns mit einem Haufen Zeug voll, das nicht mal im Buch steht?«
»Na und?«
    »Na was soll er denn noch machen, im Hochzeitskleid von
seiner Mutter auf dem Skateboard durch den Anbau düsen? Her mit den fünf
Euro.«
    Geoff und die anderen stellen sich weiter stur, aber dann
kommt Simon Mooney an und fragt, ob sie schon gehört haben, dass Howard
Hasenherz an die Luft gesetzt worden ist.
    »Der Automator hat ihn heute Morgen gleich als Erstes zu
sich ins Büro schleppen lassen. Jason Rycroft hat gehört, wie Moore, der alte
Drache, es Felcher erzählt hat.«
    »Schöne Scheiße«, sagt Geoff. Jeekers guckt ob dieser
Neuigkeiten noch belämmerter und schuldbewusster als sonst.
    »Na bitte. Meine Rede!«, sagt Dennis.
    »Was für eine Rede?«, erkundigt sich Simon Mooney.
    »Gut, dass du fragst, Moonbuggy, ich glaube nämlich, du
schuldest mir fünf Euro. Was Sie betrifft, meine Herren, zahlen Sie bar oder
bar?«
    »Leck mich doch«, sagt Geoff trotzig und will weitergehen.
Dennis stürzt sich auf ihn.
    »Gib mir mein Geld!«, fordert er.
    »Nie und nimmer!«, brüllt Geoff zurück, und es ist ein
knisternder, purer Hass zu spüren, wie er nur zwischen einstigen Freunden
bestehen kann.
    »Gib es mir«, wiederholt Dennis mit warnendem Unterton.
    »Du haust es ja doch bloß für Zigaretten auf den Kopf!«
    »Und? Du haust es für vielflächige Würfel auf den Kopf, du
mit deinen coolen Rollenspielen - schwule Rollenspiele, sollte ich wohl besser
sagen.«
    »Von Rollenspielen kriegt man wenigstens keinen Krebs!«,
schreit Geoff und reißt sich aus Dennis' Schwitzkasten los.
    »Rollenspiele sind schlimmer als Krebs!«, schreit Dennis
zurück, und es sieht ganz danach aus, als würde wieder einmal ein Disput in
eine Schlägerei ausarten, da ruft Simon Mooney vom Fenster her: »Heiliges
Kanonenrohr!«
    Sie drehen sich zu ihm um; er starrt wie vom Donner
gerührt hinaus. »Das ist - sie ...«,
gurrt er. Der Streit wird vorübergehend auf Eis gelegt, die anderen scharen
sich um ihn. Simon hat recht, sie ist es tatsächlich; und einen seufzenden
Moment lang sind die Jungen in Erinnerung an bessere Zeiten wieder ein Herz und
eine Seele.
    »Wisst ihr noch, das blaue Top, das sie mal anhatte, wo
man praktisch ihre Nippel sehen konnte?«
    »Wisst ihr noch, wie sie immer an ihrem Füller gelutscht
hat?«
    »Was sie wohl hier will?«
    »Meint ihr, sie kommt zurück?«
    »Hey!, guckt mal, da ist Howard ...«
    »Er redet mit ihr!«
    »Vielleicht brennt er ja mit ihr durch«, mutmaßt Geoff.
»Vielleicht hat er dem Automator gesagt, er kann ihn kreuzweise, und jetzt
holt sie ihn hier ab, und sie ziehen auf eine einsame Insel oder so.«
    »Träum weiter«, sagt Dennis.
    »Der war doch total scharf auf sie«, sagt Geoff
beharrlich.
    »Letzte Meldung, Geoff, wenn du auf wen scharf bist, heißt
das noch lange nicht, dass der oder die mit dir in die Kiste hüpft. Schon mal
was davon gehört, dass im Universum eine Asymmetrie herrscht?« Letzteres wird
von einem höhnischen Seitenblick auf Ruprecht begleitet, der keine Reaktion
hervorruft.
    »Ist mir egal«, sagt Geoff. »Los, Howard! Brenn mit ihr
durch!«
    Von dem Drang beherrscht, so schnell wie möglich zu
verschwinden, läuft Howard glatt an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Eine
typische perverse Laune des Schicksals: Es ist vermutlich der erste Tag seit
sechs Wochen, an dem er nicht an sie gedacht, nicht halb und halb auf ihr
Erscheinen gehofft hat. Er müht sich unbeholfen, einen Stapel Bücher im
Gleichgewicht zu halten, während er den Autoschlüssel aus der Hosentasche
fischt, als er von hinten ihre Stimme hört, kühl und leichthin wie die Brise in
der Luft: »Sieh an, so trifft man sich wieder.«
    Falls möglich, ist sie noch schöner als zuvor - obwohl,
vielleicht ist es auch nicht möglich, vielleicht taucht diese Schönheit alles
in solch gleißenden Glanz, dass man sich nicht mehr zur Gänze daran erinnern
kann, ebenso wenig wie man die Sonne fotografieren kann. Das weiße Männerhemd,
das sie

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