Murray,Paul
Frösche, Schwäne und Enten,
Hirsche und Pferde werden aus dem Augenwinkel sichtbar, alles im selben
Moment, im silbern erstrahlenden Licht, wenn die Wolke sich verzogen hat und
der Mond durchbricht.
DU KOMMST NUN ZUM ENDE DEINER SUCHE, DJED! NUR EINEN FEIND NOCH GILT ES
ZU BEKÄMPFEN! Ihre Augen schimmern mit dem Fluss, glühen auf und
vergehen wie Sternschnuppen. DOCH DIES WIRD
VON ALLEN DIE SCHWERSTE SCHLACHT SEIN. ICH WÜNSCHTE, ICH KÖNNTE DIR DABEI ZUR seite stehen. Flehentlich sieht sie zu ihm auf. aber, djed ...
das herz ist eine tür zu einer anderen welt, und sobald du sie öffnest, wird
sie nie wieder gänzlich geschlossen. darum wisse, auch wenn du mich nicht
siehst ... ich bin dort immer bei dir.
Und da
erwacht ihr Hologramm irgendwie zum Leben, das hauchzarte Bild löst sich von
der Wasseroberfläche, die bleiche Hand streckt sich heraus und berührt seine
Wange ...
Halt, sie
berührt seine Wange?
Der Schock
durchzuckt ihn, wie er da in seinem Zimmer auf dem Boden sitzt, schickt eisige
Funken durch seine Arme und pocht in seinen Fingerspitzen.
Was war das gerade?
leb wohl!, djed. viel glück . Die
Prinzessin treibt schon wieder ruhig auf dem Wasser, umstrudelt von ihrem
goldenen Haar, und betrachtet ihn. Er nimmt sich zusammen, so gut es geht,
macht den Mund zu, greift noch einmal nach dem Controller; ihre lang
gezogenen, traurigen Augen verweilen einen Augenblick auf seinen, dann löst
sie sich langsam auf, ins Dunkel.
Unmittelbar
darauf klopft es an der Tür. In Skippys Kopf dreht sich alles. Er geht hin und
macht auf.
Vor der
Tür steht der Trainer.
Daniel,
sagt er. Wollte nur kurz mit dir reden.
Er sieht
nicht sauer aus, verzieht keine Miene. In der Hand hält er ein
zusammengefaltetes weißes Blatt Papier.
Darf ich
reinkommen?
Aus dem
Freizeitraum das Pock-Pock von der Tischtennisplatte und der Fernseher mit
einer alten Folge von California Highschool. Dann geht die Tür zu, und der
Trainer ist drin.
Das Zimmer
ist zu klein für ihn, er wirkt hier fehl am Platz. Er lässt den Kopf wandern,
mustert die Betten, die Schreibtische, die Bücher, den Computer. Von seiner
Warte aus muss das alles klein und zerbrechlich aussehen, Spielsachen in einer
Kinderwelt.
Du warst
heute Morgen nicht beim Training, sagt er. Skippy blickt zu Boden.
Du kannst
es dir nicht leisten, so kurz vor dem Wettkampf Trainingseinheiten auszulassen,
Daniel. Uns bleiben nur noch zwei Tage zur Vorbereitung. Ging's dir nicht gut?
War es das? Warst du nicht so ganz auf dem Damm?
Boden
Boden Boden Boden.
Die
Glieder des Trainers knacksen und rasten wieder ein. Das da habe ich heute
bekommen, Daniel. Papier wird entfaltet, es klingt wie eine herabsausende
Guillotine.
Lieber Mr.
Roche, zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mich aus
persönlichen Gründen außerstande sehe, weiterhin am Schwimmtraining und an
Wettkämpfen teilzunehmen. Ich bitte um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten,
die ich Ihnen damit möglicherweise bereite, mit freundlichen Grüßen, Daniel
Juster.
Das Papier
wird wieder zusammengefaltet. Die Finger des Trainers kniffen es entlang der
Kanten, hin und her.
Hast du
diesen Brief geschrieben, Daniel?
Ich bin
dir nicht böse. Offen gestanden bin ich vor allem verwirrt. Aber hast du ihn
geschrieben?
Okay,
solange du nichts dagegen sagst, nehme ich fürs Erste mal an, dass du ihn
geschrieben hast.
Okay. Das
zumindest hätten wir also schon mal geklärt. Jetzt stellt sich die Frage nach
dem Warum. Warum, Daniel? Nach all der Vorbereitung, nach all der Plackerei? Drei Tage vor dem Wettkampf?
Warum tust du deinen Mannschaftskameraden das an? Warum tust du dir das an? Ich
meine, allein die -
Tut mir
leid, es tut mir leid. Ich bin nicht sauer, Ehrenwort, bloß, verstehst du, wie
frustrierend das für mich ist, wenn einer meiner besten Sportler in letzter
Minute das Handtuch wirft, ohne irgendeine Erklärung?
Draußen
kommt Fußgetrappel durch den Flur; der Trainer dreht sich um und wartet, bis es
nicht mehr zu hören ist. Dann sieht er das X auf dem Kalender. Das Kreuz da,
soll das den Wettkampftag markieren?
Als du das
dahin gemalt hast, wolltest du noch bei dem Wettkampf mitmachen. Das ist noch
nicht allzu lange her. Okay, wir müssen also klären, was in der Zwischenzeit
passiert ist und dich dazu bewogen hat, diesen Brief zu schreiben.
Ich
brauche eine Erklärung, Daniel. Wenn du dich so entschieden hast, respektiere
ich das, aber du musst mir irgendeine Art von Erklärung
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