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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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hocherfreut sein, denn damit bekommen sie nicht nur fetzigen Rock 'n'
Roll, gespielt von klassisch ausgebildeten Musikern, Stücke für Waldhorn auf
höchstem Niveau, eine patriotische Ballade in unserer Landessprache, dem
Irischen, und mehr, alles aus ein und demselben einzigartigen, historischen Programm,
sondern mit dem Erlös investieren sie auch in Seabrooks Zukunft - das ist gut,
das ist sogar sehr gut, notier dir das, Trudy, ein Stück Geschichte, eine Investition in die - Grundgütiger,
was zum Teufel treibt der Bursche da? Was zum Teufel treibst du da, Herrgott
noch mal?«
    Trevor
Hickeys verdutztes Gesicht taucht aus dem Mondschatten seines Hinterteils auf,
das der Turnhalle zugekehrt ist und vor dessen Mündung ein Streichholz schwebt.
Seines Showeffekts beraubt, fangt er stammelnd erneut mit seiner Rede an:
»Meine Damen und Herren, das tollkühne Kunststück, das Sie gleich zu sehen
bekommen, wird sie in Schrecken und Staunen versetzen -«
    »Den
Teufel wird es -« Scheinbar mit einem Satz ist der Automator auf der Bühne,
packt Trevor Hickey beim Schlafittchen und schleift ihn die Stufen hinunter.
»In meinem Büro, morgen früh um neun«, schnauzt er ihm hinterher, als er ihn
unsanft zur Tür hinausbefördert. »Wenn du wen brauchst, der dir Feuer unterm
Arsch macht, hast du bei Gott den Richtigen gefunden. Eine Woche Nachsitzen;
wollen wir doch mal sehen, in wie viel Schrecken und Staunen dich das
versetzt.«
    Knallrot
im Gesicht, wischt er sich den Staub von den Händen und kehrt zum Pult zurück.
»Sehen Sie, das ist genau das, womit wir uns hier herumschlagen. Sieht so unser
Gedenken an Des Furlong aus? Ist das unser Dank dafür, dass er den Holy
Paraclete Fathers geschlagene zweiundvierzig Jahre lang treu gedient hat? Indem
wir einen hergelaufenen Witzbold auf der Bühne Fürze in Brand setzen lassen?«
    »Nein«,
verwahrt sich Pater Laughton, »nein, natürlich nicht -«
    »Da können
Sie Gift drauf nehmen.« Schäumend vor Wut bezieht der Automator wieder Posten
hinter dem Pult. »An diesem Abend wird hochkarätige musikalische Unterhaltung
geboten, und wenn ich jedes verdammte Lied selbst singen muss. So, wer kommt
als Nächster? Ah!« Beim Anblick des Van-Doren-Quartetts, das zur Tür
hereinmarschiert, hellt seine Miene sich auf. »Was spielen sie noch mal,
Pater?«
    »Den Kanon
von Pachelbel in D-Dur«, sagt Pater Laughton und fügt nach kurzem innerem
Ringen an: »Sie kennen ihn vielleicht von der neuesten Reklame für den Citroen
Osprey.«
    Der
Automator nickt. »Qualität«, bemerkt er und lehnt sich bequem zurück.
    Anfangs
scheint das Quartett noch nicht ganz im Lot zu sein: Waldhorn und Fagott haben
offenbar gewisse Differenzen, und die Bratsche wirkt definitiv unglücklich.
Doch ein Ton von der Triangel bringt sie zur Raison, und Ruprecht führt die
vier - nachdem er das Fagott vernehmlich aufgefordert hat, leise zu spielen - in
die besänftigenden Kreisbewegungen des Kanons. Mit gemächlich absteigenden,
wiederkehrenden und ausgeschmückten Harmonien nimmt er seinen Lauf, und auf
Pater Laughtons rosigem, spitzem Gesicht macht sich himmlischer Friede breit;
neben ihm, vielleicht ohne es zu bemerken, murmelt der Automator: »Citroen
Osprey ... Meile um Meile einer der Besten in seiner Klasse.«
     
    DAS AMULETT ... ES HAT MICH GERETTET.
    Djed, auf
den Knien bei den Binsen am Flussufer. Die Augen der Prinzessin leuchten von
der Wasseroberfläche zu ihm empor, der unter ihr dahinströmende Fluss kräuselt
ihr durchscheinendes Bild, lässt es erglänzen. Die winzige Harfe des Amuletts,
der die Macht innewohnt, die Flammen eines Dämons in warme, friedvolle Akkorde
zu verwandeln, baumelt zwischen ihnen von seinen Knien herab, dreht sich träge
wie ein Blatt in den Nachwehen einer starken Bö.
    ES IST DEIN HERZ, DAS DICH GERETTET HAT, DJED.
    Ihre Worte
dringen, eins nach dem anderen, in einzelnen Luftblasen zur Oberfläche und
formen sich wieder zum Satz. Sie projiziert sich aus dem Dämonengefängnis
heraus, wo sie in Eis eingefroren ist - dafür reicht ihre magische Kraft eben
noch aus. In dem blassen Abbild ihres Gesichts spiegelt sich schwach das seine,
als neigten sie sich einander zu.
    Es ist
Nacht. Am Horizont, einen halben Tagesritt entfernt, ist der Schatten der Burg
von dem Berghang verschwunden. Wenn man den Feuerdämon getötet hat, fallen die
Mauern, und das ganze Tal blüht auf, nicht nur mit Blumen und Farnen und Gräsern
und Bäumen, auch Mäuse, Fledermäuse, Würmer,

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