Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)
Herzchen aussieht.«
Na also, meine Übertreibung hat funktioniert. Nach einem verschmitzten Grinsen kann ich nicht anders, als ihr zu zeigen, wie sehr sie mich verzaubert:
» Jana, ich lieb…äugel mit dir.«
» Und ich lieb…kose dich.« Sie umarmt und drückt mich.
Jana schmiegt sich an meinen Oberarm, mit ihrer Wange wärmt sie meinen Bizeps. Es gibt so Momente, in denen sollten Männer aufhören zu reden. Ich rücke noch näher an sie heran, zwischen unseren Mündern flirrt es. Unsere Lippen erzittern erst scheu, beben dann begierig und verschmelzen rasch miteinander. Wie gut sie sich anfühlt, wie lecker sie schmeckt. Ich sauge ihren Kuss auf, als wenn es mein letzter wäre. Herrlich, nur Jana und ich sind hier. Nur wir! Sonst niemand. Nicht mal Mutti oder meine Schwestern. Käpt’n Jack Andi Sparrow macht fette Beute. Mir ist gar nicht bewusst, wie lange wir so verschmolzen dastehen.
Uhr. Zeit. Raum. Irgendwo dazwischen taumeln wir.
Ich greife nach ihrer Hand, was für mich ehrliche Intimität bedeutet. Ich habe schon mit Frauen geschlafen, mit denen ich nicht »Händchen halten« wollte. Mit Jana ist alles anders.
Jana, sie … sie mag mich! Warum hat sie mir das nicht eher gesagt?
Unglaublich, wen Mutti abends zum Essen eingeladen hat. Monsignore Sven wird sie, Antje und Kristin begleiten. Sie hat doch ohnehin die Flatrate zum lieben Gott, da muss sie doch nicht noch jemanden dabeihaben, der gerne den Himmel anruft.
Reagiere ich patzig? Nö. Eifersüchtig? Schon mal gar nicht. Ich werde ja sowieso mit Mechthild, Kurt und Harald unterwegs sein. Und vor allem ist Jana mit dabei! Ätschibätsch. Als wenn da noch Platz wäre für meine Familie, ha.
Ein Valentinstags-Konvoi fährt an uns vorüber. Die Promenade am Mekong verwandelt sich in eine pulsierende Fahrbahn der Freude. Die Menschen winken aus den Autofenstern, lachen von der Ladefläche und hupen sich in die Herzen ihrer Lieben.
Wie eine Traumsequenz flimmert das Abendessen an mir vorüber. Verstohlene Blicke zu Jana, die sie genierlich erwidert. Kurt, der polternd lacht. Mechthild erzählt, dass sie bei der Grabpflege ihrer Tante mal von einem Witwer angeflirtet wurde, und Harald kleckert auf meine Hose. Jana erklärt dem Kellner, dass er mir eine übergroße Portion servieren soll, wie lieb von ihr. Und immer wieder unsere verklärten, verstohlenen Blicke. Der Reiz des unausgesprochenen Begehrens führt zu einem der romantischsten Dinner, das ich jemals erleben durfte.
Als wir das Lokal verlassen, lächelt Jana. » Jungs! Mechthild und ich machen kurz einen Abstecher auf den Nachtmarkt.«
» Genau, mal eben nach einheimischen Nützlichkeiten schauen«, freut die sich mit.
Nach meiner Erfahrung werden die zu Hause allerdings rasch zu Nutzlosigkeiten, ob handgeflochtener Korb, Batik-Strandtuch oder gewebter Teppich. Ich habe noch eine Flasche Raki aus meinem Türkeiurlaub 1994 im Keller liegen. Unangebrochen.
» Ja gut, wir gehen schon mal vor«, entscheidet Kurt kurzerhand, weil er mit Harald und mir noch ein Tagesabschlussbier trinken will.
Schade, die Theke in unserem Hotel ist um 22 Uhr bereits hochgeklappt. Ich muss mal, will aber nicht hoch ins Zimmer, frage also an der Rezeption nach der nächsten Toilette. Doch der Nachtwächter versteht mich nicht richtig. Ganz falsch sogar, weil er mir eine Rolle rosa Klopapier gibt. Was soll ich denn damit? Ich drehe die Rolle in den Händen.
» Ja kommt, dann ziehen wir eben einen Block weiter.« Kurt will nicht auf das Wegbier in den Schlaf verzichten.
Eine Bar mit grünen Lichtschlangen blinkt uns entgegen, 200 Meter die Straße hinunter. Die ist richtig, da wird’s auch Toiletten geben. Zwei Häuser vor dem Ziel läuft uns Antje über den Weg.
» Andi, wohin mit dem Papier?« Sie kann nicht glauben, dass ich eine Klorolle spazieren führe.
Ich kann’s ja selbst nicht glauben.
» Wir gehen jetzt zu den Nutten.« Ich spreche einfach aus, was mir spontan einfällt.
Antje geht unaufgeregt weiter, als würde sie solche bedeutungsblanken Sprüche von mir kennen.
Man kann auch draußen vor der Bar sitzen. Nicht auf kleinen Plastikstühlen wie in Vietnam, sondern in gemütlichen Korbsesseln, in die wir uns gerne fallen lassen. Harald rechnet fix die Getränkepreise um und blickt erstaunt von der Karte auf. » Die haben ja fast deutsches Preisniveau.«
» Und wenn schon, für das eine Bier.« Kurt schwitzt und ist zufrieden, dass er sitzt.
Er legt seine Kappe auf den Tisch,
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