Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
Vom Netzwerk:
kann. Du, die Hilfsorganisationen waren sogar dafür, aber die kambodschanische Regierung hat die Veranstaltung als menschenunwürdig angesehen und dann doch noch gestoppt.«
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
    » Also, wegen der Bar gestern …«, setzt Harald hastig wieder an.
    » Moment, nun guck dir das an!« Ich bin vor einem Internetcafé stehen geblieben und deute durch den Eingang.
    » Jeder Bildschirm von Teenies besetzt. Aber Internet, von wegen, die sitzen alle vor Ballerspielen! Hm, vielleicht gibt es eine Vietcong-Version, in der Amis abgeknallt werden?«
    » Mag sein, Andi, aber …«
    » Was denn, du interessierst dich doch sonst für alles?«
    » Schon, nur gestern in der Bar …«
    » Tolle Frauen, Harald, ja-ha!«
    Wir biegen auf die Mekong-Promenade ein, unsere Straßenseite liegt zum Glück im Schatten.
    » Haben sie deinen Schirm gefunden?«
    » Nicht meinen Schirm … meinen Ständer!« Stolz schiebt er sein Becken vor. Das findet er tatsächlich lustig.
    » Nee, echt jetzt? Du hast …«
    » Ja! Tschaka tschaka! Frag nicht nach Sonnenschein …«
    » Ich frag gar nicht, Harald. Erspar mir die Details.«
    » Hab ich zu ihr gesagt: Willst du wirklich was erleben, tu ich dir mein Rohr verlegen!«
    Porno-Poesie, auch das noch. Ich schnaufe vor mich hin. Kerl, Harald. Da ist er echt noch mal zurückgegangen, um sich die Leidenschaft aus den Lenden melken zu lassen. Nun ja, für seinen Lümmel sicherlich kein Einmarsch – eher eine Befreiungsaktion.
    » Nun sag doch was, Andi.«
    Was soll ich dazu noch sagen? » Gut gebrüllt, Möwe.«
    » Ich hab mir auch extra eine Quittung ausstellen lassen.«
    » Willst du’s etwa von der Steuer absetzen?«, wundere ich mich.
    » Ach was, nur so als Erinnerung, dass ich da war. Wobei, hm … warum eigentlich nicht, vielleicht im Formularfeld ›außerordentliche Zuwendung‹.«
    » Außerordentliche Zuwendung? Irre, noch irrer, Harald.«
    » Ja, ne? Ich kann echt ein verrückter Vogel sein! Du, auch mein Girl meinte …«
    » Das war kein Kompliment.«
    » Ach komm, lass mich doch erzählen! Sie, also du weißt schon, die junge Hüpferin, die mir auf den Beinen saß, schien mir noch nicht so erfahren. Gut, das war ich vorher auch nicht, eigentlich gar nicht … na egal. Jedenfalls hat mir die Kleine die Hose ausgezogen …«
    » Harald, ich bin noch da!«
    » … ja, und dann hat sie auf mein bestes Stück gepustet. Minutenlang. Irgendwann habe ich gesagt: ›Ich glaube, er ist jetzt abgekühlt. Du kannst ihn in den Mund nehmen.‹«
    Der Blick aus dem Kaffeehaus im ersten Stock hat etwas Einlullendes. Einfach nur dasitzen und gucken, schön stumpf. Auf dem Mekong treiben die Ausflugsboote mit dem Strom, ein Elefant wird auf der Straße unter uns vorbeigeführt.
    Meine Augen schweifen umher. Einen Bistrotisch weiter sitzt ein unangenehmer Typ. Die verbliebenen Haare kleben ihm im verschwitzten Nacken. Vermutlich ein Brite, etwa Mitte 50, im Gespräch mit einer hübschen Kambodschanerin. Sie ist Anfang 20, höchstens, und er hat sie sich wohl vorher im Katalog ausgesucht. Wie sein Jackett, das schlecht sitzt. Zu Hause ist er wahrscheinlich ein Handelsvertreter, der im Pub mit Dartpfeilen wirft. Als er ihr unbeholfen ans Bein grapscht, flüchtet sie sich in ein Handygespräch.
    » Siehste, Harald! Willst du etwa auch als so eine Schmierwurst enden?«
    Harald hat die Szene offenbar nicht verfolgt, im Gegenteil, er strotzt immer noch vor neuem Selbstbewusstsein. » Du, vorhin habe ich noch einige Seiten im Buch von Scholl-Latour gelesen. Über im Vietnamkrieg abgeschossene US -Piloten, von denen im Dschungel jede Spur fehlte. Ihre Ehefrauen haben direkt vor Ort nach ihren Männern geforscht, zumeist vergeblich. Einige der Amerikanerinnen wurden von anderen Fliegern getröstet.«
    Harald setzt mit Zeige- und Mittelfingern Anführungszeichen in die Luft. » Getröstet … is klar. Unglaublich, sinngemäß steht da, dass der eine oder andere US -Soldat wohl des reichlichen Angebots an gelber Haut überdrüssig war und mal wieder ein Stück Heimat unter sich spüren wollte.«
    Okay Harald, jetzt ist das Thema wirklich durch.
    Nein, ist es nicht. Zumindest nicht beim Dinner, als wir im Garten eines kleinen Restaurants alle an einem großen Tisch sitzen. Ringsum blühen Rosensträucher, Jana ist im Gespräch weniger blumig. Sie regt sich auf, als Vera den Sextourismus anspricht.
    » Das Problem hat sich von Thailand nach Kambodscha verlagert. Ist es nicht ein

Weitere Kostenlose Bücher