Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
Vom Netzwerk:
mich schon wegdrehen, um mir keinen bösen Blick oder Kommentar einzufangen.
    » Tut mir leid«, sagt Jana unvermittelt.
    » Nö, wieso? Ist doch klasse, dass du wie ein Reiseführer-Hörbuch bist. Nur hier …«
    » Es tut mir leid, dass ich dich vor der Bar so angefahren habe. Da habe ich überreagiert. Ich konnte es einfach nicht ertragen, dich bei den jungen Mädchen zu sehen.«
    Oh, das ist jetzt wirklich süß. Sie sagt das mit einer sanften Zuneigung, die mich berührt. So sehr berührt, dass ich mich wieder ungelenk in Witzeleien flüchte.
    » Öhm, darf ich dir meinen Elefanten schenken? Frisch aus dem Dschungelbuch und mit noch mehr ›Törööö‹ als Benjamin Blümchen.«
    » Hoffentlich hält er sich von Porzellanläden fern. Danke, ich steh mehr auf Schildkröten«, antwortet Jana charmant und geht zu den klapprigen Verkaufstischen.
    Ich lächle ihr hinterher. Ihr, dem Sinnbild meiner Sehnsucht. Selbst wenn das jetzt übertrieben klingt, in meinem Kopf werde ich das ja wohl noch dürfen.
    » Mund zu, Andi«, sagt Kristin gespielt missbilligend.
    Meine Kieferknochen klappen aufeinander, ich staune eben gerne. » Die Landschaft hier …«
    » Du hast Jana angestarrt.«
    Ja, sie auch.
    » Sie tut dir nicht gut«, stellt Kristin fest. » Dich hat man doch schon schwer genug enttäuscht.«
    Warum sollte Jana das tun? Und wenn, kommt es auf das eine Mal auch nicht mehr an.
    » Was denn, ich denke, ihr wollt mich unterstützen?«
    Kristin tätschelt den Kopf eines kleinen Jungen, der ihr einen weißen Marmorbuddha hinhält. » Warum hast du dich gestern von Jana so vorführen lassen?«
    » Quatsch, läuft doch alles.«
    » Ich würde die Finger von ihr lassen. Du hast doch eh noch die Kim im Kopf.«
    Nö, stimmt doch gar nicht. Meine Gedanken gelten jetzt Jana, und das fühlt sich auch viel besser an.
    Es ist wirklich so, als wäre die Straße aus dem Dschungelbuch, alle paar Kilometer blättert sie eine neue Seite auf: In der Ortschaft Kampong Kdei steht eine Khmer-Brücke aus dem sechsten Jahrhundert, die sich – nach so langer Dienstzeit – immer noch wie selbstverständlich über ein gelbes Flussrinnsal buckelt. Als Brückengeländer heben siebenköpfige Schlangen-Gottheiten ihr arg verwittertes Haupt aus der Sandsteinbalustrade.
    Auf den weiteren Kilometern ist die Piste asphaltiert, glatt geschliffen wie eine Marmorplatte. Erstaunlich, sind wir doch nicht auf dem Highway to Helgoland – sondern der Nationalstraße 6 nach Siem Reap.
    » Wie gesagt, diese Kleinstadt ist der touristische Ausgangsort für Angkor Wat, die gigantische Tempelanlage erstreckt sich nur sechs Kilometer von hier.« Jana steckt das Mikro zurück in die Halterung.
    35 Grad und über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, da schwitzen selbst die Eiswürfel im Willkommensdrink. Der Schweiß tropft nicht, er plätschert von den Gesichtern, als wir unser Gepäck aus dem Bus ins Hotelfoyer hieven. Ein Sauna-Aufguss wäre dagegen eine Erfrischung.
    In der dritten und damit obersten Hoteletage zieht die Wärme nur langsam ab. Zu unseren Zimmern gelangt man nur über einen überdachten Anbau. Nach links blickt man über eine kleine Mauer ins Freie, die andere Seite begrenzt eine eingezogene Holzwand. Die Tür darin führt wohl zu einem Speicherraum. Nach dem Duschen fühle ich mich erholter, ich stütze meine Hände auf den glatten Mauerstein und starre vorgebeugt über die Dächer des staubigen Ortes. Entspannend ist das, ich denke an nichts, sauge einfach nur die ofenwarme Luft ein. Sie ist dick, schmeckt ein wenig modrig, aber nicht schlecht. Gehaltvoll. Verheißend.
    » Na, an was denkst du gerade?« Jana ist die Stufen hochgeschlichen und hat sich unmerklich neben mich gestellt.
    Sie weckt mich aus meinem Tagtraum, und noch ehe ich mich orientieren kann, schmiegt sie sich an mich und küsst mich leidenschaftlich. Völlig baff schiele ich ihre geschlossenen Augen an. Doch dann steigert sich meine Basisbegierde, oh ja, sehr rasant zum nächsten Lustlevel. Immer intensiver wirbeln ihre Lippen auf meinen, ihre Zunge schlägt wie ein Blitz in meinem Mund ein, heiß und schlängelnd sucht sie sich ihren Weg. Ein äußerst angenehmes Gefühl durchzuckt mich, alle meine Sinne empfangen ihre fiebrige Schwüle, die ein züngelndes Gewitter zwischen unseren Mündern entfacht. Der polternde Donner lässt nicht lange auf sich warten … oh.
    Das ist kein Donner, das sind Schritte auf der Treppe. Und Stimmen. Sven. Walter.
    Jana, wie hitzig! Es scheint sie

Weitere Kostenlose Bücher