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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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Löwen.
    » Toll, der Sven!« Mutti begrüßt ihn auf dem letzten freien Platz neben sich.
    » Sind die auch frisch?«, fragt Walter, als ein Vietnamese beeindruckende Platten mit Tintenfischen und Scampi aufträgt.
    » Hoffentlich, eine Tiefkühltruhe habe ich an Bord nirgends gesehen.« Ich rümpfe die Nase.
    » Ach kommt, das haben die doch eben erst gefangen«, sagt Jana verwundert.
    Manchmal versteht sie unseren Humor einfach nicht.
    Antje reicht Jana den Reis über den Tisch. » Also, mir wären die Vietnamesen als Männer ja zu klein.« Dabei wirft sie Kristin einen vielsagenden Blick zu. » Jana, was meinst du?«
    » Ich mag auch eher größere Männer.« Walter hebt einen Zeigefinger, wie in der Schule.
    » Auf was für Typen stehst du denn so?«, fragt Kristin nach. Hm, was soll das denn jetzt?
    » Walter, willst du etwas dazu sagen?«, fragt Antje.
    » Ich möchte mich offiziell als Verehrer anmelden!«
    » Danke, wie süß.« Jana fühlt sich richtig geschmeichelt.
    » Mal ernsthaft, Jana, was für Typen interessieren dich?« Kristin fragt nicht. Sie bohrt.
    Ich knalle eine Faust auf den Tisch.
    » Schluss jetzt! Schnauze, Schwestern! Und du, Jana, brauchst erst gar nicht zu antworten. Aus! Nichts gegen dich persönlich, aber du passt nicht in mein Beuteschema. Fertig!«
    Käpt’n Jack Andi Sparrow hat gesprochen, und er war gut! Walter steht der Mund offen, ein Stück Scampi steckt noch zwischen seinen Vorderzähnen. Jana öffnet kurz die Lippen, sagt dann aber doch nichts.
    » Spinnst du?«, zischt Kristin zurück.
    Kristin und Antje finden es wohl furchtbar lustig, Jana zu meiner Piratenbraut machen zu wollen. Aber hier wird nicht Fluch der Karibik gespielt, sondern Fluch der Familie! Außerdem habe ich noch Tierschnaps intus, ich bin daher leicht erregbar!
    » Bist du eigentlich immer so barsch?«, fragt Jana jetzt verwundert.
    » Er ist nicht Barsch, er ist Hai«, albert Walter, der die Situation nicht erkennt, zumindest nicht den Ernst der Lage. Jetzt will er mir auch noch »High Five« geben. Walter ist mein Kumpel, also schlage ich ein.
    Das Essen endet in betretenem Schweigen.
    » Walter, mein Kindskopf, kommst du mal«, fragt Vera, die er am Nebentisch sitzen gelassen hat.
    Auch Jana steht auf. » Nun, es war nett mit euch. Übrigens habe ich nie gesagt, dass ich eine Beute bin.«
    Ich sehe, wie Sven von Mutti zugetextet wird. Sie hat also nichts mitbekommen.
    » Wie kann ich denn meinen Ernährungsplan durchhalten, wenn du dich hier vor meinen Augen vollstopfst!?«, pampt Antje plötzlich Kristin an.
    Ich brauche Luft, viel frische Luft. Als ich aus dem Speiseraum an Deck trete, weht mir eine Brise entgegen. Es ist windiger geworden, das dunkle Wasser schwappt drohend gegen die Bordwand, die Wogen rollen wie geballte Fäuste an.
    » Hör mal, Südchinesisches Meer, wenn du glaubst, mit Käpt’n Jack Andi Sparrow hadern zu können, dann … dann drehe ich dich auf Nord!«
    Ich schlappe runter zu meiner Kajüte. Ja, das war ein Urlaubstag, nur der Abend hätte idealer verlaufen können.
    Kurz vor meiner Tür erkenne ich schemenhaft die Gestalt, die sich über die Reling zu mir hinunterneigt. Janas Haar zeichnet sich vor dem Mondlicht ab.
    » Es sah lustig aus, wie du vorhin mit Walter die Dschunke umschmeißen wolltest.«
    Das hat sie nett gesagt, nun ist es also doch ein gelungener Urlaubstag. Wie schön, dass sie solche Späße versteht. Und ich sollte bedenken, dass ich kein schmieriger Seeräuber bin – sondern ein edler Pirat.

Samstag, 31. Januar
    PHALLUS-PHANTASIEN C
    Die frühe Sonne taucht die Halong-Bucht in ein warmweiches Licht, die Schatten der Nacht sind die Inselberge hinab ins Meer geglitten. An einem der Felsen legen wir an und laufen den steinigen Weg hoch zur riesigen Grotte Hang Dau Go. Wassertropfen ploppen auf den feucht glänzenden Fels.
    » Ja leck mich doch, hier fühlt man sich ja wie ein Neandertaler!« Kurt nimmt die Kappe vom Kopf, seine Verwunderung echot durch die Höhlen-Halle.
    » Sollte dir nicht schwerfallen«, kommentiert Mechthild, obwohl sie gerade mit Mutti im Gespräch ist.
    Kurt steckt sich eine Zigarette in den Mund. » He, Keule, mach mal Feuer.«
    Schwache Lichtbündel fallen in die Grotte ein, der Fels schimmert matt lila bis leuchtend orange. Schon die Steinzeitmenschen sollen hier drin gehaust haben. Die hatten ein so gutes Leben, was die nicht alles durften: das Mammut ausrotten, die Frau an den Haaren ziehen, monatelang nicht rasieren. Na klar

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