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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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einfach, Andi. Ich habe keine Lust mehr auf so ’ne Liebe light zwischen Tür und Angel. Zwischen Peru und Bolivien, zwischen Vietnam und Kambodscha oder wo auch immer«, ereifert sie sich. Ups, wenn das Sven wüsste! » Mit solchen Urlaubsaffären bin ich zu oft auf die Schnauze gefallen, das brauche ich nicht mehr. Und nach der Reise sind die Männer weg. Zwangsläufig.«
    » Ja gut, und du auch.«
    » Klar, so ist nun mal der Job. Diese Tour läuft noch 19 Tage, direkt danach geht’s weiter. Vier Wochen Australien.« Jana legt die Füße aufs Geländer und faltet ihre Hände auf dem Bauch.
    » Schon nervig, dass Beziehungen so oft nicht funktionieren«, sage ich. » Sieh mal, bei den Präriewüstenmäusen, da ist es ganz anders.«
    » Bei den Präriewüstenmäusen?« Jana rutscht im Stuhl etwas höher.
    » Ja, die Pärchen sind so verliebt und aufeinander fixiert, dass sie sich total treu bleiben, pausenlos miteinander kuscheln und alle anderen Anwärter in die Flucht schlagen. Pure Leidenschaft, das ist das Geheimnis ihrer Bindung.« Jana schaut gebannt. »Du, deren erster Sex dauert 24 Stunden! Die Glückshormone drehen dabei derart durch, dass die beiden dann praktisch süchtig nacheinander sind.«
    » 24 Stunden? Da hat man ja gar keine Privatsphäre mehr«, schmunzelt Jana. » Tja, da sieht man’s: Beziehungen klappen selbst bei Tieren besser.«
    » Sogar bei Schweinen!«, ergänze ich.
    Jetzt müssen wir beide lachen, befreiend irgendwie.
    » Huhu, Andi, da bist du«, ruft meine Mutter vom Nachbarbalkon und zwinkert mir zu. » Ich habe dich schon überall gesucht. Komisch, bei uns kommt nur kaltes Wasser aus dem Hahn. Kannst du mal gucken? Huhu, Jana!«
    » Nein, du störst überhaupt nicht. Ich komme gleich«, seufze ich.
    Erst erpresst sie meine Entschuldigung, jetzt kontrolliert sie mich dabei! Meine Mutter ist eine merkwürdige Frau.
    Jana streckt sich von ihrem Stuhl. » Schon in Ordnung, ich sollte jetzt auch noch ein bisschen was vorbereiten.«
    » Schönen Abend«, wünsche ich.
    Im Hotelflur atme ich erleichtert aus. Käpt’n Jack Andi Sparrow hat die Wogen geglättet!

Sonntag, 1. Februar
    PARFÜMFLUSS, VIETNAMKRIEG UND ROHES FLEISCH C
    So direkt nach dem Aufstehen ist unser Gepäck gar nicht mal leicht zu tragen. Als ich Muttis und meine Reisetaschen über den Gang zum Treppenhaus ziehe, öffnet sich rechts eine Zimmertür. Eine hübsche junge Vietnamesin küsst einen Mann zum Abschied.
    » Back to reception«, flüstert sie und huscht über den Gang. Er winkt ihr lässig hinterher.
    » Hi, Toni«, grüße ich.
    » Karma in the morning!«, feixt unser Guide zurück.
    Unglaublich, dieser Toni, in jedem Nest hat er ein Küken. Das, ja genau, das ist doch mal ein handfester Tipp, um Frauen rumzukriegen: »einen auf Karma-Kumpel machen«!
    Auf der Fahrt zum Flughafen bin ich von dieser Idee so maßlos überzeugt, dass ich mein Männermagazin hervorkrame und nach der Mailadresse der Redaktion blättre.
    Oh, das klingt ja interessant. Laut lese ich aus der Zeitschrift vor.
    » Hier, eine Umfrage: In welcher Stadt haben die Männer am längsten Sex?«
    » Mit oder ohne Frau?«, fragt Harald.
    Ich glaube, er meint das nicht als Witz.
    » Das kommt doch auf die zeitliche Definition an«, sagt Walter scheinbar nachdenklich. » Ist das Vorspiel mit drin – oder meinen die das ›ohne Anlauf‹?«
    Kurt macht ein wichtiges Gesicht und winkt ab. » Jungs, warum überhaupt hinauszögern!? Mal ehrlich, wie lang ist die Werbepause in der Sportschau ?«
    » Nach meiner Erfahrung nur ein Spot«, entgegnet Mechthild süffisant. » Wenn überhaupt.«
    » Wie, was soll das denn heißen?« Schwer zu sagen, ob Kurt verletzt oder ironisch reagiert.
    Mechthilds Antwort ist weniger an ihn als an den ganzen Bus gerichtet. » Das Einzige, was bei ihm problemlos erigiert, ist die Einbildung.«
    Stille im Bus, nur die monotonen Fahrgeräusche sind zu hören. Und Mutti, die an Waffelkeksen knabbert. Kurt würde vermutlich gerne im Asphalt versinken. Wenn nicht das Fahrgestell dazwischen wäre. Blöd jetzt, ich wollte Kurt doch nicht reinreiten.
    Da ich diese peinliche Stille verursacht habe, sollte ich sie auch beseitigen. Mit dem Handrücken haue ich in die Zeitschrift, so als wenn die etwas dafür könnte. »Ja, also, nach dieser Rangliste können jedenfalls die Männer in Erfurt am längsten.«
    Zunächst reagiert keiner, Kristin und Antje schütteln nur die Köpfe.
    Dann bricht ausgerechnet Sven das Schweigen. » Da

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