Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Abschirmung detonierten oder neben uns in die Fahrbahn schlugen, tauschten Taylor und Jill die Plätze. Sie bugsierte ihn irgendwie auf die Beifahrerseite, kletterte über ihn hinweg, während ich das Steuer hielt, und übernahm dann den Gleiter, der stabil auf seiner Bahn lag.
»Alles in Ordnung bei euch?«, rief Jennifer, die seitlich versetzt an unserem Heck klebte und eine Salve nach der anderen aus ihrem Feldwerfer nach hinten feuerte. Zwei der Verfolger hatte sie in der Zwischenzeit ausgeschaltet. Aber trotzdem wurden es immer mehr. Sie beeilten sich nicht, näher zu uns aufzuschließen. Fast konnte es scheinen, als spielten sie mit uns. Warum sollten sie auch ein größeres Risiko eingehen? Sie konnten in aller Ruhe warten, bis unser Treibstoff oder unsere Werferenergien am Ende waren oder bis wir uns in dem Labyrinth der Stadt, das sie besser kannten als wir, in eine Sackgasse manövriert hatten.
»Taylor ist getroffen«, antwortete ich. »Der Arm, den er schon einmal drangegeben hat.«
In dieser Koinzidenz lag beinahe etwas Komisches. Es war eine Wiederholung. Alles wiederholte sich. Das ganze war ein Albtraum, bei dem dieselbe aussichtslose und verfahrene Szene wieder und wieder ablief. Nur dass es kein Erwachen gab.
Indem wir nach hinten feuerten, bemerkten wir irgendwann ein Schild, das in dieser Richtung zum Zentrum wies. Wir waren also ohne Absicht auf eine der Ausfallstraßen gelangt, die von der City wegführten.
»Sehr gut«, sagte Jennifer. Obwohl sie ganz leise sprach, hörte ich ihre Worte direkt an meinem Ohr.
Wir wandten uns um und sahen nach vorne. Wir fuhren genau nach Westen. Die graue kalte Sonne sank allmählich vor uns hinab. Es war Nachmittag in Sina City. In kurzer Zeit würde die Dämmerung über diese Breiten hereinbrechen.
»Links«, rief Jennifer irgendwann. Sie hatte ein Symbol für Hafen entdeckt, das in dieser Richtung wies. In letzter Sekunde warf Jill den Gleiter herum, dass Taylor gequält aufstöhnte, und bog in die schmale Straße ein, die zwischen rostigen Fabrikruinen und stillgelegten Förderanlagen, zwischen maroden Raffinerien und alten Silos dahinführte. Schon zuvor war uns aufgefallen, dass unsere Verfolger sich allmählich zurückfallen ließen. Sie vergrößerten den Abstand zwischen sich und uns und gaben nur noch sporadisch vereinzelte Schüsse ab. Auch Jennifer beschränkte sich darauf, in regelmäßigen Intervallen kurze prägnante Werferstöße nach hinten zu schicken, um zu verhindern, dass sie übermütig wurden. Je tiefer wir jetzt in das brüchige Hafenviertel einfuhren, umso weiter blieben sie zurück. Und schließlich sahen wir, wie sie ihre Verfolgung einstellten. Sie drosselten ihre Gleiter, blickten uns noch eine Weile unschlüssig nach und kehrten dann um.
»Wir haben sie abgeschüttelt«, sagte Lambert ungläubig, die den Vorgang auf dem Monitor der rückwärtigen Kamera mitverfolgt hatte.
Eine Weile fuhren wir schweigend weiter. Dann begannen wir, nach einem Unterschlupf Ausschau zu halten. Die Anspannung löste sich nur allmählich. Immer noch rechnete ich damit, aus einer Seitenstraße oder aus einer der zerborstenen Fensterhöhlen attackiert zu werden. Bestimmt hatten sie uns nur in eine weitere Falle gelockt. War es denkbar, dass sie das Interesse an uns verloren hatten?
»Wisst ihr, woran mich das erinnert«, meinte Jennifer, die sich hinter uns eingefädelt hatte und gemächlich dahintuckerte. »An Hyänen. Sie hetzen dich stundenlang, aber sie geben auf, wenn sie sich dem Revier des Löwen nähern.«
Ich sicherte die Umgebung abwechselnd nach vorne und nach hinten. Dabei zwang ich mich, nicht nachlässig zu werden, obwohl die Entspannung sich meldete und das große Aufatmen nach der bestandenen Stresssituation in Aussicht stellte. Das graue Zwielicht, das in diesen düsteren Arealen herrschte, narrte die Wahrnehmung noch mehr als die Erschöpfung. War da nicht etwas durch die Seitenstraße gehuscht, an der wir vorübergeglitten waren?! Zuckte dort nicht eine Bewegung durch eine Toreinfahrt? Drangen nicht Geräusche und sonderbare Schatten aus dieser Industrieruine?
»Was war das«, zischte Lambert plötzlich. »Habt ihr das gesehen?«
»Nicht anhalten«, sagte Jennifer beschwörend.
Aber wir mussten anhalten. Unser Treibstoff ging zur Neige, und wir mussten uns um Taylor kümmern, der schwerer verletzt zu sein schien, als es der Umstand, dass er an dem getroffenen Arm eine Prothese getragen hatte, zunächst vermuten ließ.
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