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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Gläser.
    »Diesmal aber wirklich auf mich«, sagte sie fröhlich. Sie nahm unaufgefordert Platz. Laertes sah, dass sie sich selbst einen bonbonbunten Modedrink gemixt hatte. Sie hob den Kelch und prostete den beiden Männern gutgelaunt zu. Während Laertes und Wiszewsky überfahren an ihren Gläsern nippten, zündete sie sich eine Qat-Zigarette an. Sie hielt das Päckchen den beiden Alten vor die Nase, aber die lehnten dankend ab. Daraufhin inhalierte sie tief, schloss genießerisch die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Rauch langsam durch die halbgeöffneten Lippen ausströmen. Laertes berauschte sich am Anblick ihres goldschimmernden Haars, das leuchtend über die Schulterstücke ihrer weißen Uniform flutete. Nach dem dritten Zug öffnete sie die Augen wieder und blinzelte die beiden Männer herausfordernd an.
    »Was machen Sie eigentlich später am Abend noch?«, fragte sie.
     
    *
     
    Es waren Tloxi. Ihre Zahl war nicht abzuschätzen. Aber vermutlich war es nur ein kleiner Teil dieses Volkes, das von den Sinesern in eiserner Knechtschaft gehalten wurde. Wir wussten, dass ihre Zahl die ihrer Zwingherren um ein Vielfaches überstieg. Und sie verrichteten sämtliche Arbeiten. Sie fertigten Feldgeneratoren und Uniformen, sie bauten die großen Schiffe und die gewaltigen Warpspulen. Sie errichteten die kilometerhohen Gebäude und spannten die breiten Brücken über den Sin River. Sie schürften die Rohstoffe dieser Welt und beuteten hunderte anderer Welten im Auftrag ihrer Unterdrücker aus. Sie säuberten die Städte, bauten, überwachten und warteten die großen Synthesefabriken und Recyclingstationen. Sie arbeiteten in den gefährlichen Plasmadestillatoren und schufteten auf Monden, in Bergwerken, in der Schwerelosigkeit und in mörderischen Strahlungsgürteln. Das alles taten sie gewissenhaft, fleißig, fehlerfrei und sauber. Sie erhielten keinen Dank und keinen anderen Lohn als das nackte Dasein, das sie in den riesigen Quartieren der Vorstädte fristeten. Sie hatten keinen Zugang zur Flotte und zum Militär. Waffen und Munition waren für sie tabu. Sie waren von der politischen Macht ausgeschlossen und hatten keinerlei Mitspracherecht. Sie waren genügsam und desinteressiert, dröge und anonym, so aufopferungsvoll wie Ameisen und so unpersönlich wie Roboter.
    »Tloxi«, sagte Jennifer leise über die lokale Kommunikation.
    Sie hatte den Feldgenerator ihres einsitzigen Gleiters ausgeschaltet und musterte aufmerksam die tausendköpfige Masse, die unser abwartendes Schweigen ausdauernd erwiderte. Jeder unserer Bewegungen folgten unzählige Augenpaare. Die metallischroten Köpfe, deren Haar aus blanken Kupferdrähten gefertigt zu sein schien, richteten sich synchron nach uns aus. Ihre schmächtigen Leiber steckten in blauen Kitteln, die aus grobem Sackleinen geschneidert waren.
    Lambert hatte die Hand an der Zündung unseres Gleiters, schreckte aber davor zurück, den Motor abzustellen. »Sind sie – Cyborgs?«, fragte sie flüsternd.
    Taylor richtete sich gequält in seinem Sitz auf. Er presste die rechte Hand um die zerfetzte linke Schulter. Aber auch er wagte kein Wort zu sagen. Selbst sein schmerzverzerrtes Atmen ging stiller, seit wir auf die Bewohner dieser unterirdischen Gewölbe gestoßen waren.
    »Man sagt so«, gab ich gedämpft zurück, ohne unsere Beobachter aus den Augen zu lassen. »Aber sie sollen auch biologische Organe haben. Man sagt ihnen Bewusstsein und so etwas wie eine Seele nach.«
    Jennifer stieg von ihrem Gleiter. Sie machte ein paar Schritte auf die dichte Front der Tloxi zu, die geschlossen zurückwich, nahm ihren Helm ab und schüttelte das Haar auf. Die Tloxi waren völlig synchron, wie ferngesteuert, auseinander getreten. Sie bildeten in ihrer vordersten Reihe einen Halbkreis. Eine Million grüner Pupillen heftete sich auf ihre dunkelblonde Mähne, auf den schmutzigweißen Helm, den sie unter den linken Arm klemmte, auf den Feldwerfer, den sie bis zum letzten Elektron leergeschossen hatte und jetzt lässig über das Steuer ihres Einsitzers hängte. Ich hatte das Gefühl, sie würde von einer Million miteinander verknüpfter Scanner bis auf die letzte Zelle und das letzte Molekül durchleuchtet.
    »Sei vorsichtig«, sagte ich leise. »Noch wissen wir nicht ...«
    Aber ich kam nicht dazu, meine Warnung auszuführen. Während Jennifer die Handschuhe auszog und langsam ein paar Schritte auf die neugierigen, ihrerseits vollkommen furchtlos wirkenden Wesen zuging, hörte

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