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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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dahingestellt sein«, sagte Jennifer rasch, aber in bemerkenswert ruhigem Ton. »Wir sind bereit, Ihnen zu vertrauen. Die Details können wir später regeln.«
    Der Tloxi und seine zehntausend Kopien hatten die Gesichter staunend auf sie gerichtet. Sie schienen darüber zu grübeln, wer bei uns das Sagen hatte. Offenbar kannte sie nur Anonymität oder straffe Hierarchie. Ich vermutete, dass die Rolle des Sprechers zu ersterer gehörte, dass seine Identität zufällig war. Aber dass wir weder identisch waren, noch festgelegte Rollen übernahmen, schien sie zu verwirren. Wir waren ein Team, in diesem Fall sogar ein Paar. Das waren Dinge, die im Weltbild der Tloxi nicht vorzukommen schienen. Vielleicht konnte es nicht schaden, unsere Andersartigkeit ein wenig zu betonen. Ihre Überlegenheit in Fragen der Sinnesausstattung und der Organisation konnte sich ruhig an einigen Geheimnissen abarbeiten, die unsere sozialen Strukturen für sie darstellten.
    »Wie Sie wünschen«, sagte der Tloxi gleichmütig. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, was unser Verhältnis zu den Sinesern angeht. Wir sind bereit, diese Koexistenz aufzugeben, wenn sich der rechte Anlass bietet.«
    Das war markig. Ich war, zu diesem Zeitpunkt zumindest, nicht bereit, etwas darauf zu geben. Für einige Sekunden bohrten sich die aus Metall gestanzten Irisringe in meinen Blick.
    »Wir sind sehr erschöpft«, gestand ich. »Und ich würde gerne nach Lieutenant Taylor sehen.«
    Der Tloxi nickte. Seine Zwillinge öffneten wieder eine Gasse. Der Sprecher komplimentierte uns nach hinten, in die dunkle Tiefe der Halle, deren Dimensionen im Moment nicht abzuschätzen waren. Aber vielleicht war es auch schon ein anderer, der sich aus der anonymen Masse gelöst und die Position des Repräsentanten eingenommen hatte.
     
    Taylor war blass. Der Tod hauste in seinen unterlaufenen Augen und den eingefallenen Wangen. Aber er lächelte tapfer und hob die Rechte zu einer angedeuteten Begrüßung. Er lehnte gegen Lambert, deren Gesicht grün war und auf deren Lippen ein schleimiger Überzug von Erbrochenem glänzte. Auch sie trotzte sich ein gequältes Grinsen ab. Die Tloxi machten uns Platz und erweiterten den Kreis, den sie um die beiden gebildet hatten, sodass wir uns ungestört zu ihnen setzen konnten. Taylor bot ein Bild des Grauens. Die Tloxi hatten ihm den linken Arm abgenommen. Der nackte Schulterknochen stand aus seiner Seite hervor. Aber die Blutung war gestillt. Eine glasige Substanz hatte die Wunde kauterisiert. Sie hatten sogar das Blut von seiner Uniform gewaschen, die sie großzügig vom Kragen bis zur Taille aufgeschnitten hatten. Die synthetischen Bestandteile seines Unterarms lagen, säuberlich gereinigt, neben ihm. Stahlschienen aus gehärtetem Titan, Steuerungskabel, elektronische Servos, Quantenchips. Den Oberarmknochen hatte man pietätvoll entfernt. Irgendwie schienen die Tloxi geahnt zu haben, dass die Überreste einer Prothese von uns als weniger abstoßend empfunden wurden als unsere eigenen physischen Bestandteile. Taylors Equipment, sein Sauerstofftornister, sein MasterBoard, sein Handflammer und die sonstigen Instrumente, lagen ebenfalls in seiner Nähe, als lege man wert darauf, zu zeigen, dass nichts abhanden gekommen war. Aber es war auch zu sehen, dass alles gereinigt, durchgecheckt und inspiziert worden war.
    Ich bemühte mich, den Blick nicht zu manisch auf Taylors furchtbare Verwundung zu heften.
    »Das Schlimmste war der Koordinator«, sagte er, unserer Erkundigung nach seinem Befinden zuvorkommend. »Der Chip, der die Impulse meiner Neuronen in die Befehle für die Steuerung der Prothese übersetzte und umgekehrt. Das Scheißding registrierte, dass etwas nicht stimmte, und bombardierte mich mit Nervenreizungen. Es war, als würde mein Arm durch den Fleischwolf gedreht und ich hätte von jeder einzelnen Zelle ein Bewusstsein. Solche Schmerzen habe ich noch nicht erlebt.«
    Lambert grinste maskenhaft vor sich hin und vermied es zur Seite zu sehen.
    »Jill hat gekotzt, als sie mir den Arm herausdrehten«, lachte Taylor freimütig, »aber als der Schmerz nachließ, war es die größte Wohltat, die ein barmherziges Wesen einem anderen antun konnte.«
    Er schien Kraft aus seinem erschütternden Bericht zu ziehen. Lambert dagegen wurde wieder leichenblass.
    »Ist gut jetzt«, sagte sie matt. »Du hast es hinter dir.«
    »Dann sind Sie wohl fürs erste außer Gefecht«, stellte Jennifer nüchtern fest.
    Jill lachte hysterisch auf. Sie warf ihr

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