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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Bettes und sah auf mich herab. Und dann geschah etwas sehr Seltsames. Sie streifte das Badetuch ab, in das sie eingeschlungen gewesen war, und warf es fort. Splitternackt zog sie meine erstaunten Blicke auf sich.
    »Was glotzt du so«, fuhr sie mich an, als ich mit Wehmut ihre vollendeten Formen betrachtete und mir keine geistreiche Entgegnung einfiel. »Offensichtlich bedeutet dir dieser Anblick nichts mehr. Sie ist wohl besser gebaut? Vermutlich könnte sie deine Tochter sein?!«
    Ich setzte mich ruckartig auf und wandte mich von ihr ab. »Jennifer«, rief ich. »Bitte ...«
    Mit verächtlichem Lachen warf sie sich herum. Sie hob das Tuch auf und brachte es in die Nasszelle zurück. Als sie zurückkam, trug sie einen Pyjama und hatte das Haar für die Nacht gebündelt. Sie schlüpfte auf ihre Seite des Bettes und schlief augenblicklich ein. Ich saß auf der Bettkante und sah durch das Fenster in den Raum hinaus. Genau gegenüber trieb die schimmernde Box des Kleinen Drohnendecks. Eines der Hangartore hatte sich gerade geöffnet. Eine automatische Sonde schoss heraus, drehte bei, warf sich der gewölbten Planetenfläche entgegen und trat wenig später mit glühendem Schweif in die Atmosphäre ein.
     
    Die ENTHYMESIS löste die Gravitationskupplung, schwebte auf und schob sich bei Kleiner Fahrt langsam auf die geöffneten Hangartore zu.
    Ich stand auf der Brücke und fragte den Status ab, wie ich es hunderte von Malen gemacht hatte. Jennifer saß am Hauptbedienplatz und antwortete rasch und präzise, wie sie es ebenfalls über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg verlässlich getan hatte.
    »Geschwindigkeit?«
    »Zwei Meter pro Sekunde.«
    »Beschleunigung?«
    »Dreißigtausend KaWe.«
    »Trimmung?«
    »Zehn Punkt sechs Komma dreiundzwanzig.«
    »Systemcheck?«
    »Einwandfrei ...«
    Dennoch war heute alles anders. Die Atmosphäre auf der Brücke schien aus flüssigem Sauerstoff zu bestehen. Jennifer funktionierte reibungslos wie ein Roboter. Ihre Ansagen waren in ihrer tonlosen Exaktheit nicht von denen der Schiffsautomatik zu unterscheiden. Lambert assistierte ihr auf der Position der Zweiten Pilotin. Auch sie ließ sich keine Emotionen anmerken. Reynolds saß auf einem der Plätze, die für Passagiere vorbehalten waren. Seine hagere Miene war eine Maske stoischer Schicksalsergebenheit. Den rückwärtigen Sessel des WO hatte Leutnant Taylor eingenommen, der als einziger vergnügt vor sich hinsah. Er war auch der einzige gewesen, der mich am Morgen fröhlich begrüßt hatte. Offensichtlich bekam er gar nicht mit, dass etwas nicht stimmte.
    »Park Off Completed«, meldete Jennifer mit kalter Automatik.
    »Voller Schub«, kommandierte ich mit fester Stimme. »Atmosphäreneintritt einleiten. Keine weiteren Meldungen mehr.«
    Ich suchte den Platz zwischen meinem alten und dem neuen WO auf, setzte mich und aktivierte die GraviGurte. Jennifer hatte listig gewartet, bis ich vor dem gravimetrischen Sessel stand, und dann volle Leistung auf das Haupttriebwerk gegeben. Ich wurde unsanft an meinen Platz gedrückt. Die Feldgeneratoren heulten entgeistert auf. Die Gravitationsgurte rasteten selbsttätig ein und pressten mich noch tiefer in die sensoriellen Polster.
    Dicht unter den Antennen und Aufbauten an der Bauchseite des Kleinen Drohnendecks schossen wir auf den Planeten zu, der friedlich dahinter schwebte. Die sichelförmige Nachtseite entschwand gerade zu unserer Linken. Es würde früher Vormittag Ortszeit sein. Jennifer und Lambert handelten jetzt selbstständig. Ein solcher Taxiflug war wirklich Routine. Ich musste nicht jedes Standardmanöver eigens ansagen. Die Zündung der Bremsraketen. Das Hochfahren der Abschirmung. Die Überwachung der Hitzeschilde. Die beiden Pilotinnen senkten die bullige Schnauze des Explorers in den Abstiegswinkel. Die schwarzen Stahlstreben wurden rotglühend. Für eine Minute hüllten Flammen die Aussicht ein. Dann zog Jennifer die Maschine wieder hoch und fuhr das Fahrwerk aus. Das vertraute Geräusch, mit dem die Landestelzen aus den Verankerungen schwenkten und hydraulisch einrasteten, war zu hören. Von außen würde es aussehen, als setzte ein sehr klobiger, sehr hässlicher Vogel zu Landung an – einer Hyäne mit kantigem Schädel ähnlicher als einem Aar – und strecke dazu die kräftigen Krallen vor.
    Mit bloßen Augen war schon die Station zu sehen, die die Pioniertrupps, unterstützt von Robotern, in den letzten Wochen aus dem Sand des Planeten gestampft hatten. Man konnte die

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