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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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in den letzten beiden Wörter rollte, hätte verführerisch sein können, wenn nicht aus jeder ihrer Regung so viel Dummheit gesprochen hätte.
    Wiszewskys schob sie zur Seite.
    »Um so mehr spricht dafür«, knurrte er, »dass wir uns die Chance nicht entgegen lassen.«
    Ich blies die Luft aus den Backen. Es war ja klar, dass er sich nicht in den Explorer setzen würde, um der Sache auf den Grund zu gehen, sondern dass das die alte leidgeprüfte ENTHYMESIS-Besatzung machen würde.
    »Mit Verlaub, Sir«, sagte ich. »Bis jetzt haben wir noch keine Anhaltspunkte dafür, dass es ungefährlich ist ...«
    »Norton«, machte er und zog die Brauen zusammen. »Sie enttäuschen mich. Wann wäre es jemals gefahrlos gewesen, zu was wir Sie und Ihre formidable Crew ausgesandt haben?«
    Svetlanas Miene dehnte sich zu einem schadenfrohen Grinsen.
    »Aber ich kann Sie beruhigen«, fuhr der Commodore fort. »Das Schiff reagiert nicht auf Funksignale. Es ist der Aufforderung, sich zu identifizieren nicht nachgekommen. Und es handelt sich nach allem, was wir seinen Beschriftungen und seiner Konstruktion entnehmen konnten, nicht um ein sinesisches Fabrikat!«
     
    »Gott, ist das Ding groß!« Jill nahm unwillkürlich die Hände von der Konsole und raufte sich das Haar.
    »Nicht größer als eines der großen Segmente der MARQUIS DE LAPLACE«, gab Jennifer zurück. Sie saß am Hauptbedienplatz der Ersten Pilotin und überwachte die Annäherung.
    »Aber die Masse!«, wagte Taylor vorzubringen, der den rückwärtigen Sitz des Wissenschaftlichen Offiziers eingenommen hatte.
    »Reaktorblock«, sagte Jennifer nur. Sie mahlte das Wort mit den Zähnen klein, während sie die letzten Koordinaten verifizierte und dann an die Automatik übergab.
    Vor einer Stunde hatte die ENTHYMESIS ihren Hangar im Großen Drohnendeck der MARQUIS DE LAPLACE verlassen. Nach einem Sprung über einige Lichtjahre fädelten wir uns jetzt in einen asymptotischen Kurs ein, der uns langsam an das fremde Schiff heranführen wurde. Die Distanz betrug einige Millionen Kilometer. Von der achteren Backbordseite schoben wir uns heran. Mit bloßen Augen war nichts zu erkennen, aber auf den Schirmen hatten wir das Schiff deutlich vor uns.
    Seine Abmessungen waren in der Tat beeindruckend. Das Schiff war deltaförmig, es hatte die Gestalt einer abgeplatteten, auf der Seite liegenden Pyramide. Die Schnauze lief spitz zu. Sie mündete in einen lang ausgezogenen Dorn, in dem vermutlich Antennen und andere Sensoren untergebracht waren und der mich unangenehm an den Rammsporn einer römischen Galeere erinnerte. Zum Heck hin verbreiterte sich die Struktur, sodass die Basis des Deltas beinahe einen Kilometer lang war. Das Schiff wurde nach hinten auch sehr klobig. War der eigentliche Bug nur fünfzig Meter hoch, wurde der Corpus schon von mehr als einhundert Decks gebildet, die sich zu treppenförmigen Aufbauten übereinanderschachtelten. Die höchsten Türme, die ich als die Brücke ansah, ragten mehr als einhundertfünfzig Decks über die Deltaflügel auf, unter denen sich der massige Rumpf noch um weitere fünfzig Decks nach unten fortsetzte. Trotz der gedrungenen Gestalt wirkte das Schiff beinahe aerodynamisch, wozu auch das elegante Leitwerk und die kraftvollen Triebwerke beitrugen, die in sechs Doppelreihen am Heck angebracht waren.
    Einzelne Aufbauten, die an Obelisken und Skulpturen erinnerten, wie auch die treppenförmig ansteigenden Decks des Mittelschiffs gaben ihm das Aussehen einer aztekischen Pyramide. Etwas ungemein Einschüchterndes ging von ihm aus, zu dem die schiere Masse und die exotische Fremdheit ineinander flossen. Welche Zivilisation mochte dieses Gefährt ersonnen haben? Auf welcher Welt, vor was für Abgründen von Zeit mochte es konstruiert, bemannt und auf seine jahrmillionenlange Reise geschickt worden sein. Denn es bestand kein Zweifel. Das Schiff musste seit Millionen Jahren den intergalaktischen Raum durchqueren.
     
    »Es strahlt so etwas Düsteres aus«, lamentierte Jill. »Wie die Ruine einer untergegangenen Kultur.« Sie sah sich nach Taylor um, der sich seiner Konsole widmete.
    »Halten Sie Ihre Phantasie im Zaum«, lächelte Jennifer. »Wenn es wirklich so lange unterwegs ist«, sagte sie, »müsste es sehr viel stärker verwittert sein. Kein Artefakt kann solange stabil sein. Allein schon die Strahlung ...«
    »Ganz offensichtlich ist es kein sinesisches Schiff«, sagte ich. »Uns steht also die erste Begegnung mit den Relikten einer

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