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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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bloß ein paarmal getroffen«, sagte ich schulterzuckend, »und es war immer ein Haufen Leute da. Er war nicht gerade gesprächig.«
    »Wie Dylan«, sagte Skye, setzte sich auf meinen Schoß und legte die Arme um mich.
    Stimmt. Dylan, Robertson, Grossman, Neuwirth, Warhol, Reed. All diese Typen, die einen Narren an der Idee gefressen hatten, dass Konversation so ziemlich die uncoolste Sache überhaupt sei. »Ja, scheint so«, sagte ich grinsend und zog ihr das Handtuch von den Schultern.
    Schließlich schleppten wir meine Matratze nach unten und machten es uns dort im Wohnzimmer gemütlich, sodass wir regelmäßig gucken konnten, was es Neues in Sachen Warhol gab, und nicht zu weit gehen mussten, um die Musik zu wechseln, einen Drink aus dem Kühlschrank oder noch etwas von dem Hackbraten aus dem Ofen zu holen, den ich gemacht hatte – wie Kinder, die sich ein Fort bauen.
    Als ich mitten in der Nacht aufwachte, badeten wir beide eng umschlungen im Flimmerlicht des Fernsehschirms. Eine ganze Zeit lang lag ich bloß da. Obwohl überglücklich, war ich mir bewusst, wie zerbrechlich dieses Glück vermutlich war, schließlich liebte Skye immer noch einen anderen. Ratlos, warum eigentlich passierte, was gerade passierte, krabbelte ich ans Ende der Matratze, um den Fernseher auszuschalten. Auf dem Bildschirm lungerte schon wieder ein Reporter vor dem Krankenhaus herum. Scheiße, dachte ich, der gute Andy ist eine echte Attraktion. Die ganz Nacht lang geht das jetzt schon so. Doch dann erkannte ich, dass das Krankenhaus ein anderes war – es standen Palmen davor. Dann zeigten sie Aufnahmen eines großen Hotels, des Ambassador. Wohin man auch sah: Polizeiwagen mit Blaulicht und überall Absperrband. Ich krabbelte näher ran, um den Ton lauter zu machen, und Skye drehte sich brummend um. Ein Sprecher kommentierte das Foto eines dunkelhäutigen, irgendwie arabisch aussehenden Mannes mit den Worten: »… hat drei Schüsse auf den Senator abgegeben. Die Polizei von Los Angeles hat Sirhan Sirhan, einen Araber palästinensischer Abstammung, inzwischen offiziell als einzigen Schützen identifiziert …« Es wurde zurück ins Studio geschaltet, wo der Nachrichtensprecher wie benommen auf seinen Monitor starrte und den Kopf schüttelte. Auf einem Foto in der rechten Ecke des Bildschirms blickte Senator Bobby Kennedy nachdenklich in die Ferne. »Skye«, flüsterte ich und rüttelte sie wach, »du wirst es nicht glauben.«

zwölf
    »Turn the stern, and point to shore …«
    Meine Arme hingen schlaff an den Seiten herunter, meine Hände steckten bis zu den Handgelenken im lauwarmen, klaren Wasser. Indem ich hin und wieder ein bisschen gegen die sanfte Strömung im Teich anpaddelte, hielt ich mich im Sonnenlicht, das in breiten Strahlen durch die Wipfel der hohen grünen Pinien brach. Das warme schwarze Gummi des Lkw-Schlauchs – Tommy hatte ein paar davon irgendwo aufgetrieben – in meinem Nacken, meinen Knien, meinen Achseln, hörte ich die anderen am Ufer lachen und herumalbern. Alex daddelte auf der Gitarre rum und spielte eine alberne Version von »Mrs. Robinson«, die Jungs hatten ein Feuer angezündet, über dem Skye und Jeannie Hühnchen und Würste grillten, deren verführerischen Duft die warme Brise nun zusammen mit dem von glimmenden Joints und Sonnencreme über das Wasser zu mir hinüberwehte.
    Mann, rund um Woodstock wimmelte es nur so von großartigen Schwimmteichen. Es gab Plätze in den Wäldern, an denen die Gebirgsbäche sich schäumend in tiefe Becken stürzten, die sie aus dem Felsgestein gewaschen hatten, mit natürlichen Wasserfällen, unter denen man duschen konnte. Hohe Bäume wuchsen dicht an dicht entlang der Ufer, und manchmal hörte man sogar einen Hirsch durchs Unterholz rennen. Ich paddelte wieder ein Stück vorwärts, um in der Sonne zu bleiben, und verschüttete dabei etwas Bier aus der Dose auf meinen Bauch. Ein Tropfen davon rann mir kalt die Seite hinab bis zum Rücken. Ich hörte ein schrilles Quieken und blickte auf: Johnny und Tommy warfen die nackte und kreischende Susie ins Wasser. Es war jetzt richtig heiß. Ich rollte mich über den Rand des Reifens, ließ mich in den Teich fallen und tauchte tief hinunter. Ein silbriger Schauer überkam mich, als das Wasser zum Boden hin kälter wurde, und ließ meine Schläfen pochen. Am Grund hielt ich mich an einem großen, schlüpfrigen Felsbrocken fest. Als ich die Augen öffnete, sah ich ein paar Meter entfernt gerade noch die Schwanzflosse eines

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