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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Brotvermehrung.
    »ER hat sie ja alle satt bekommen«, sagte Jens, »und zwar mit zwölf Broten und zwei Fischen. Theoretisch wäre das möglich gewesen, wenn es zum Beispiel Barrakudas oder Thunfische gewesen wären.«
    »Barrakudas und Thunfische im Süßwassersee!« spöttelte Robert.
    Hierzu fiel nun wieder Herrn Terjung etwas ein. »Steht denn irgendwo geschrieben, daß die Fische aus dem See hier kamen? Vielleicht stammten sie aus dem Mittelmeer.«
    »Aber Harald, denk doch mal nach!« wandte Susanne ein. »Vor zweitausend Jahren gab es noch keine Tiefkühlkost. Wie wollen die denn damals die Fische von Haifa oder Tel Aviv hierher transportiert haben? Die hatten doch nur Eselskarren oder so was Ähnliches. Unterwegs wäre das ganze Zeug doch verdorben.«
    »Vielleicht ist es ja nicht, und gerade das ist das Wunder«, trumpfte Harald auf.
    Zu welchem Ergebnis der Debattierclub gekommen ist, habe ich nicht mehr abgewartet, weil ich nach draußen flüchtete. Irene buddelte, fachmännisch von Menachem beraten, Ableger aus und hatte gerade eine Polyantharose entdeckt, die es hier eigentlich gar nicht geben konnte.
    »Das ist auch so ein kleines Wunder«, sagte Menachem augenzwinkernd. »Rund um den See gedeihen Pflanzen, die sonst nirgendwo anders nebeneinander wachsen.«
    »Ach, das ist ja interessant. Ich habe mich nämlich schon gefragt, wieso ich da drüben …«
    Nichts gegen Blumen, zu Hause habe ich ja auch immer welche stehen, aber das hier artete allmählich in ein botanisches Kolloquium aus. »Ihr könnt mich ja rufen, wenn ich tragen helfen soll«, meldete ich mich ab, »bis dahin bummle ich ein bißchen durch den Garten.«
    Neben einem eingezäunten, weil sehr antiken Mühlstein, der mal zu einer Ölpresse gehört haben mußte, saß Frau Conrads. »Leisten Sie mir ein bißchen Gesellschaft?«
    Aber sicher doch! Eine bessere Gelegenheit, sie in unser Komplott einzuweihen, würde sich so schnell nicht finden lassen.
    »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?« meinte sie zweifelnd, nachdem ich ihr unser kleines Spielchen erklärt hatte. »Es wird doch ohnehin schon genug über Sie und Ihre Freundin geklatscht.«
    »Eben drum! Jetzt haben sie doch wenigstens einen Grund dazu. Am Ende der Reise werden wir sie schon aufklären, und dann sind nicht wir die Blamierten, sondern die anderen.«
    Ganz überzeugt hatte ich sie nicht, doch sie versprach, den Mund zu halten und statt dessen die Ohren zu spitzen. Schließlich wollten wir ja wissen, wie weit die Spekulationen über unser ›Verhältnis‹ gingen.
    Frau Marquardt mahnte zum Aufbruch, und sofort tauchte von irgendwoher der Huber-Sepp auf, bereit, unserer Patientin hilfreich zur Seite zu stehen. »Ein reizender Mensch«, sagte Frau Conrads leise, »nicht aufdringlich, aber immer zur Stelle, wenn er glaubt, daß ich Hilfe brauche, und manchmal brauche ich sie wirklich. So ganz in Ordnung ist der Fuß ja doch noch nicht, das merke ich immer dann, wenn ich ein Weilchen gesessen habe.«
    Gemeinsam hievten wir sie in die Senkrechte, dann überließ ich sie ihrem Samariter und begab mich auf die Suche nach meiner anderen Hälfte. Ich fand sie – nein, nicht wie üblich auf den Boden starrend, sondern mit gerecktem Hals in die Höhe blickend. »Hast du deine Knipse dabei?«
    »Nein, der Film war voll.«
    »Dann zieht man einen neuen ein.«
    »Hätte ich ja, ich weiß bloß nicht, wie.«
    Sie sah mich an, als hätte sie ein seltenes Insekt vor sich. »Du weißt nicht, wie man einen Film einlegt?«
    »Natürlich, aber nicht bei diesem Apparat. Den habe ich mir nämlich von Sven gepumpt.«
    Sie lachte laut los. »Sag mal, besitzt du eigentlich nichts Eigenes?«
    »Wieso?« Doch dann begriff ich. Erst der geliehene Koffer, jetzt die Kamera… »Natürlich habe ich einen Fotoapparat, aber einen furchtbar komplizierten. Bis ich die Entfernung, die Belichtung und den ganzen anderen Kram eingestellt habe, ist entweder die Sonne weg oder das Motiv. Was glaubst du, wie viele Bilder ich schon gemacht habe, auf denen später nur das Hinterteil vom Maulesel drauf war oder ein Stück Eisenbahnschiene mit Qualm obendrüber, weil die malerische Dampflok schon dreihundert Meter weitergefahren war. Ich hab’ nun mal mit Technik nichts am Hut, und deshalb hat mir Sven eine von seinen Kameras geliehen. Die sei absolut idiotensicher, hat er behauptet, man brauche nur durchzugucken und draufzudrücken, und das würde ich wohl noch hinkriegen. Ich hab’ bloß vergessen zu

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