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Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Malchow
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Metall, Modell Steuerfachangestellte, passt nicht in meine freudig aufgerissene Schublade.
    » I am Julia. And this is Levi «, hüpfe ich ihr mit meinem Sohn in der Babytrage entgegen.
    » I am Natascha «, sagt sie und dehnt dabei das zweite a.
    Ich warte auf ein erstauntes Gesicht, aber es kommt nicht. Ich warte auf eine Bemerkung: Du bist die Erste, die mit Baby hierherkommt. Aber sie sagt es nicht. Sie lächelt und gibt mir das Gefühl, dass es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt sei, dass ich gerade bei Windstärke 7 mit einem Baby in der Trage von einem Fischerboot in die Abgeschiedenheit des Baikalsees gehüpft bin.
    Sie ist die Managerin des Holzchalets, in dem wir die nächste Woche verbringen werden. Sie erzählt, dass wir für die kommenden zwei Tage die einzigen Gäste seien. Und dass in drei Tagen eine deutsche Gruppe käme. Und ein Paar. Aus Frankreich, meint sie sich zu erinnern. Alle bleiben nur zwei Nächte.
    Ich freue mich, diese Frau für uns allein zu haben.
    Natascha zeigt uns unser Zimmer: eine fast exakte Kopie unseres Zimmers in Listwjanka. Ich muss an den Besitzer Wladi denken und lächeln. Das Zimmer liegt direkt zwischen Küche und Esszimmer für die Gäste. Ist das nicht zu laut, wenn Levi schläft?
    »Du kannst dir gern alle Zimmer anschauen«, sagt Natascha. Aber sie denkt, dass es mit Levi am angenehmsten sei, mittendrin zu sein. So könne ich noch hier sitzen und plaudern, während er bei angelehnter Tür schläft. Außerdem seien die Treppen in den oberen Stock recht steil.
    Nachdem ich alle Zimmer inspiziert habe, gebe ich ihr 100-prozentig recht.
    »Wie viele Kinder hast du, Natascha?«
    »Zwei Töchter. Und eine Enkelin«, lacht sie mit einem Augenzwinkern zurück und hängt eine Hüpfschaukel für Levi in den Flur, direkt vor die Küchentür, aus der es verdammt lecker herausduftet.
    »Hunger?«
    »Und wie!«
    Levi packt mit an
    Levi hüpft und lacht, und Natascha erzählt: Sie ist hauptberuflich promovierte Chemikerin und forscht in Irkutsk über Gifte. Im Sommer ist sie hier in Bolschije Koty. Ihr Arbeitgeber in Irkutsk ist damit einverstanden. Sie lacht: »Er hat keine andere Wahl. Ich muss einfach hierher!«
    Wir bleiben in der Küche sitzen und sind gerade beim Abwaschen, als ein Poltern im Flur ertönt und kurz darauf eine junge Frau mit Baby auf dem Arm im Türrahmen erscheint: Nadia und Marianna. Tochter und Enkelin von Natascha. Beide braunhaarig. Marianna ist einen Monat älter als Levi.
    Was für ein Glück!
    Nadia legt ihre Tochter auf den Küchenboden, und die beginnt sofort Richtung Levi zu robben. Levi versucht seine neue Freundin mit allem zu beeindrucken, was er kann: Er krabbelt um sie herum, zieht sich an einem Stuhl in den Stand und gibt ihr mit seinen Händen ein Trommelkonzert auf der Sitzfläche. Und immer wieder fasst er sie an. Was ihr zunehmend unheimlich wird. Denn: Marianna geht zwar an der Hand, aber sie verweigert das Krabbeln. Und somit ist sie Levi im wahrsten Sinne des Wortes unterlegen. Als dieser vor lauter Euphorie über sie hinwegkrabbelt, bekommt die neue Freundschaft einen kleinen Dämpfer.
    Doch Nadia weiß Rat: Sie schaltet einen kleinen DVD -Player ein. Lustige bunte Comicgestalten erscheinen. Sie singen russische Lieder und erleben Abenteuer in Schlössern und in Wäldern. Marianna sitzt sofort davor wie Mogli aus dem Dschungelbuch vor der Schlange Kaa. Ich versuche Levi noch von den politisch korrekten bunten Werf- und Steckringen aus Plastik zu überzeugen. Aber er sitzt lieber hinter seiner neuen Freundin und verfeinert sein Russisch.
    Nadia beginnt, das Abendessen vorzubereiten. Sie erzählt, dass sie vor zwei Jahren im Sommer hier in Bolschije Koty auf einmal gewusst habe, was sie wolle vom Leben: mehr Zeit in Bolschije Koty. Und kochen. Kurz darauf sei sie schwanger geworden. Eigentlich sei sie studierte Archäologin. Dazu macht sie ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Kochen sei ihre Leidenschaft. Und nun auch ihr Beruf.
    Die Köchin in ihr braucht jetzt unbedingt Kräuter. Mit Marianna auf dem Arm stiefelt sie die wenigen Stufen hinunter in den Garten und bleibt vor zwei meterlangen, mit Holz eingefassten Beeten stehen, um kurz zu überlegen. Sie versinkt in Gedanken in den Gerüchen und Geschmäckern, die sie für uns kochen möchte, taucht wieder auf, lacht, hebt die Folie, die über einem der Beete gewächshausgleich gespannt ist, und findet, was sie sucht. Marianna liegt währenddessen im Gras und

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